Das neue Heidelberger Konferenzzentrum ist überall machbar

Machbarkeitsstudie zu den sechs potenziellen Standorten liegt vor - Es gibt weiterhin keinen Favoriten - Bürgerbeteiligung geht weiter

06.11.2015 UPDATE: 07.11.2015 06:00 Uhr 4 Minuten, 34 Sekunden

Das sind die sechs Standorte für ein Konferenzzentrum, die nun laut einer Machbarkeitsstudie prinzipiell umsetzbar sind: Teile des Altklinikums am Neckar. Fotos: Philipp Rothe

Von Micha Hörnle

Nach über drei Jahren Bürgerbeteiligung - und einem Gemeinderatsbeschluss - war klar: In Heidelberg kommen sechs Standorte für ein neues Konferenzzentrum prinzipiell infrage, fünf in Bahnhofsnähe und einer im Altklinikum. Nun wurden sie in einer Machbarkeitsstudie eingehender geprüft und heraus kam: Im Prinzip "sind alle Standorte machbar", sagt der neue Chef von "Heidelberg-Marketing", Mathias Schiemer. Er selbst hat das größte Interesse daran, dass der Neubau eines Konferenzzentrums nicht zu einer unendlichen Geschichte wird - und entsprechend zufrieden ist er mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie, in der untersucht wurde, ob ein Areal das Raumprogramm erfüllt, genügend Parkplätze bietet und verkehrlich gut angebunden werden kann - und ob es Platz für ein Hotel gibt: "Da ist nichts schöngerechnet."

Was Schiemer so deutlich nicht sagt, äußert Jobst Wellensiek, der dem Koordinationsbeirat zur Bürgerbeteiligung vorsteht: "Jeder Standort hat sicher seine Vorteile, aber keiner ist ganz ohne Probleme." Genau das hatte sich schon bei der Bürgerbeteiligung herausgeschält: Es gibt keinen Standort, der sich wirklich aufdrängt - und dementsprechend gibt es noch keinen Favoriten. Was bisher nur grob geprüft wurde, ist die Bereitschaft der Eigentümer, die Grundstücke und Gebäude zu verkaufen. Die Kosten für den Erwerb und für den Betrieb eines Konferenzzentrums folgen im zweiten Schritt. Und man ahnt schon: Billig wird das nicht. So wird jetzt schon deutlich, dass die einzige halbwegs innerstädtische Option, das Altklinikum mit seinen vielen denkmalgeschützten Gebäuden, wohl besonders charmant, aber auch besonders kostspielig werden könnte. Und unter den Stadtwerken verlaufen Versorgungsleitungen, die man mit viel Aufwand verlegen müsste.

Das ist noch nicht Schiemers größte Sorge: "Wir wollten mit der Studie sehen, ob ein Standort planerisch machbar ist. Erst dann können wir uns um die Zahlen kümmern." Frank Zimmermann, der seitens der Stadtverwaltung die Bürgerbeteiligung koordinierte, ist bisher zufrieden: "Das verlief fair und gründlich. Ich bin zuversichtlich, dass wir beim Konferenzzentrum zu einem guten Ende kommen und die Bürger dann auch hinter einer Entscheidung stehen."

Das sind die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für die sechs möglichen Konferenzzentrumsstandorte im Überblick:

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Altklinikum

> Lage: Direkt am Neckar und nah am Bismarckplatz (innerstädtisch).

> Raumprogramm von rund 7500 Quadratmetern Nutzfläche erreicht; großer Saal mit 1600 Sitzplätzen möglich; aber kaum Erweiterungsmöglichkeiten.

> Besonderheit: Viele denkmalgeschützte Gebäude (Infektionshaus, Wirtschaftsgebäude und Rechtsmedizin) bleiben erhalten, das alte Wäschereihaus würde abgerissen, an seine Stelle käme eine Tiefgarage und der Kongresssaal darüber.

> Problem: Die zentrale Frischwasser- und Fernwärmestation müsste verlegt werden; für die Uniklinik müsste man teilweise Ersatzbauten errichten.

> Hotel: Neubau mit 145 Zimmern 300 Meter entfernt an der Ecke Bergheimer Straße/Thibautstraße möglich.

> Verfügbarkeit: Grundstücke (sowohl für das Kongresszentrum wie auch für das Hotel) gehören dem Land, der Eigentümer ist aber grundsätzlich verkaufsbereit.

> Verkehr: Anbindung vor allem über die Schurmanstraße (B 37); alternativ auch über Bergheimer Straße/Thibautstraße.

> Parkplätze: 150 in der neuen Tiefgarage und 300 weitere in der Nähe (zum Beispiel bestehendes P 15 in der Thibautstraße).

Stadtwerke

> Lage: 350 Meter vom Hauptbahnhof entfernt in der Kurfürstenanlage.

> Raumprogramm umsetzbar, großer Saal mit 1950 Sitzplätzen möglich; viele Erweiterungsmöglichkeiten.

> Besonderheit: Heutiges Kundenzentrum aus den 1970er Jahren wird zum Kongresszentrum (kein Denkmalschutz).

> Problem: Die Stadtwerkeverwaltung und das Teilelager müssten umziehen.

> Hotel: Neubau mit 240 Zimmern anstelle der Stadtwerkeverwaltung.

> Verfügbarkeit: Alle Grundstücke und Gebäude gehören einem städtischen Tochterunternehmen; die Stadtwerke würden Teile ihrer Flächen abgeben.

> Verkehr: Anbindung über die Kurfürstenanlage.

> Parkplätze: 460 in der Tiefgarage unter Konferenzzentrum und dem Hotel, weitere auf dem Stadtwerkegelände möglich.

Heidelberger Druckmaschinen

> Lage: 250 Meter vom Hauptbahnhof entfernt in der Kurfürstenanlage.

> Raumprogramm umsetzbar; großer Saal mit bis zu 2000 Sitzplätzen möglich; Erweiterung denkbar.

> Besonderheit: Das in den 1980er Jahren gebaute Verwaltungszentrum wird abgerissen; direkt an der Kurfürstenanlage entstehen in zwei getrennten Gebäuden Konferenzzentrum und Hotel; eine Kooperation mit der Print Media Academy ist grundsätzlich denkbar, allerdings soll das Konferenzzentrum auch allein funktionieren.

> Problem: Gerade bei der Anlieferung könnte es Konflikte mit den Bewohnern der angrenzenden Gutenberghöfe geben.

> Hotel: Neubau mit 250 Zimmern direkt an der Kurfürstenanlage (an die Print Media Academy angrenzend).

> Verfügbarkeit: Grundstück ist im Privateigentum (Andreas Epple), aber prinzipiell besteht Bereitschaft zum Verkauf.

> Verkehr: Anbindung über die Kurfürstenanlage.

> Parkplätze: 400 in der Tiefgarage unter Konferenzzentrum und Hotel; man könnte auch etwa 200 weitere in der bestehenden Druckmaschinen-Tiefgarage anmieten.

Lessingstraße

> Lage: gegenüber dem Hauptbahnhof (Grünfläche und Tiefgarage der ehemaligen Hauptpost).

> Raumprogramm umsetzbar; großer Saal mit 2000 Sitzplätzen möglich; kaum Erweiterungen denkbar.

> Besonderheit: direkter Neubau an der ehemaligen Hauptpost (heute Rehamed), deren Gebäude erhalten bleibt, das Konferenzzentrum käme direkt an die Lessingstraße, das Hotel wäre ein Stück in die Kurfürstenanlage versetzt.

> Problem: Eine Grünfläche würde verschwinden; das Areal ist sehr verkehrsbelastet - und entsprechend laut ist es dort; man müsste sich mit den Eigentümern der alten Hauptpost über die Nutzung und Teilüberbauung der bisherigen Tiefgarage einigen, es fehlen rund 100 nachzuweisende Stellplätze.

> Hotel: Neubau mit 245 Zimmern in der Kurfürstenanlage (direkt hinter dem Konferenzzentrum).

> Verfügbarkeit: Nur die bisherige Grünfläche gehört der Stadt, das Gebäude der ehemaligen Hauptpost einem Privateigentümer (der auch die Nutzungsrechte an der bisherigen Tiefgarage hat).

> Verkehr: Anbindung vor allem über die Belfortstraße.

> Parkplätze: 450 in der neuen Tiefgarage unter der ehemaligen Hauptpost.

Bahnstadt Baufeld T1

> Lage: am Czernyring (späterer Bahnhofsvorplatz Süd).

> Raumprogramm umsetzbar; großer Saal mit 2000 Sitzplätzen.

> Besonderheit: Abriss des "Dreifarbenhaus"-Bordells; Hotel wird als 60 Meter hohes Hochhaus errichtet (Konferenzzentrum wäre nur 21 Meter hoch).

> Problem: Keines, eher im Gegenteil, denn das Konferenzzentrum wäre ein Gewinn für den neuen Stadtteil Bahnstadt - und vielleicht auch ein architektonischer Höhepunkt, der Stadtteilverein steht hinter dem Projekt.

> Verfügbarkeit: Das Grundstück gehört Privatleuten; eine Stiftung hat sich ein Vorkaufsrecht gesichert, steht aber einem Konferenzzentrum positiv gegenüber.

> Verkehr: Anbindung über Czernyring.

> Parkplätze: 550 in der neuen Tiefgarage; zudem könnte eine geplante unter dem Bahnhofsvorplatz mitbenutzt werden.

Bahnstadt Baufeld Z2

> Lage: am Czernyring, direkt gegenüber dem Baufeld T1.

> Raumprogramm umsetzbar, großer Saal mit bis zu 2000 Sitzplätzen ist möglich.

> Besonderheit: Abriss des alten PX zwischen dem Wasserturm und der Halle 02 und Neubau eines Konferenzzentrums (ohne Hotel).

> Problem: Das Grundstück ist sehr schmal - und daher gibt es viele Einschränkungen bei der Planung, Platz für ein Hotel gibt es nicht.

> Hotel: Denkbar wäre eines im benachbarten Baufeld T1 (siehe oben).

> Verfügbarkeit: Das Grundstück gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (als einstiges US-Areal); allerdings besteht ein Vorkaufsrecht einer Stiftung, die einem Konferenzzentrum positiv gegenübersteht.

> Verkehr: Anbindung über Czernyring.

> Parkplätze: 390 in einer neuen Tiefgarage; die geplante unter dem Bahnhofsvorplatz kann mitbenutzt werden.

Info: Am Montag, 9. November, wird die Machbarkeitsstudie um 18.30 Uhr in der Stadthalle öffentlich vorgestellt. Die Bürger können im Anschluss über ihre Ergebnisse diskutieren. Die Studie kann man ab heute im Internet einsehen: www.heidelberg.de/konferenzzentrum.

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