Eine Nacht im Nordseekarren ist eine romantische Möglichkeit, seine Zeit an der Nordseeküste Niedersachsens zu verbringen. Foto: Wangerland Touristik GmbH
Von Dörte Nohrden
Vom Wattenmeer bis zu den Elbtalauen und von Hamburg bis hinunter zum Harz erstreckt sich das zweitgrößte Bundesland. Ob blühende Heidelandschaften, wilde Nordseewogen, verträumte Städtchen oder mäandernde Flussläufe: In Niedersachsen müssen Urlauber nicht lange nach romantischen Orten suchen.
Heidschnuckenweg
Im betörenden Honigduft durch blühende Heidelandschaften wandern: Das klingt verlockend. Diese Szenerie beginnt schon vor den Toren Hamburgs. Auf schmalen Pfaden, umgeben von wohltuender Stille und stetig wechselnden Naturlandschaften, führt der insgesamt 223 Kilometer lange Heidschnuckenweg in 13 Etappen von Hamburg-Fischbek bis Celle – mitten durch die Fischbeker und Lüneburger Heide. Der Weg bringt Wanderer durch Wälder, über Hügel, in Flusstäler, durch urige Heidedörfer und vorbei an Windmühlen. Der Deutsche Wanderverband zertifizierte die Route 2012 als Qualitätsweg. Wer den gesamten Heidschnuckenweg erwandern möchte, kann seine Übernachtungen vorbuchen, auch Gepäcktransfer ist möglich.
Auf der Ilmenau nach Lüneburg
Wer von Uelzen nach Lüneburg möchte, springt am berühmten Hundertwasserbahnhof in den Zug – oder reist auf romantischere Art und Weise: mit dem Kanu auf der Ilmenau. Mehr als etwa 60 Kilometer mäandert das naturnahe Fließgewässer hier durch eine teils naturgeschützte Wald- und Wiesenlandschaft. Vielleicht huscht ein Fischotter über die Böschung, vielleicht hockt ein leuchtend blauer Eisvogel auf einem Zweig, während das Kanu fast geräuschlos stromabwärts gleitet. Kaum auf dem Wasser, fallen Alltagsgedanken ab, öffnen sich in der Natur die Sinne.
Geübte Paddler können sich mit Zwischenübernachtungen die gesamte Strecke vornehmen. Als Einstiegsort für eine mehrstündige Tagestour empfiehlt sich Bienenbüttel. Verschiedene Kanuverleihe transportieren das Boot nach persönlicher Absprache direkt zur gewünschten Stelle. In Lüneburg angekommen, heißt es: Landgang in der bildschönen Altstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster und vielen romantischen Kulissen. Oder wahlweise umsteigen, wenn es zum Abschluss noch etwas kitschig werden darf: Regelmäßig geht es in Kutschfahrten zu verschiedenen Außendrehorten der Telenovela "Rote Rosen".
Sonnenuntergänge am Wattenmeer
Noch nie von Schillig gehört? Kein Wunder. Der entspannte Natursandstrand liegt abseits der bekannten Fährhäfen Norddeich, Nessmersiel und Harlesiel, von wo Urlauber auf die "schönsten Sandbänke der Welt" im Wattenmeer schippern. Wer die letzte Fähre auf die ostfriesischen Inseln verpasst, findet hier auf dem Festland im Wangerland einen kilometerlangen Sandstrand wie aus dem Bilderbuch: Schillig. Ob baden, kiten, Wattwanderungen oder ausgedehnte Spaziergänge – alles ist möglich.
Wenn schließlich die Sonne im Westen untergeht, am Horizont die schönsten Farben leuchten und aus der Ferne die Insel Wangerooge grüßt, wird die Stimmung am Wattenmeer besonders romantisch.Wer nicht abreisen mag, bleibt einfach: Aus den gemütlichen blauen Nordseekarren heraus kann man das Himmelspektakel bis zum Schluss genießen. Die Wohnwagen sind hölzernen Schäferwagen nachempfunden und stehen nördlich des großen Campingplatzes – samt Strom, fließend Wasser und mit Blick aufs Meer.
Hoch zu Ross durch die Elbtalauen
Das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue ist ein besonderes Naturerlebnis, ob zum Wandern oder Radfahren. Noch schöner sind die Aussichten auf die eiszeitlich geprägte Endmoränenlandschaft im Landkreis Lüchow-Dannenberg, wenn man hoch zu Ross unterwegs ist. Blutige Anfänger können sich ebenso wie erfahrene Reiterinnen und Reiter auf Wanderritten durch Feldmark und Kiefernwälder tragen lassen. Das Reiterdorf Lüneburger Heide etwa bietet mehrstündige Sternritte für alle Alters- und Erfahrungsstufen, immer im Beisein eines erfahrenen Trainers. Vom Shetlandpony bis zum Norweger, vom Warmblüter bis zum New-Forest-Pferd findet jeder seinen passenden Vierbeiner. Übernachten können Reitergäste in schönen Holzbungalows und Lodges. Die Natur beginnt hier direkt vor der Veranda.
Flanieren in Herrenhäuser Gärten
Ursprünglich 1638 als Gemüsegarten des hannoverschen Hofes angelegt, wuchs er später zu einem prächtigen Lustgarten: der Große Garten, Herzstück der insgesamt vier Herrenhäuser Gärten. Unter Kurfürstin Sophie und dank des Gärtners Martin Charbonnier gedieh hier bis 1714 eine faszinierende barocke Grünanlage. Der kunstvolle Garten von rund 50 Hektar ist bis heute in Grundzügen und Geometrie erhalten geblieben, mit dichten Baumreihen und Wassergraben, mit seinen zu Ornamenten geformten Buchsbaumhecken und einer riesigen Wasserfontäne in der Mitte. Bereits 1720 schoss sie 35 Meter in die Höhe und übertraf damit Versailles – ein Prestigeobjekt.
Dank elektrischer Pumpen zischt die Fontäne heute ganze 72 Meter in die Höhe. Eine Sonderausstellung im Schloss bringt Besuchern unter anderem nahe, wie Technik und Wasserkunst damals fürstliche Macht repräsentierten.
Liebesbank-Wanderweg im Harz
Beim Örtchen Hahnenklee steckt der Harz voller Herzen – im Wortsinn. Der Liebesbankweg kommt so herrlich kitschig daher, dass es schon wieder Spaß macht – ein Muss für alle Harz-Verliebten und Wanderfreunde. Und tatsächlich steckt eine Menge Liebe in diesem sieben Kilometer langen Rundwanderweg, der an Seen und blühenden Bergwiesen vorbei und durch rauschende Wälder führt.
Hat ein Pärchen erst das "Tor der Liebe" durchschritten, folgen im Verlauf des Weges 25 kunstvolle, individuelle Liebesbänke – von der Rendezvous-Bank über die Verlobungs-Bank mit fantastischer Aussicht bis zur Kronjuwelenhochzeits-Bank. Auch zieren fünf "Ge(h)dicht-Steine" den Pfad, mit romantischen Versen von Goethe bis Morgenstern. Selbstverständlich werden auf dem Liebesbankweg auch Hochzeiten gefeiert – und zwar auf der Hochzeitsbank.