Wanderwege  - Teil 6

Wir wandern entlang des Neckarsteigs

Die Sechste Etappe auf dem Neckarsteig führt von Neunkirchen nach Neckargerach

01.07.2020 UPDATE: 04.07.2020 06:00 Uhr 4 Minuten, 2 Sekunden
Wie Inseln im Wolkenmeer: Der alte Umlaufberg des Neckars, der Mittelberg (l.), die Minneburg und rechts ein paar Häuser von Neckargerach. Foto: Thomas Kottal

Unsere neue Etappe auf dem Neckarsteig ist auch für Menschen geeignet, die Wandern nicht als Hochleistungssport betrachten. Sie führt uns über 18 Kilometer von Neunkirchen nach Neckargerach, beinhaltet aber soweit keine größeren Steigungen.

Wer die Strecke als Tagestour unternehmen möchte, reist am Wochenende am besten mit der Ruftaxilinie an. Diese wurde für Wanderer aber auch für die Bürger selbst eingerichtet, um die Verbindung zur S-Bahn zu ermöglichen. Wer das Angebot nutzen will, muss mindestens eine Stunde vor der Abfahrt unter der im Fahrplan angegebenen Telefonnummer die Fahrt anmelden. Unter der Woche fährt auch ein Bus ab Eberbach.

Hintergrund

Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken. Darum wollen wir

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Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken. Darum wollen wir in den kommenden Wochen hier im Reise-Magazin in Zusammenarbeit mit Christiane Bachert vom Neckarsteig-Büro in Mosbach den "Neckarsteig" in einer 9-teiligen Serie "erwandern" – der Qualitätswanderweg folgt dem malerischen Flusslauf auf 128 Kilometern von Heidelberg nach Bad Wimpfen.

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Der Startpunkt ist passenderweise am Waldrand in der gleichlautenden Straße, ein Pfad führt in Richtung Sportgelände. Nicht verpassen sollte man den Prinzenstein. Er erinnert daran, dass Prinz Ludwig Wilhelm von Baden hier im Jahre 1886 frühstückte. So kurz nach dem Start der Wanderung dient uns der Stein mehr der Erinnerung als für eine Rast. Etwas weiter mündet der Pfad auf den Forstweg, vorbei an der Saatschulhütte an der man an heißen Tagen auch eine kleine Pause einlegen kann. 2011 umrahmten die "Rauhen Kehlen" aus Neunkirchen und die Parforcehörner der "Kleinen Odenwälder" an dieser Stelle eine Andacht, vor allem mit weltlichen Liedern und Musikstücken aus und über den Wald. Walderlebnis auf ganz andere Art und Weise.

Wir folgen nun der Neckarsteig-Markierung (blaues "N" auf weißem Spiegel) durch alten, schattigen Mischwald. Am Wegesrand kann man immer wieder über das Ergebnis der fleißigen Holzmacher staunen. Nachdem man einem kleinen Pfad nach links gefolgt ist, erreicht man den Schlossblickpavillon. Klar, woher der Name kommt: Durch eine Schneise im Wald sieht man in der Ferne das Schloss Zwingenberg am gegenüberliegenden Neckarufer. Rechts an der Kreuzung sollte man aufmerksam sein: Der Neckarsteig mündet in einen kleineren Pfad leicht bergab. Hier taucht man ein in eine wundersame Welt. Im Frühjahr zeigt sich ein Meer von Waldanemonen, im Sommer ist man dankbar für den Schatten der Bäume. Besonders nett ist der Bach, der gemächlich hinab plätschert. Ideal, um die Wanderschuhe abzustreifen, und die Füße in das kühle Nass zu strecken. Vielleicht entdeckt man sogar einen Frosch unter dem Laub.

Hintergrund

Etappe: Neunkirchen - Neckargerach

Start: Neunkirchen am Sportgelände

Ziel: Neckargerach Bahnhof

Streckenlänge: 17,6 Kilometer

Höhenmeter: 350 hoch, 470 runter

Dauer: 4:30h

Rastmöglichkeiten: Schlossblick Pavillon, Minneburg,

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Etappe: Neunkirchen - Neckargerach

Start: Neunkirchen am Sportgelände

Ziel: Neckargerach Bahnhof

Streckenlänge: 17,6 Kilometer

Höhenmeter: 350 hoch, 470 runter

Dauer: 4:30h

Rastmöglichkeiten: Schlossblick Pavillon, Minneburg, Neckarkazenbach, Aussichtspunkt Linde

Anreise: Neunkirchen, Ludwigstraße:

a. verschiedene Buslinien (zu S-Bahnhofstationen Eberbach, Neckargerach oder Aglasterhausen)

b. Ruftaxi 8954 (Neunkirchen - Neckargerach)

Abreise: Neckargerach S-Bahn

Infos im Neckarsteig-Büro Mosbach, Tel. 06261 / 84-1390 – info@neckarsteig.de

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Erfrischt folgen wir nun dem Pfad, der zur Verbindungsstraße zwischen Neunkirchen und Zwingenberg führt. Diese überquert man und geht einen Forstweg bis zum freien Feld. Dort steht ein Waldsofa, das wir Neckarsteig-Wanderer schon von den vorherigen Etappen kennen. Der Blick vom Waldsofa aus geht weit über das Kraichgauer Hügelland bis zum nördlichen Schwarzwald. Mit etwas Glück sind sogar noch ein paar Wünsche, gesammelt in einer Hülle am Waldsofa, vorzufinden. Ein netter Vorgänger hat sie für die Nachkommenden hinterlassen.

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Ein schöner Forstweg, gänzlich ohne Steigung, führt uns nun oberhalb des Neckars am Waldhang entlang weiter in Richtung Minneburg. Immer wieder kann man einen kurzen Blick durch die Blätter auf den Neckar erhaschen. Der kleine Brunnen direkt am Wegesrand kündigt die Burg bereits ein Stück vorher an bis sie tatsächlich auf dem Bergsporn des "Schlossberges" auftaucht.

Die Minneburg betritt man auf der Ostseite über die Brücke durch ein großes Torhaus mit einem Halbrundturm. Sie ist die jüngste Burg im Neckartal – erste urkundlich Erwähnung im Jahr 1338. Von der Kernburg sind nur noch ein Teil des Bergfrieds und das Wohngebäude erhalten. Der später hinzugefügte Palas prägt das heutige Aussehen der Burg. Aufgrund des Teileinsturzes einer Mauer musste die Hauptburg leider bis auf Weiteres gesperrt werden; die "Vorburg" ist mittlerweile wieder freigegeben.

Kühle Pause für die Wandererfüße. Foto: Barbara Wagner

Der Ausblick hier ins Neckartal und in den südlichen Odenwald ist grandios. Zahlreiche Rastplätze laden zu einer größeren Pause ein. Oder man setzt sich auf die gewaltigen Burgmauern und verweilt für einige Augenblicke in der herrlichen Idylle. Wer gerne mehr über die Minneburg erfahren möchte, kann über die Gemeinde Neunkirchen Führungen buchen.

Wir verlassen die Burg nun über das Torhaus und nehmen den gegenüberliegenden steilen Pfad bergab, um uns dann nach rechts zu wenden. Ohne große Höhenunterschiede folgt man im schattigen Wald dem Forstweg, der nach Neckarkatzenbach führt.

Hier zeigt sich die Erdgeschichte besonders gut. In Jahrmillionen hat sich der Neckar tief in den Odenwald eingeschnitten. Große Mäanderschleifen bildeten sich und die fortschreitende Erosion verursachte den Durchbruch des Neckars stromabwärts. Zurück geblieben ist das trocken gefallene Flussbett, in dessen Mitte der Mittelberg liegt. Er wurde 2018 zum Geotop des Jahres gewählt und zeigt, welche Kräfte hier am Werk waren. Bei der Wanderung sieht man den Berg immer wieder.

Neckarkatzenbach ist ein kleines, beschauliches Örtchen, in der die Liebfrauenkirche steht. Die Form des Gebäudes mit dem abrupten Ende auf der Westseite lässt erkennen, dass die Kirche ursprünglich noch größer geplant war. In den Schlussbogen des Chorraums wurde der heutige Eingang der Kirche eingebaut. Wer in Neckarkatzenbach übernachten möchte, kann dies in den Sommermonaten in einem Heuhotel tun.

Man durchquert den Ort auf dem Neckarsteig, den Mittelberg immer im Blick. Ist man erst mal etwas oberhalb von Neckarkatzenbach angekommen, kann man sich gut vorstellen, wie der Neckar einst verlief. Kurz nach dem "Aussichtspunkt Linde" erreichen wir nun wieder den Wald, der uns nun bis nach Guttenbach, zu Neckargerach gehörend, begleitet. Guttenbach liegt genau an dem Punkt, wo der Neckar seine Schlinge um den Mittelberg durchbrochen hat. 792 erscheint erstmals der Ortsname Botenbach – seit 1504 Guttenbach – in einer Schenkungsurkunde der Pergamenthandschrift des Benediktinerklosters Lorsch. "Boten" im ursprünglichen Ortsnamen ist vermutlich keltischen Ursprungs und würde übersetzt "Sumpf" bedeuten.

Der träge dahinfließende, sumpfige Dorfbach, der 1789 auch Kazenbach und schließlich Krebsbach genannt wurde, war hier namensgebend. Guttenbach ist wie Neckarkatzenbach ein sehr beschauliches Örtchen. Der Neckarsteig führt um den Ort herum, wobei man Gelegenheit bekommt, direkt am Neckar entlang zu gehen. Eine Rast wäre hier ideal. Bänke und eine Grillhütte laden dazu ein.

Hier wechselt man nun die Neckarseite über die große Brücke nach Neckargerach. Der Name "Geraha" wurde erstmals 976 erwähnt und stand für den Ort, als auch für das ihn durchfließende Gewässer. 1700 wurde daraus Neckargerach. Direkt am Fluss, noch unter der Brücke, liegt ein Campingplatz. Ein kleiner Abstecher in die Ortsmitte lohnt sich: etwa 250 Meter auf der Hauptstraße weiter erreicht man den Inselpark. Ein liebevoll gestalteter Mehrgenerationenpark, der Jung und Alt zum Verweilen einlädt. Idealer Ort, um die Wanderung ausklingen zu lassen. Erholt folgen wir der Beschilderung Richtung S-Bahnhof durch ein Wohngebiet und erreichen das heutige Tagesziel.