Einschulung feiern

So wird der Tag für Kinder schön

Zwei Expertinnen geben Orientierung und erklären, warum gut nicht gleich groß ist.

17.07.2025 UPDATE: 17.07.2025 09:49 Uhr 4 Minuten, 19 Sekunden
Der erste Schultag bedeutet sowieso eine Wundertüte neuer Eindrücke für Kinder - wie er gefeiert wird, sollten sie mit entscheiden können. Foto. dpa

München/Berlin. (dpa) - Der erste Schultag ist vor allem für die Kinder eine aufregende Sache. Doch er kann auch Eltern nervös machen, wenn es darum geht, wie man ihn gestaltet. 

Ganz wichtig: Es ist der Tag des Kindes, und daher sollten Eltern bei der Planung dessen Temperament berücksichtigen, rät die Buchautorin Nora Imlau: "Ein schüchternes, sensibles Kind wäre wahrscheinlich von einer großen Feier überfordert." Dann könnte zum Beispiel ein kleines Kaffeetrinken mit den Großeltern ausreichen. "Für ein bewegungsfreudiges Kind ist eine Hüpfburg ein Highlight oder eine Schnitzeljagd. Ein kleiner Partylöwe freut sich über ein richtig großes Fest mit vielen Freunden", sagt Nora Imlau. 

Auch die Ressourcen der Eltern sind ein wichtiger Punkt. Wie viel Budget, Platz, Zeit und Kraft für die Vorbereitung stehen zur Verfügung? "Je näher Familien an ihren individuellen Bedürfnissen entlang planen, statt sich dem Druck von außen zu beugen, desto schöner wird der Start in die Schulzeit", sagt Nora Imlau. Sechs wichtige Fragen - und Antworten darauf: 

1. Wie entscheiden wir über die Gäste?

Eltern und Kind sollten gemeinsam besprechen: Wie groß soll der Rahmen werden? Wen möchte das Kind dabeihaben, etwa die Großeltern oder auch den besten Freund aus dem Kindergarten? 

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Familien- und Erziehungsberaterin Martina Stotz hat einen Tipp für Eltern, die die Feier lieber kleiner halten möchten. Sie können etwa sagen: "Wir feiern heute nur mit dir, morgen laden wir noch deine Freundin zum Eis ein." So erlebe das Kind: Ich werde gehört - und doch behalten die Erwachsenen den Rahmen im Blick.

2. Manche feiern größer, mit Restaurantbesuch oder Party. Ist das übertrieben?

Aufwändiger geht es natürlich auch - wie das aussieht, kann von der Region abhängen. "Während es etwa in Bayern oder Baden-Württemberg eher unüblich ist, die Einschulung größer zu feiern, ist die Einschulung in den östlichen Bundesländern traditionell ein größeres Fest", sagt Nora Imlau. Da sei es sehr üblich, im Restaurant zu feiern oder professionelle Unterstützung bei der Partyplanung in Anspruch zu nehmen. 

Sie findet: "Übertrieben ist das nicht. Es ist einfach eine andere kulturelle Prägung noch aus DDR-Zeiten, wo kirchliche Riten wie Taufe und Erstkommunion weniger gefeiert wurden, dafür aber die Einschulung ein großer und wichtiger Tag war."

3. Wie kann der erste Schultag schön, aber nicht stressig werden?

"Ein guter Start gelingt, wenn der Tag nicht zu vollgepackt ist", sagt Familienpsychologin Martina Stotz. Sie empfiehlt, nach der Einschulungsfeier "nicht direkt mit 20 Personen ins Restaurant zu gehen, sondern vielleicht erst mal mit den engsten Bezugspersonen gemütlich nach Hause".

Dort können die Erstklässler etwa die Schultüte in Ruhe auspacken. Später gibt es das Lieblingsessen, zum Beispiel Pfannkuchen, Nudeln oder ein Buffet mit kleinen Snacks. Und geschmückt wird mit einer Wimpelkette und Tischdeko, die die Kinder vorher mitgestaltet haben. Wer dazukommt und mag, bringt einen Wunsch oder eine kleine Erinnerung mit, schlägt Stotz vor. 

Auch ein Grillfest oder Picknick sind Möglichkeiten. Ebenso ein Spaziergang mit Überraschungsstationen wie Luftballons und kleinen Aufgaben - oder eine Schatzsuche im Garten oder Stadtpark mit Schulsachen. "Wichtig ist es, das Kind vor einer Überreizung zu schützen. Denn es ist an diesem Tag ohnehin sehr aufgeregt. Da hilft Bindung, etwas Entschleunigung und Geborgenheit am Nachmittag sehr", sagt Stotz. 

4. "Die anderen machen das auch so …": Wie wichtig ist das?

"Natürlich vergleichen sich Kinder auch untereinander, und sind vielleicht traurig, wenn gefühlt alle ein größeres, schöneres Fest bekommen haben als sie", so Nora Imlau. 

Deshalb mache es schon Sinn, sich als Eltern schlau zu machen, wie in der eigenen Einschulungsregion traditionell gefeiert wird, insbesondere wenn man selbst zugezogen ist. "Gleichzeitig dürfen Eltern dem allgegenwärtigen Vergleichsdruck ruhig selbstbewusst entgegentreten und sich gemeinsam mit ihrem Kind auf eine Feier verständigen, sie zu ihnen als Familie passt", sagt Imlau. 

Martina Stotz rät, ganz bewusst das eigene Kind im Blick zu behalten. "Nur weil andere 30 Leute einladen oder eine Candy-Bar aufbauen, heißt das nicht, dass das eigene Kind das auch braucht."

Sie berichtet: "Eine Mutter hat mir erzählt: "Wir haben eine Picknickdecke im Wald ausgebreitet und nur zu viert gefeiert. Mein Sohn hat gesagt: Das war der schönste Tag in meinem Leben." Solche Rückmeldungen zeigen: Weniger ist oft mehr – wenn es persönlich ist und das Kind die Bindung seiner Kernfamilie spürt."

5. Wie gelingt eine Einschulungsfeier mit wenig Budget?

Nora Imlau sagt: "Je weniger Geld zur Verfügung steht, desto mehr liegt der Fokus auf liebevollen Details." 

So macht ein selbstgebackener Kuchen mit bunten Streuseln und Gummibärchen als Deko gleich viel mehr her. Hübsche selbstgebastelte Tischdeko und Girlanden machen aus jeder Bierbank eine feierliche Tafel. Und vielleicht hat jemand von den Gästen Lust, die Kinder zu schminken oder eine Fotostation mit lustigen Accessoires anzubieten? "All das kostet wenig Geld und schafft gleichzeitig besondere Erinnerungen an einen ganz besonderen Tag", fasst Imlau zusammen. 

Martina Stotz' konkrete Ideen:

Schulweg mit Straßenkreide bunt bemalen – etwa mit Mutworten.

Schnitzeljagd im Park mit kleinen Botschaften von Freunden und Freundinnen.

Videobotschaften von Familie und Freunden, auf dem Handy zusammengestellt.

ein Tisch mit "Mutmach-Karten", die Gäste für das Kind schreiben.

Bilderrahmen zum Selbstgestalten mit dem Einschulungsdatum.

Stotz: "Viele Kinder erinnern sich nicht an die Deko – doch speichern sie Momente, die lustig waren und in welchen sie mit ihren Liebsten in Verbindung waren."

6. Wie schafft man schöne Erinnerungen – ohne gestellte Fotos?

Statt "Bitte lächeln" auf der Treppe können Eltern diese Dinge ausprobieren:

Lassen Sie das Kind zum Beispiel einen Wunsch in die Kamera flüstern

Machen Sie vorher und nachher ein Bild: morgens mit voller Schultüte, abends mit vollem Bauch und müden Augen

Oder: Eine Foto-Collage basteln mit den Gästen und Dingen, die das Kind am Tag erlebt hat.

"Versuchen Sie, den Tag so zu gestalten, wie es zu Ihrem Kind passt – nicht zu dem, was 'man so macht' oder was andere von ihnen erwarten", rät Stotz. Ein kleiner Moment echter Verbindung gebe einem Kind mehr Sicherheit als jedes Geschenk oder jede Party. "Zum Beispiel ein liebevoller Blick, eine Umarmung oder Sätze wie "Ich glaube ganz fest an dich! Ich bin so stolz auf dich!"".

Und Nora Imlau rät außerdem, darauf zu achten, nicht alle Energie auf den ersten Schultag zu verwenden. Es sollte noch Kraft für die folgenden Tage übrig bleiben. "Die Umstellung vom Kindergarten- vom Schulkind ist für viele Kinder eine große, die enger und liebevoller Begleitung bedarf." 

Da ist es schön, wenn Eltern in dieser Zeit zusammen mit dem Kind die ersten Buchstaben und Zahlen üben und mit großem Interesse, aber ohne Druck, die ersten Schritte als Schulkind begleiten. "Dazu gehört auch, Verständnis zu zeigen, wenn das Kind, das vormittags nun plötzlich so groß sein muss, nachmittags plötzlich wieder ganz klein sein mag, viel kuscheln und vielleicht sogar im Elternbett schlafen mag", sagt Nora Imlau. Das sei ganz normal in dieser aufregenden Zeit.