Groß-Hochzeit in Heidelberg

Mindestens 33 schwule und lesbische Paare geben sich das Ja-Wort

An einem Sonntag im November werden mindestens 33 schwule und lesbische Paare heiraten

04.10.2017 UPDATE: 05.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden

Ihre Verpartnerung im Juli 2008 war ein unvergesslicher Tag für Bürgermeister Wolfgang Erichson (Mitte) und seinen Ehemann Bertold Quast. Nun werden sie zusammen mit mindestens 32 weiteren Paaren ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen. Foto: Hentschel

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Eigentlich wollten sich Bürgermeister Wolfgang Erichson und Bertold Quast erst im nächsten Jahr, zu ihrem zehnten Hochzeitstag am 26. Juli, noch einmal das Ja-Wort geben. Nun haben sie aber einen triftigen Grund gefunden, ihre eingetragene Lebenspartnerschaft schon früher in eine Ehe umwandeln zu lassen. Denn Erichson organisiert für den 26. November in der Stadthalle eine Massenhochzeit für Schwule und Lesben. 33 Paare haben den Termin bereits fest zugesagt. Die Idee ist bislang wohl einmalig in Deutschland.

Seit 1. Oktober ist das Gesetz zur "Ehe für alle" in Kraft. Und die Stadt hat dies zum Anlass genommen, alle Paare anzuschreiben, die ihre Lebenspartnerschaft in Heidelberg eintragen ließen. Nur sie können sich noch bis 10. Oktober für die feierliche Zeremonie in der Stadthalle anmelden. Seit Inkrafttreten der "Homoehe" im Jahr 2001 haben in Heidelberg 321 Paare den Bund fürs Leben geschlossen; 119 hat Erichson selbst verpartnert. Diese Tradition möchte der Bürgermeister auch bei der "Ehe für alle" beibehalten - er bietet allen gleichgeschlechtlichen Hochzeitspaaren an, sie selbst zu vermählen: "Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und wichtig für viele Angehörige."

Der Bürgermeister wird auch am 23. November die Traurede halten, danach dürfen die Paare einzeln zu den aufgebauten Tischen der Standesbeamten. "Jedem Paar wird einzeln das Ja-Wort abgenommen, mit etwas Abstand, um die Privatsphäre zu wahren", erklärt Erichson. Angehörige und auch anderes Publikum haben keinen Zutritt zu der geschlossenen Veranstaltung, für die Heidelberg Marketing auf die Stadthallen-Miete verzichtet. Jedes Paar zahlt nur 50 Euro für das Buffet, die eigentliche Umwandlung ist kostenlos - und zwar nicht nur am 26. November, sondern generell. Der Tag der Verpartnerung gilt rückwirkend als Tag der Eheschließung.

Der Termin in der Stadthalle fällt zwar auf den Totensonntag, aber auch die evangelische Dekanin Marlene Schwöbel-Hug habe nichts gegen die Massenhochzeit, zumal es sich um eine nicht-öffentliche Veranstaltung handelt und an diesem Sonntag nicht nur der Toten gedacht, sondern auch das Leben gefeiert werde, so Erichson. Und genau das werden die Frisch-, beziehungsweise Wiedervermählten auf jeden Fall tun. Nach der Zeremonie sind sie zu einer gemeinsamen Party eingeladen. Gut möglich, dass es noch eine größere Hochzeit wird. 50 Paare haben ihr Interesse bekundet. Die erste Erstvermählung für ein gleichgeschlechtliches Paar ist in Heidelberg für den 12. Oktober geplant.

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