"Ich bin sicher, dass Medikamente gefunden werden"
Uniklinik und Stiftung Chirurgie wollen Forschung zum Bauchspeicheldrüsenkrebs vorantreiben - Expertenrunde am 19. November

Von Birgit Sommer
Wenn die Krebsforscher neue Therapien finden – der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nie dabei. Jedes Jahr erkranken 20.000 Menschen in Deutschland daran. Und die meisten sterben ziemlich schnell. Das Europäische Pankreaszentrum an der Universitätsklinik und die Heidelberger Stiftung Chirurgie wollen nun die Forschung vorantreiben. Denn für diese spezielle Krebsart sei bisher viel zu wenig Geld geflossen.
Die jüngsten Erkenntnisse über die unheilvolle Erkrankung teilen sie bei einem Expertentalk am Donnerstag, 19. November, dem Weltpankreaskrebstag. Ab 18 Uhr kann man ihnen im Internet folgen: Prof. Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik, Prof. Dirk Jäger, Geschäftsführender Direktor des Nationalen Tumorzentrums (NCT), Fritz Pleitgen, Journalist und Präsident der Stiftung Deutsche Krebshilfe, sowie Ernst Freiberger, Unternehmer und Großspender der Heidelberger Stiftung Chirurgie, und Moderator Sascha Spataru. Die RNZ sprach mit Markus Büchler.
Herr Professor Büchler, wenn ich an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranke, kann ich gleich mein Testament machen. Ist es so?
Mit Pankreaskrebs liegt die Chance, noch fünf Jahre lang zu leben, bei maximal fünf bis zehn Prozent.
Auch interessant
In zehn Jahren soll dieser Krebs die häufigste krebsbedingte Todesursache sein. Wie kommt es zu diesem Anstieg?
Alle anderen Krebserkrankungen haben mehr Aussicht auf Heilung. Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs haben dann ihren Schrecken verloren. Die Patienten überleben heute schon zu 70 bis 90 Prozent für viele Jahre. Auch Lungenkrebs gilt inzwischen als mit Immuntherapie behandelbar. Übrig bleibt der Pankreaskrebs.
Welche sind denn die Risikofaktoren für diesen Krebs?
Rauchen ist ein Riesenthema, dann sehen wir noch familiäre Häufungen, also erbliche Ursachen. Für andere Hypothesen wie die Ernährung als Ursache gibt es keine Daten. Und Alkohol spielt keine Rolle.
Gibt es Möglichkeiten zur Früherkennung?
Der Pankreastumor macht keine Symptome. Er kann wachsen, bis er zu groß ist. Die Forschung hat zwar eine Vorstufe gefunden, zystische Veränderungen, ähnlich den Polypen im Darm, doch es müsste erst ein Bluttest mit großer Treffsicherheit gefunden werden, den man für ein Screening einsetzen könnte. Die Krebsforscher sind da dran. Untersuchungen bei Millionen Menschen per Computertomografie wären zu teuer und mit zu viel Strahlenbelastung verbunden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten sehen Sie in Zukunft? Worauf fokussiert sich die Forschung?
Die einzige Behandlungsmethode heute ist die Operation. Da hat jeder Zweite die Chance, noch mindestens fünf Jahre zu leben. Aber 80 Prozent der Patienten können nicht operiert werden, weil die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist und sich bereits Metastasen gebildet haben. Die Immuntherapie, mit der heute Melanome, Lungenkrebs und Blutkrebs recht erfolgreich behandelt werden können, hilft nicht beim aggressiven Pankreaskarzinom.
Warum nicht?
Bei vielen Krebserkrankungen weist das Genom des Tumors nur wenige Mutationen auf. Beim Pankreaskarzinom sind es 200. Also zu viele Ziele, die angegriffen werden müssten. Aber ich bin sicher, dass in den nächsten Jahren auch gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs Medikamente gefunden werden.
Info: Expertentalk zum Weltpankreastag am Donnerstag, 19. November, ab 18 Uhr im Internet unter www.stiftung-chirurgie.de/mediathek/weltpankreaskrebstag. Das in Lila angestrahlte Heidelberger Schloss macht an diesem Abend auf den Weltpankreaskrebstag aufmerksam.