75 Jahre Rhein-Neckar-Zeitung

Wie die Bilder in die Zeitung kommen

Die "Repro" kümmert sich um die Bearbeitung von Fotos und erstellt die meisten Grafiken, die in den Ausgaben der RNZ zu sehen sind.

27.08.2020 UPDATE: 05.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Mit Spaß bei der Arbeit: Teamleiter Gerhard Link (l.) überprüft gerade die tägliche Grafik mit Corona-Infektionszahlen, Stephan Gschwind (M.) und Rene Wendel schauen ihm über die Schulter. Foto: Joe

Von Michael Abschlag

Heidelberg. Nach und nach trudeln die Bilder ein. Fotos von Veranstaltungen, Vereinstreffen, Diskussionsrunden. Aufnahmen aus Theatersälen und Fußballstadien. Porträtbilder von Ehrenamtlichen, Kulturschaffenden und Politikern. Um sie alle kümmert sich nun die Repro: Sie ist dafür verantwortlich, dass die Bilder in die Zeitung kommen.

"Die Bildbearbeitung ist unsere Hauptaufgabe", sagt Stephan Gschwind, der seit 1992 dabei ist. Zusammen mit Gerhard Link und Rene Wendel bildet er das dreiköpfige Team. "Das heißt, wir müssen die Bilder für den Druck auf Zeitungspapier anpassen." Und das läuft so ab: Die Bilder werden von Redakteuren und Fotografen auf Server hochgeladen, per Mail geschickt oder auch mal auf USB-Stick oder Speicherkarte vorbeigebracht. Auch müssen immer mal wieder Papierfotos per Scanner digitalisiert werden. Dann beginnt die Anpassung: Helligkeit, Farbsättigung, Schärfe und Kontrast müssen angepasst werden. "Bei einem guten Foto geht das eigentlich ziemlich schnell", sagt Gschwind. Auf dem Bildschirm ist gerade ein solches Foto zu sehen, es zeigt ein Freibad. Ein bisschen die Helligkeit rauf, etwas das Grün der Baumkronen hervorheben, weil sie sonst auf dem Papier schnell blass wirken – fertig ist das Bild. "Das ist zum großen Teil Erfahrung", so Gschwind.

Es gibt aber auch Bilder, da sitzt die Repro etwas länger dran. Etwa, weil der Raum dunkel war und die Personen kaum zu erkennen sind. Oder die Licht-Schattenverhältnisse im Freien ungünstig waren. Oder, weil das Bild doch einmal unscharf geworden ist. Dann gilt es, zu feilen, auszuprobieren, mit der Anpassung zu experimentieren – solange, bis das Bild so gut ist, dass man es in den Druck geben kann. Ist die Repro zufrieden, wird das Bild beim Abspeichern mit einem Farbprofil versehen und in das entsprechende Verzeichnis gestellt, von dem aus die Redakteure es auf das Seitenlayout des Redaktionssystems ziehen können.

Zu den Aufgaben der Repro gehört auch das Erstellen von Logos und Grafiken. Ob nun Wirtschaftsdaten, Baustellen in der Region oder die Corona-Grafik, deren Zahlen die Repro abendlich aktualisiert – mithilfe von Programmen wie Photoshop und Adobe Illustrator entwerfen die Mitarbeiter alles vom Balken – bis zum Tortendiagramm. Dazu gehören auch Karten, wie sie etwa im Reiseteil zu finden sind. "Landkarten werden je nach Reiseregion ausgewählt, die topografischen Landschaftsformen angepasst und mit denen im Reisebericht vorkommenden Orten oder Sehenswürdigkeiten markiert", erklärt Link.

Auch interessant
75 Jahre RNZ: Die Onliner: Wie die RNZ digital auf der Höhe der Zeit bleibt
75 Jahre Rhein-Neckar-Zeitung: Der Zeitungsalltag der RNZ im Schnelldurchlauf (plus Video)
75 Jahre Rhein-Neckar-Zeitung: 350 Leserbriefe von Ralph-Peter Fischer hat die RNZ veröffentlicht

Kreativität ist beim Entwerfen von Logos gefragt, die etwa Serien kennzeichnen. Oft haben Redakteure bereits eine Idee, wie das Motiv aussehen soll, erzählt Gschwind. Auch das Aufmacherfoto auf der Titelseite bereitet manchmal Arbeit und Kopfzerbrechen. Es müssen Flächen geschaffen werden, um die Überschrift zu platzieren, Personen oder Gegenstände freigestellt werden. Die Arbeit geht der Repro dabei nie aus. Wendel schätzt, dass sie am Tag 150 Bilder und pro Woche 20 Grafiken bearbeiten.

Die Arbeit der Abteilung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. "Als ich angefangen habe, wurden gerasterte Fotos und ausbelichtete Texte noch auf die Seiten geklebt", erinnert sich Gerhard Link, der seit 1980 dabei ist. "Dann wurden die Seiten mit einer riesigen Reproduktionskamera abfotografiert und die dabei entstandenen ganzseitigen Negativfilme auf eine lichtempfindliche Druckplatte kopiert und danach entwickelt. Die flexible Platte wurde nach der Trocknung auf die Rotationstrommel der Druckmaschine gespannt."

Gab es Änderungen, mussten die neuen Seiten per Kurier in die Druckerei gebracht werden. "Damals war die Berufsbezeichnung noch Chemigraph, daraus wurde dann Reproduktionsfotograf – daher der Name Repro – und nach der digitalen Umstellung schließlich Mediengestalter." Als sich in den 1990ern und frühen 2000ern die Digitalisierung durchsetzte, änderte sich die Arbeitsweise von Grund auf. "Früher war das ein Handwerk, heute findet alles am Computer statt", so Link. Ihre Kernaufgabe ist aber immer dieselbe geblieben: Dafür zu sorgen, dass die Zeitung nicht nur lesenswerte Texte enthält. Sondern auch gute Bilder.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.