Corona-Krise

Heidelberger Theater näht Atemschutzmasken

"Wenn ich andere schütze, dann schütze ich auch mich selbst" - Jeder kann mitmachen

26.03.2020 UPDATE: 27.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Oberbürgermeister Eckart Würzner, Katharina Kromminga, Leiterin der Kostümabteilung des städtischen Theaters und Orchesters, und Intendant Holger Schultze (v.l.) präsentieren die am Theater hergestellten Baumwollmasken. Foto: Philipp Rothe

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Es gibt sie in Blau, Rot, Lila, aber auch ganz klassisch in Weiß, es gibt sie einfarbig und gemustert: Seit Kurzem nähen die Mitarbeiter der Kostümabteilung des städtischen Theaters selbst Atemschutzmasken. Diese sollen als Tröpfchenschutz dienen – und helfen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Hintergrund

Kulturschaffende trotzen der Krise

Die Heidelberger Kulturschaffenden trotzen kreativ der Krise: Auch wenn Theater, Kinos, Konzertsäle, Museen und Musikclubs geschlossen und Festivals abgesagt sind, bleibt das Heidelberger Kulturleben lebendig: Viele

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Kulturschaffende trotzen der Krise

Die Heidelberger Kulturschaffenden trotzen kreativ der Krise: Auch wenn Theater, Kinos, Konzertsäle, Museen und Musikclubs geschlossen und Festivals abgesagt sind, bleibt das Heidelberger Kulturleben lebendig: Viele Kulturinstitutionen und Kulturschaffende reagieren auf die schwierige aktuelle Situation, indem Sie Angebote online auf ihren Internetseiten und in sozialen Medien zu ihrem Publikum frei Haus liefern – von den täglichen künstlerischen Grüßen des Theaters und Orchesters über Hauskonzerte im Karlstorbahnhof bis hin zu den "Corona-Readings" des Interkulturellen Zentrums oder dem digitalen Gang durch die Sammlung des Kurpfälzischen Museums.

Was Kulturinteressierte derzeit auf dem heimischen Sofa miterleben können, hat die Stadt auf ihrer Homepage gebündelt: Im Überblick sind die digitalen Heidelberger Kulturangebote zu finden unter www.heidelberg.de/kulturamt. Die Liste wird fortwährend ergänzt. Kulturbürgermeister Joachim Gerner sagt: "Es ist ein ermutigendes Zeichen, das von der Heidelberger Kulturszene in diesen schwierigen Zeiten ausgeht. Digitale Formate werden das unmittelbare persönliche Erleben nie ersetzen. Aber sie sind gerade jetzt ein wertvolles Hilfsmittel."

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"Die aktuelle Krise ist furchbar", sagt Intendant Holger Schultze. Aber diese Krise bringe auch Positives mit sich – etwa die Chance, sich selbst zu helfen, kreativ zu sein. Am Theater kennen sie sich bestens damit aus. "Wir sind extrem flexibel und trotzdem super strukturiert", sagt Katharina Kromminga. Die Leiterin der Kostümabteilung stieß vor wenigen Tagen auf den Aufruf der Gesellschaft der Theaterkostümschaffenden, Masken zum Fremdschutz herzustellen – und entschied gemeinsam mit Schultze: Da machen wir mit.

Da der Spielbetrieb am Theater mindestens bis zum 30. April ruht, habe man gerade entsprechende Kapazitäten, erklärt Schultze. Hinzu kommt: Hier gibt es eine große Werkstatt und viele Menschen, die sich mit der Nähmaschine auskennen: 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasst die Kostümabteilung. Einige von ihnen arbeiten derzeit im Home-Office. Aber auch von zuhause aus könne man die Masken einfach herstellen. "Man braucht ja nur eine Nähmaschine und ein kleines Stück Stoff", sagt Kromminga. Jeden Tag könnten sie und ihre Kollegen bis zu 60 Stück herstellen.

Die Masken bestehen aus hundertprozentiger Baumwolle und können bei hoher Temperatur – im Idealfall 95 Grad – mindestens zehn Minuten gekocht werden. Einen vergleichbaren Schutz wie zertifizierte Produkte bieten die selbst genähten Baumwollmasken natürlich nicht. Darum geht es aber auch nicht, so Kromminga. Vielmehr komme es auf den Fremdschutz an – darauf, zu vermeiden, dass sich das Virus über Tröpfchen ungehindert übertragen könne. "Wenn ich andere schütze, dann schütze ich am Ende auch mich selbst", sagt Kromminga.

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Wo genau die Baumwollmasken zum Einsatz kommen, ist noch nicht ganz klar. Darüber entscheidet nun die Stadt. Vorerst gehen die Masken an die Feuerwehr, von wo aus sie später verteilt werden sollen. Schultze kann sich vorstellen, dass gerade im sozialen Bereich, etwa in Kindergärten, Bedarf da ist. Zudem könnten zum Beispiel Kunden die Masken im Supermarkt tragen, um Mitmenschen und Personal zu schützen.

Der Intendant ist stolz, dass seine Mitarbeiter in dieser Phase an einem Strang ziehen und alles dafür tun, einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. Das zeige: "Das Theater kann mehr als nur Theater spielen." Auch Oberbürgermeister Eckart Würzner ist begeistert von der Aktion. "Kreativität und Solidarität – genau das ist es, was wir jetzt in der aktuellen Krise brauchen." Jeder müsse derzeit seine Lebensgewohnheiten ändern. Dazu gehöre es auch, sich und andere zu schützen. Diese bunten Baumwollmasken des Theaters sähen nett aus – "und können in dieser schwierigen Zeit Freude machen".

Info: Das Theater ruft alle, die Lust, Zeit und Equipment haben, dazu auf, sich selbst solche Masken zu nähen. Eine Anleitung gibt es unter: www.theaterheidelberg.de. Die fertigen Masken können montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr an der Theaterpforte abgegeben oder per Post an folgende Adresse geschickt werden: Theater und Orchester Heidelberg, Kostümabteilung, Theaterstraße 10, 69117 Heidelberg.

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