Bier-Beben

Welde übernimmt Heidelberger Brauerei

Vom "gallischen Dorf der Bierbrauer": Wie Max Spielmann die Marken stärker auf dem regionalen Markt verankern und gegen "die Großen" kämpfen will.

21.03.2024 UPDATE: 21.03.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Foto: Rothe

Von Alexander Wenisch

Heidelberg. Wo für Michael Mack vor über 50 Jahren alles begann, endet es nun auch. Vor dem alten Sudkessel im "Braustübl" der ehemaligen Heidelberger Brauerei in Bergheim übergibt der Unternehmer seinen Familienbetrieb. Max Spielmann, Chef der Plankstädter Brauerei Welde, übernimmt ihn.

Mit dieser "Nachfolgeregelung" sei er im Reinen, betont Mack immer wieder. Doch man sieht dem 68-Jährigen auch an, wie schwer ihm der Schritt gefallen sein muss. Er wurde hier 1973 zum Kaufmann ausgebildet, stieg im Unternehmen auf und war die vergangenen 20 Jahre Geschäftsführer. Seine Kinder – Sohn Christian (36) war immerhin die vergangenen 15 Jahre als Prokurist an seiner Seite – wollten nicht übernehmen.

Übergabe im „Braustübl“: Nach 50 Jahren übergibt Michael Mack (r.) sein Familienunternehmen, die „Heidelberger Brauerei“, an Max Spielmann, der seit 2019 Chef der Welde-Brauerei ist. Foto: Rothe

Jetzt also Welde – der Kaufpreis bleibt geheim. Spielmann kehrt stattdessen im Pressegespräch die Tradition und Heimatverbundenheit beider Häuser heraus. Das Heidelberger Brauhaus wurde 1753 gegründet und ist heute das älteste noch produzierende Gewerbe in der Stadt. 25 Mitarbeiter und drei Azubis stellen rund 25.000 Hektoliter Bier her.

Welde ist ein Jahr älter und heute mit 55 Angestellten und 90.000 Hektolitern gut doppelt so groß. "Max hat in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht", lobt Mack seinen Nachfolger. Der 35-Jährige ist seit 2019 geschäftsführender Gesellschafter in Plankstadt; Welde ist seit den 50er-Jahren im Besitz seiner Familie.

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Die neue Aufgabe in Heidelberg zolle ihm viel Respekt ab, sagt Spielmann. Während der Corona-Pandemie habe er erlebt, was es heißt, das eigene Personal auf Kurzarbeit setzen zu müssen. Darum sei er sich auch der sozialen Verantwortung bewusst, die er nun übernimmt.

An der Personalstruktur soll sich zunächst in beiden Brauereien nichts ändern, auch sollen die Häuser als eigenständige Unternehmen erhalten bleiben. Dies sei bei den Betriebsversammlungen, die in den vergangenen Tagen stattfanden, als "positive Überraschung" wahrgenommen worden, berichtet Mack.

Spielmann plant, beide Biermarken noch stärker als bisher auf dem regionalen Markt zu setzen. "Ich lege überhaupt keinen Wert darauf, dass meine Flaschen in irgendeinem Späti in Berlin stehen", sagt er und gibt sich kämpferisch: "Wir wollen zum gallischen Dorf der Bierbrauer werden." Für sein "Cervisia" sieht er zwischen Mosbach und der Pfalz noch genug Wachstumspotenzial. Der Gegner sei auch nie die Heidelberger Brauerei gewesen.

"Wir kämpfen gegen die Großen, gegen die Krombachers und Warsteiners dieser Welt", so Spielmann. Das weiß auch Mack, der erzählt: Angst habe er gehabt, dass sein Heidelberger Bier und die Mitarbeiter "auf der Strecke bleiben", wenn er an eine große, überregionale Brauerei verkauft hätte. Darum hat er mit diesen auch gar nicht erst geredet, als klar war, dass keines seiner Kinder ans Ruder will.

Einen "gallischen Schlachtplan" hat Spielmann indes noch nicht. Die Geschäfte liefen gut, sagt er und berichtet aus Plankstadt: "Wir platzen aus allen Nähten." Welde brauche mehr Lagerflächen, mehr Tankkapazitäten. Das können die Heidelberger bieten. Synergien sieht der junge Unternehmer auch in einem gemeinsamen Vertriebsteam, das im regionalen Kerngebiet "sehr stark aufgestellt" sei. Und im Fuhrpark beider Brauereien.

Weiter ausbauen will Spielmann das Segment der alkoholfreien Biere. Auch im Geschmack des "Heidelbergers" sieht der Biersommelier noch Verbesserungspotenzial. Er praktiziert das "Slow Brewing": Das Gebräu bekommt bei Welde statt der üblichen vier Wochen sechs bis acht Wochen Reifezeit. Auch verwendet Spielmann Aroma-Hopfen, den er nun auch bei der Heidelberger Brauerei etablieren will.

Ganz leer ist Macks Krug indes noch nicht. Er will dem Nachfolger ein Jahr lang "mit Rat und Tat" zur Seite stehen. Er werde auf ihn hören, sagt Spielmann. "So wie ich auf meinen Vater gehört habe, als ich unseren Betrieb übernommen habe."

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