Wahlen an der Uni Heidelberg

An die Urnen!

Die Studenten haben ab dem heutigen Dienstag die Wahl - Stura, Senat und weitere Gremien setzen sich neu zusammen - Ein Überblick

19.06.2017 UPDATE: 20.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden

An der Alten Krehl-Klinik im Campus Bergheim machen Plakate Werbung für die Wahl des Studierendenrates. Foto: Philipp Rothe

Von Stefan Meyer

Vom 20. bis 22. Juni haben die rund 30.000 Studenten an der Ruprecht-Karls-Universität wieder die Wahl. Stura, Senat, Fakultätsrat, Fachrat, Fachschaftsrat: Bei derart vielen Gremien kann man leicht den Überblick verlieren. Die RNZ kämpft sich durch das Dickicht - und beantwortet alle wichtigen Fragen zu den Wahlen dieses Sommersemesters.

Die Stura-Wahl

Worum geht es? Der Studierendenrat (Stura) - das Parlament der Verfassten Studierendenschaft - setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: den Vertretern der 51 Studienfachschaften (denen zwischen ein und drei Sitzen zustehen) sowie den Vertretern der uniweiten Listen. In dieser Wahl geht es hauptsächlich um eben jene Listenplätze.

Um wie viele Plätze geht es? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, denn wie viele Sitze den Listen zustehen, hängt von der Wahlbeteiligung ab. Liegt diese bei null Prozent, erhalten die Listenvertreter überhaupt keine Sitze im Stura. Ab einer Wahlbeteiligung von 50 Prozent steht ihnen im Stura die gleiche Anzahl an Sitzen zu, wie die maximale Gesamtzahl der Vertreter der Studienfachschaften beträgt. Bei den bisherigen vier Wahlen lag die Wahlbeteiligung zwischen 13 und 15 Prozent, was zwischen 16 und 18 Sitzen entsprach.

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Wer steht zur Wahl? In diesem Jahr können die Wähler zwischen acht unterschiedlichen Listen wählen (siehe Artikel unten). Nicht mehr angetreten sind die Liste "Campus Bergheim", die vor allem aus Sozialwissenschaftlern bestand, sowie die satirische "Die Liste". Beide hatten bei den letzten Wahlen einen Sitz im Stura erlangt, den sie nun verlieren werden. Dafür steht die Grüne Hochschulgruppe (GHG) wieder zur Wahl, die aufgrund von Personalmangel im letzten Jahr passen musste.

Was sind Wahlkampfthemen? Anders als im vergangenen Jahr, als die Stura-Wahl mit einer Abstimmung über eine - letztlich abgelehnte - Kooperation mit dem Fahrradverleihsystem "Nextbike" kombiniert wurde, gibt es in diesem Jahr kein zentrales polarisierendes Thema. Die partielle Wiedereinführung von Studiengebühren findet sich zwar hier und da in den Programmen wieder, ist zumindest in Baden-Wüttemberg aber ohnehin beschlossene Sache. Das heikelste Thema der letzten Legislaturperiode - die mutmaßlich veruntreuten Gelder durch die ehemalige Vorsitzende - wurde nicht politisch ausgeschlachtet. Dennoch gibt es eindeutige Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Listen. Vor allem, wie der Stura mit studentischen Geldern umgehen und wie sein politisches Selbstverständnis aussehen sollte, gilt als Zankapfel zwischen den unterschiedlichen hochschulpolitischen Kräften.

Hintergrund

mey. Was macht die unterschiedlichen Listen aus? Welche Liste passt zu meinen politischen Vorstellungen? Zwei Fragen, die der Studi-O-Mat anhand von 25 Fragen klärt. Wer es kürzer haben möchte: Die RNZ hat alle Listen gebeten, ihr programmatisches Selbstverständnis in der

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mey. Was macht die unterschiedlichen Listen aus? Welche Liste passt zu meinen politischen Vorstellungen? Zwei Fragen, die der Studi-O-Mat anhand von 25 Fragen klärt. Wer es kürzer haben möchte: Die RNZ hat alle Listen gebeten, ihr programmatisches Selbstverständnis in der Länge einer SMS auszudrücken. Auch wurden sie gebeten, der RNZ ein Foto ihres Spitzenkandidaten zukommen zu lassen, um der jeweiligen Liste ein Gesicht zu geben. Die politischen Eigenheiten traten schon hier zutage: Die Fachschaftsinitiative Jura wird von einem Spitzenduo repräsentiert, und sowohl GHG als auch SDS wollten nur ihr Logo abgedruckt sehen, um Personen nicht über Inhalte zu stellen.

Die Fachschaftsinitiative Jura hat zwei Sitze zu verteidigen und wird von Carolin Becker und Louis Roer angeführt. "Wir vertreten parteipolitisch unabhängig die Interessen der Studis. Unser Ziel ist ein konstruktiver Stura und ein sinnvoller Einsatz von studentischen Geldern."

Die Fakultätsliste Biowissenschaften verfügt ebenfalls über zwei Sitze. Spitzenkandidat Maik Schauerte umreißt ihr Selbstverständnis: "Für bessere Mobilität in HD, Arbeitserleichterung für Studi-Gruppen, studentische Gestaltung von Studium und Lehre: kritisch, unabhängig, Eure Liste fürs Feld!"

Die Grüne Hochschulgruppe (GHG) pflegt eine Nähe zu den Bündnis-Grünen. "Die GHG steht für nachhaltige Hochschulpolitik: Abbau von Bildungsbarrieren, selbstbestimmtes Studium, Geschlechtergerechtigkeit, Müllvermeidung, Ökostrom …", heißt es.

Die SPD-nahen Jusos verfügen derzeit über drei Sitze. "Wir stehen für internationale Solidarität, fordern mehr Erasmusplätze, mehr Transparenz bei ihrer Vergabe und die Abschaffung aller Studiengebühren", betont Claudia Guarneri.

> Die Liberale Hoch-schulgruppe (LHG) steht der FDP nahe und hat unter Spitzenkandidat Egor Didusenco zwei Sitze zu verteidigen. Ihr Kernprogramm: "Machen wir unsere Uni fit für das 21. Jhd. durch den Ausbau digitaler Angebote, eine 24/7 geöffnete Bib und einen Hochschulsport-Standort in der Altstadt!"

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) steht der CDU nahe und sicherte sich bei der letzten Wahl zwei Sitze. "Wir stehen für eine sachorientierte und vernünftige Hochschulpolitik ohne ideologische Scheuklappen und setzen uns für freies und selbstbestimmtes Studieren ein", erklärt Timo Berenz.

Der sozialistisch-demokratische Studierendenverband (SDS) steht der Linkspartei nahe und verfügt gegenwärtig über drei Sitze. Das eigene Selbstverständnis: "Als sozialistische, feministische, und antirassistische Gruppe setzen wir uns für eine solidarische Gemeinschaft, gegen Sozialabbau und Diskriminierung ein."

Ansonsten noch vertreten: die Liste der Medizinstudierenden Heidelberg (zwei Sitze), die auf die RNZ-Anfrage leider nicht geantwortet hat.

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Wie wird gewählt? Jeder wahlberechtigte Student hat zehn Stimmen. Kumulieren (also die Anhäufung von Stimmen) und Panaschieren (also das Verteilen der Stimmen auf unterschiedliche Listen) ist erlaubt, wobei ein einzelner Kandidat maximal zwei Stimmen auf sich vereinen darf.

Bei der ersten Antwort hieß es, dass es bei den Stura-Wahlen "hauptsächlich" um die Listenplätze geht. Warum das? Manche Studenten können vom 20. bis 22. Juni gleich doppelt für den Stura wählen: Die Stura-Vertreter der Studienfachschaft Geographie (ein Sitz), Politikwissenschaft (zwei Sitze) und Medizin Heidelberg (drei Sitze) stehen diese Woche ebenfalls zur Wahl und werden von den Studenten dieser Fächer in Personenwahl bestimmt. Alle anderen Studienfachschaften haben sich bereits für alternative Entsendungsverfahren entschieden.

Die Senatswahl

Worum geht es? Der Senat ist das höchste Kollegialorgan der Ruprecht-Karls-Universität und das vielleicht mächtigste universitäre Gremium, in dem Studenten eine Stimme haben. Insgesamt verfügt der Senat über 39 stimmberechtigte Mitglieder, darunter vier Studenten. Bei den letzten Wahlen fielen zwei Sitze an die Grüne Hochschulgruppe und je ein Sitz an die Jusos sowie die Liberalen.

Wer steht zur Wahl? Neben den klassischen hochschulpolitischen Kräften Jusos, Grüne, Liberale und RCDS stehen auch die "Medis für den Senat" sowie die Liste "MathPhysTheo" zur Wahl, die sich fast ausschließlich aus Studenten der naturwissenschaftlichen Fakultäten sowie der Theologie zusammensetzt.

Wie wird gewählt? Jeder wahlberechtigte Student hat vier Stimmen. Kumulieren ist nicht erlaubt, Panaschieren schon.

Und sonst so?

Fakultätsrat: Das höchste Kollegialorgan auf Fakultätsebene, in dem beispielsweise über die Berufung von Professoren und die Schaffung und Schließung von Studiengängen entschieden wird. Jeder der zwölf Fakultätsrate umfasst sechs bis acht studentische Mitglieder, die in diesem Sommer allesamt zur Wahl stehen. Hier treten keine unterschiedlichen Listen, sondern jeweils Einzelkandidaten an.

Fachrat: Ein Gremium, das nur in den Fächern der Neuphilologischen, der Philosophischen sowie der Fakultät für Verhaltens- und empirische Kulturwissenschaften existiert. Im Fachrat werden fachbezogene Themen wie Prüfungsordnungen oder das Lehrangebot besprochen. Ein bis drei studentische Mitglieder sitzen in diesem Gremium und werden alle zwei Semester neu gewählt. In zwölf der 35 Fachräte stehen diese Vertreter zur Wahl. Auch hier treten keine unterschiedlichen Listen, sondern Einzelkandidaten an.

Fachschaftsrat: Genau wie der Stura ein Organ der studentischen Selbstverwaltung, das folgerichtig nur aus Studenten besteht. Der Fachschaftsrat umfasst mindestens zwei Mitglieder und ist das Exekutivorgan einer der 51 Studienfachschaften. Zu seinen Aufgaben zählt es beispielsweise, Fachschaftssitzungen einzuberufen, zu leiten und entsprechende Beschlüsse auszuführen. In zwölf Studienfachschaften wird diese Woche gewählt. Auch hier treten keine unterschiedlichen Listen, sondern Einzelkandidaten an.

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