Lesbische Szene der Region will gesehen werden
100 Teilnehmer kamen mit Regenbogenfahnen und Plakaten. Dabei ging es auch um ein queeres Zentrum in Heidelberg.

Von Laura Kress
Heidelberg. "Manche fragen sich vielleicht: Was haben wir eigentlich noch zu meckern?", sagte Johanna Illgner. "Aber es bestehen noch immer Vorurteile. Wir werden sexualisiert, und es wird behauptet, lesbisch zu sein, sei nur eine Phase."
Die lesbische Szene der Region hatte am Samstag zu einer Demo aufgerufen, um ein Zeichen zu setzen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. "Lesbisch, queer und sichtbar" – so lautete das Motto der "Open Dykes"-Veranstaltung, zu der 100 Teilnehmer kamen und mit Regenbogenfahnen und Plakaten von der Stadtbücherei über die Bergheimer Straße bis zum Uniplatz zogen.
Illgner hatte die Veranstaltung mit Anna Roth von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität und Sarah Kinzebach von "Ilse Rhein-Neckar" organisiert. "Ilse" ist eine Initiative queerer Eltern.
Die Demo war eine von 30 Veranstaltungen, die im Rahmen des "Open Dykes"-Aktionsmonats im Rhein-Neckar-Raum stattfanden. Dyke ist ein englisches Wort für Lesbe. Trotzdem betonte Illgner, dass sich die Demonstration auch an frauenliebende, intersexuelle, nicht binäre, Trans- und Agender-Menschen, kurz Finta, richtete.
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In einem Redebeitrag erzählte Camille Gabriel von "Ilse Rhein-Neckar" von ihren ganz persönlichen Erfahrungen, die sie und ihre Partnerin machen mussten, als sie sich dazu entschieden, Kinder zu bekommen. "Ich habe nach Spendern gesucht, ich habe die Kinder nach ihrer Geburt geküsst, ich bin bereits fünf Jahre mit meiner Frau verheiratet – und trotzdem war ich für unsere Kinder nach deutschem Recht nicht mehr als eine freundliche Bekannte."
Um das zu ändern, gab es für Camille Gabriel nur eine Möglichkeit: die Adoption ihrer Kinder. "Die ,Ehe für alle’ hat nichts verändert."
Schließlich trat Jen Bihr vor die Demonstranten, um ihnen das Projekt eines "Queer Space" in Heidelberg vorzustellen. Bihr möchte, dass im alten Karlstorkino bald ein multifunktionaler Raum entsteht, den queere Gruppen für kulturelle Veranstaltungen oder Workshops nutzen können. "Bisher sieht es gut aus", sagte Bihr. Der Gemeinderat muss aber noch zustimmen.
Als sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte, fuhr Anna Roth in einem mit Regenbogenfahnen und Musikboxen ausgestatteten Pick-up voran, die Demonstranten folgten.
Eine von ihnen war die 27-jährige Mariam Shubadze aus Georgien: "In meiner Heimat wäre so eine queere Demo nicht möglich", sagte sie. Einer weiteren Teilnehmerin war es wichtig, bei Menschen, die keinen Bezug zur Community haben, Bewusstsein zu schaffen.
Mitorganisatorin Kinzebach stellte fest, dass es oft Männer seien, die ihre Sexualität nicht akzeptierten. "Viele sagen dann ,Du musst nur den richtigen Mann finden’", erzählte sie. Daraufhin habe sie dann einmal entgegnet, dass er das wahrscheinlich auch müsse.
Als die Demonstranten auf Höhe des Bismarckplatzes angekommen waren, verstummte die Musik. "Hier ist heute auch eine gewisse blaue Partei", sagte Illgner und meinte damit die AfD, die mit einem Infostand vor Ort war. "Machen wir sie doch einmal auf uns aufmerksam", meinte sie – ein Vorschlag, der bei den Demonstranten gut ankam. "Bunt statt braun – Nazis raus", skandierten sie, während sie am Stand vorbeizogen und auf die Hauptstraße einbogen.