Heidelberger Clubs ergreifen die Initiative
Erstes Gespräch - Nur zwei Stadträte kamen - Kritik am Kulturamt

Archiv-Foto: Kresin
Von Anica Edinger
Heidelberg. Zu viel Bürokratie, zu hohe Auflagen, zu teure Mieten: "Die Herausforderungen eines Live-Musiveranstalters haben sich in den letzten Jahren extrem verschärft", sagt Hannes Seibold, Geschäftsführer der Halle 02. Um über die Situation von Musikclubs und deren finanzielle, aber auch ideelle Unterstützung seitens der Stadt zu sprechen, hatten Seibold sowie Vertreter des Cave 54, der Villa Nachttanz, der Leitstelle im Dezernat 16 sowie der Breidenbach Studios am Freitag kurzfristig zum Gespräch in die Leitstelle ins Dezernat 16 geladen - zu kurzfristig für viele der Geladenen. Denn nur zwei Stadträte - Kathrin Rabus von den Grünen und Michael Rochlitz von der SPD - kamen zum Gespräch.
Das Kulturamt und die städtische Wirtschaftsförderung entschuldigten sich vorab mit einem längeren Schreiben. Da der städtische Vorschlag für den Doppelhaushalt 2019/2020 erst Mitte Oktober dem Gemeinderat vorgelegt wurde und derzeit darüber beraten werde, könne man sich als städtische Vertreter derzeit nicht zur Forderung eines "nicht unerheblichen Förderbetrags" äußern oder gar positionieren, heißt es darin.
Überhaupt habe man das Thema längst auf der Agenda. Schließlich stehe am kommenden Mittwoch der erste Runde Tisch zur Heidelberger Clubkultur an. Im Ausschuss für Bildung und Kultur am 29. November werde das Kulturamt zudem ein Programm zur Live-Musik-Förderung vorstellen. Nur: Für die Clubbetreiber kommt das zu spät. Mittel für die Förderung von Clubs müssten jetzt im Dezember mit dem Haushalt für die kommenden beiden Jahre bereitgestellt werden. Allerdings ist im Entwurf der Stadt dafür nichts vorgesehen.
"Deshalb haben wir jetzt die Initiative ergriffen", so Seibold. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Fraktionen am Donnerstag im Gemeinderat ihre Änderungsanträge für den Haushalt einbringen. Am Sonntag haben sich die Clubbetreiber deshalb noch einmal zusammengesetzt - und am Konzept des Verbands "Eventkultur" gefeilt.
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Zwischen 200.000 und 250.000 Euro sind dabei für die Förderung von Livemusik - damit sind nicht nur Bands, sondern etwa auch DJs gemeint - vorgesehen. Sie werden nach einem besonderen Schlüssel zwischen allen Clubs, die bestimmte Kriterien erfüllen, aufgeteilt. Am Montag verschickten die Spielstättenbetreiber das Konzept an die Fraktionen im Gemeinderat.
SPD-Stadtrat Rochlitz machte am Freitag schon Hoffnung: "Wir sind interessiert." Es sei jetzt an den politischen Parteien, eine Lanze für die Clubkultur zu brechen. Denn: "Das Kulturamt hat in unserer Art von Kultur keine Expertise", sagt Seibold. Auch Rochlitz bekräftigt: "Es hat da eine völlig andere Sichtweise."
Das könne auch daran liegen, dass der Austausch, etwa mit dem Theater, viel intensiver sei als mit den Clubbetreibern. Man könne Amt und Stadträte doch öfter mal zu Gespräch und Kultur einladen, schlug Rochlitz vor. Rico Riedmüller vom Cave 54 hat da schon Erfahrungen: "Ich habe einmal zum Jazz eingeladen", sagt er, "aber keiner ist gekommen."
Solche Geschichten sind nach Ansicht der Kulturschaffenden ein Grund dafür, weshalb viele Kreative nach Mannheim abwandern. "Sehr viele sind schon gegangen", sagt Laszlo Feher von der Leitstelle. Einer davon war etwa Patrick Fogascy, der Veranstalter der "Herbstzeitlosen" beim "Heidelberger Herbst" auf dem Friedrich-Ebert-Platz. 2015 wurde seine Veranstaltung wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Er packte sein Konzept und ging nach Mannheim. Feher: "Und dort hat ihm der Oberbürgermeister die Hand geschüttelt und gefragt, wie viel Geld er braucht."