Blick auf den Tegernsee von der Baumgartenschneid in den Bayerischen Alpen. Foto: srt
Von Stefan Herbke
Unten Nebel, oben Sonne – im goldenen Oktober zieht es viele auf die eher sanften Berge am Alpenrand. Während die Täler oft unter einer grauen Nebeldecke verschwinden, scheint hoch oben die Sonne von einem tiefblauen Himmel und sorgt selbst im Spätherbst noch für angenehme Temperaturen – und für eine Verlängerung der Wandersaison. Hier fünf Tipps für herbstliche Wandertouren von Oberjoch bis Berchtesgaden.
Bayerische Voralpen – Baumgartenschneid: Richtige Bergsteiger haben für die bewaldeten "Hügel" links und rechts des Tegernsees keinen Blick übrig, zu niedrig und unbedeutend sind sie. Doch für Herbsttouren sind sie genau richtig. Sie bieten kurze, überschaubare Wanderungen sowie großartige Ausblicke. Und bei der rund vierstündigen Tour auf die 1444 Meter hohe Baumgartenschneid gibt es zudem eine gastliche Einkehr und mit dem Riederstein einen fotogenen, von einer Kapelle gekrönten Felsen. Der Aufstieg verläuft bis Galaun zum Großteil im Wald, doch das Gasthaus auf rund 1000 Metern (www.berggasthaus-riederstein-am-galaun.de) selbst steht auf einer sonnigen Lichtung. Wer noch mehr Sonne genießen will, der muss einfach weiterwandern: Erst auf einem Kreuzweg zum Felsen des Riedersteins (1207 Meter) und dann in vielen Serpentinen über einen Wiesenrücken auf die Baumgartenschneid.
Berchtesgadener Alpen – Kneifelspitze:
Kleiner Berg, große Aussicht, so könnte man die 1189 Meter hohe Kneifelspitze beschreiben. Der bis oben bewaldete Hügel besitzt eine beneidenswerte Lage inmitten des Berchtesgadener Talkessels. Ringsum ragen all die bekannten Berchtesgadener Gipfel auf und im Zentrum dominiert der Watzmann die Kulisse. Aufgrund der Höhenlage ist die Kneifelspitze bei Wanderern ganzjährig beliebt, doch besonders schön ist die Tour im Herbst, wenn oben am Watzmann bereits der erste Schnee liegt, während man auf der großen Terrasse der Berggaststätte Kneifelspitze (www.kneifelspitze-berchtesgaden.de) noch im Freien sitzen kann. Die gut dreistündige, leichte Wanderung beginnt gleich neben der fotogenen Wallfahrtskirche Maria Gern. Beim Abstieg sollte man bei Erreichen des Kneifelspitz-Rundwegs unbedingt den Schildern "Marxenhöhe" folgen. Der sonnige Wanderweg quert dort nahezu eben einen wunderschönen Magerrasen mit interessanter Vegetation und punktet mit einem Traumblick auf den Watzmann.
Bergidylle: Von den Chiemgauer Alpen am Taubensee reicht die Aussicht bis in die Berchtesgadener Alpen. Foto: srtAllgäuer Alpen – Falkenstein: Wie ein Bollwerk trennt der lang gezogene Bergkamm des Falkensteins (1268 Meter) das Vilstal vom Alpenvorland zwischen Pfronten und Füssen. Ein auf den ersten Blick eher unscheinbarer Waldrücken, der aber geschichtlich höchst interessant ist – und mit südseitigem Anstieg die perfekte Herbstwanderung bietet. Ein schmaler Steig führt wunderschön durch die Südhänge unter dem Felsabbruch des Falkensteins und zu einer Grotte mit Marienstatue. Kurz darauf öffnet sich ein Traumblick über das Vilstal, dann geht es vorbei am Burghotel Falkenstein (www. burghotel-falkenstein.de) zur höchstgelegenen Burgruine Deutschlands. Dort wollte König Ludwig II. einst ein Prachtschloss bauen, das selbst Neuschwanstein in den Schatten stellen sollte. Kühne Pläne, die aber wegen Geldmangels und des Königs Tod nicht mehr realisiert wurden.
Chiemgauer Alpen – Taubensee: Die liebliche Voralpenlandschaft oberhalb des Tiroler Ortes Kössen ist ein Wanderparadies – und sie birgt mit dem lieblichen Taubensee ein Juwel in ihrer Mitte. Der direkte Anstieg von Mühlberg zur Taubenseehütte ist in einer guten Stunde abgehakt. Bei diesen Entfernungen kann man leicht einen kurzen Umweg einplanen, der aus der Spritztour eine gemütliche Rund- und Halbtageswanderung macht. Der kurzweilige Anstieg über die südseitigen Hänge folgt den Wegweisern "Sauermöseralm und Stoibenmöseralm", bis man eine überraschend weitläufige, freie und fast ebene Hochfläche erreicht. Hier lässt es sich genussreich über sonnige, herbstlich braune Wiesen wandern. Schattig ist lediglich der kurze Abstieg zum Taubensee (1140 Meter), doch dann wechselt man wieder auf die sonnige und warme Südseite. Dort lockt die bewirtschaftete Taubenseehütte (www.taubensee.at), wo die wenigen Tische unter den schattenspendenden Bäumen schnell belegt sind.
Die Wallfahrtskirche Maria Gern in Berchtesgaden. Foto: srtAllgäuer Alpen – Wertacher Hörnle: Das Wertacher Hörnle nördlich von Oberjoch bietet viel Wandergenuss, traumhafte Wiesen, die im Herbst fast bis hinauf zum Gipfel gemäht werden, ein schönes Hochmoor, und einen kleinen See, der sich in einer Mulde östlich des Gipfels versteckt. Wege gibt es viele auf das Wertacher Hörnle. Im Rahmen einer herbstlichen, mit rund sechs Stunden eher sportlichen Rundtour empfiehlt sich der Anstieg von Obergschwend bei Unterjoch über die bewirtschaftete Buchelalpe (www.buchelalpe.de). Der Weiterweg ist steil und folgt einer Straße, die zwischendurch in Rekordsteigung die Hänge hinaufführt. Weiter oben wechselt man auf einen Steig, der einen über Wiesenteppiche auf den Vorgipfel und weiter zum großen Gipfelkreuz des Wertacher Hörnles (1695 Meter) leitet. Der Abstieg führt vorbei am Spieser (1649 m) zur bewirtschafteten Hirschalpe auf 1493 Metern (www.hirschalpe.de), ehe es bis Obergschwend nur noch bergab geht.