Sinsheim

Burg Steinsberg bietet den besten Weitblick der Region

Für eine Wanderung mit Kindern muss man gar nicht weit fahren: Ein fußläufiger Tag in der näheren Umgebung.

26.05.2024 UPDATE: 26.05.2024 04:00 Uhr 4 Minuten, 6 Sekunden
Der Rundweg unterhalb der Burg Steinsberg führt zwischen Weinreben zur Rückseite des Gemäuers. Foto: Scholz

Von Julia Scholz 

Sinsheim. Endlich Wochenende, Freizeit, Ausflugszeit; also los geht’s, um die gewohnten Pfade zu verlassen. Frei nach Mattheus Claudius’ (1740-1815) Motto: "Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen". Vom Internetportal der Touristikgemeinschaft Odenwald lassen wir uns für Touren inspirieren und wählen die "Burg Steinsberg Familien-Tour".

Denn, das Gute liegt – wie so oft – so nah. In Zeiten von steigenden Reisepreisen und wachsendem Umweltbewusstsein lohnt es sich, besonders in den Schönwetter-Monaten die nähere Umgebung zu erkunden. Für unsere Wandergruppe, diesmal bestehend aus drei Müttern und fünf Töchtern im Alter von sieben bis zehn Jahren, passt gut ein Ziel bei Sinsheim. Für den besten Weitblick wählen wir den höchstgelegen Punkt der Region: Wir erwandern den Steinsberg und die auf seiner Spitze thronende mittelalterliche Burgruine.

Startpunkt ist der kostenfreie Wanderparkplatz Hammerau mit aufgestellter Wanderwegekarte, nebst der gleichnamigen Privathaus-Siedlung. Abenteuerlustig machen wir uns auf den Weg. Links die Wohnsiedlung, rechts eine große Wiese geht es die Straße hinauf zum Waldesrand. An der ersten Weggabelung mit drei Abzweigungen wählen wir den mittleren Pfad.

Hier, wie übrigens längs der Strecke vorbildhaft überall, stehen Wanderwegweiser. Man kann sich kaum verlaufen. Unsere Wegstreckenmarkierung ist die Zahl 6 – mit dem Symbol eines Burggemäuers und einer Familie davor. Die Jüngsten prägen es sich gleich gut ein. Gut so, denn die Kinderschar stürmt fortan immer vorweg, nun den Berg hinauf über den erdigen schmalen Waldpfad.#

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Die Aussichtsplattform des Bergfrieds bietet einen grandiosen Ausblick. Foto: Scholz

Bald deutet sich an, dass die erste Etappe fast geschafft ist – mit der Sichtung des Maschendrahtzauns des Sportplatzes vom FC Weiler rechter Hand. Nach wenigen Abwärtsmetern mündet unser Pfad auf einen breiteren Weg, dem wir rechts hinauf einige Meter folgen, bis auf eine großzügige Waldparkfläche. Zur Orientierung dienen auch hier wieder eine Wandertafel und zusätzliche Wegweiser. Ebenerdig befindet sich die Einfahrt zu einem Steinbruch, das Gelände des kommerziellen Betriebs ist jedoch weder einsehbar noch frei zugänglich.

Links am Platz liegt eine versperrte Hütte mit Schwenkgrill, die bei Interesse über die Ortsverwaltung Weiler für private Zwecke angemietet werden kann. Die davor platzierten festfixierten Holztische mit Sitzbänken sind öffentlich und nutzbar für jeden, der seinen Müll auch wieder mitnehmen wird: der perfekte Platz für unsere Vesperpause.

Die Kinder haben alles schnell verdrückt und verschwinden bald kommentarlos: Hinter der Hütte führen ein paar Stufen nicht nur auf unseren späteren Rückweg, sondern zu einem grasigen Waldspielplatz, der im Handumdrehen durch die junge Wanderschar entdeckt und in Beschlag genommen wird. Alle genießen den Moment und den Ort – und das wird sich während des gesamten Ausflugs zu keinem Zeit- oder Wegpunkt ändern: kein Wunder also, dass wir bei dieser Trödelei für die auf eineinhalb Stunden veranschlagte Tour tatsächlich fast fünf Stunden aufbringen werden.

Hintergrund

Informationen:
Anfahrt: Über die L550 mit dem Auto in einer knappen Dreiviertelstunde von Heidelberg nach Hammerau. Der Parkplatz, an dem sich Sachsweg und Ringweg treffen, ist

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Informationen:
Anfahrt: Über die L550 mit dem Auto in einer knappen Dreiviertelstunde von Heidelberg nach Hammerau. Der Parkplatz, an dem sich Sachsweg und Ringweg treffen, ist kostenfrei.

Streckenbeschreibung: Rundwanderung über 5,2 Kilometer und mit 128 Metern Aufstieg über hauptsächlich Waldwege und den Weinberg mit Anfang und Ende der Tour am Parkplatz Hammerau. Die Wandertour hat das Symbol der Ziffer 6 mit Piktogramm eines Burggemäuers und einer Familie. Wegen teils zu schmaler Pfade allerdings nicht kinderwagengerecht.

Öffentlichen Burgführungen: Die nächste ist am Sonntag, 16. Juni, um 11 Uhr. Eine Kinderburgführung findet am Samstag, 15. Juni, um 11 Uhr statt. Für Erwachsene kostet es vier Euro, für Kinder ab sechs Jahren zwei Euro. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Gastronomie: Burgschänke. Öffnungszeiten, Speiseplan und Reservierungen unter: www.burg-steinsberg.de 

Küferschänke Weingut Zipse Hotelrestaurant in Weiler: www.kueferschaenke.de 

Weitere Infos: www.tg-odenwald.de ,  www.sinsheimer-erlebnisregion.de 

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Nach der Pause geht es weiter, wie der Wegweiser auch anzeigt, zur Hauptverkehrsstraße. Dort auf dem Gehweg, bis nach wenigen Metern schon ein Schild zur Burg Steinsberg über die Autostraße weist. Unmittelbar gerät die Burgruine in unser Blickfeld und wir besteigen die sonnenüberflutete, kegelförmige Bergkuppe, die ringsherum mit Weinreben bepflanzt ist.

Der erloschene Vulkan ist die höchste Erhebung des Kraichgaus mit 333 Metern Höhe. Das Weingut Zipse bewirtschaftet den Weinberg hier, wie die Täfelchen verraten, mit Chardonnay, Riesling, Pinot Blanc und vielen weiteren Sorten, die im nur einen Steinwurf entfernten Hotel-Restaurant Küferschänke in Weiler verkostet werden können.

Über den Weinberg eilen die Kinder wieder mit frischer Kraft voraus. Zwischen Reben und Burggebäude liegt nicht nur eine Parkfläche, sondern auch ein Spielplatz, der gerade neu ausgebaut wurde, und Ende Mai – sobald die neue Bepflanzung gut angegangen ist – wieder eröffnet werden soll. Zum Glück hatten ihn die Kinder gar nicht entdeckt und somit nicht vermisst. Sie streben weiter hinauf zur Ruine, wo es ohnehin genug zu entdecken gibt.

An der Infotafel wird sich belesen und gerechnet, wie viele Jahrhunderte die Geschichte des Gebäudes zurückreicht. Schon schlucken die wehrhaften Ringmaueranlagen des alten Gemäuers – die ältesten Teile reichen zurück auf das frühe 12. Jahrhundert – unsere Wandergruppe. Die Burganlage ist bestens gepflegt. Eine Vielzahl von allerorts angebrachten wappenförmigen Infotafeln bilden die Burgbesucher mit spannenden und wissenswerten Hintergründen fort.

So erfahren wir beispielsweise, dass der Schilfsandstein, aus dem die Burg errichtet wurde, aus dem Steinbruch stammt, den wir eben noch passiert hatten. Der Stein wurde damals zu Bossenquadern – teils in Form eines Kissens – behauen. Somit konnte eine bessere optische Fernwirkung erzielt werden: Die Mauern reflektieren stärker das Licht und erscheinen dadurch besonders mächtig.

Die Kinder machen große Augen und ziehen die Köpfe ein, als sie sich über das Thema "Feindabwehr" belesen; hier am zweiten Zwingertor wurde auf unerwünschte Ankömmlinge von einem über uns gelegenen Wurfkerker heißer Sand oder brühend heißes Wasser hinabgeschüttet.

Wer mehr über die Geschichte der Burg, die Lebensweise in vergangenen Zeiten, Burgbewohner und hier herrschende Adelsgeschlechter wissen möchte, kann sich für wenig Geld einer der öffentlichen Führungen anschließen, oder eine private buchen. Sie werden von den engagierten Mitgliedern des hiesigen Vereins "Freunde Sinsheimer Geschichte" und des Burgfördervereins veranstaltet. Im Burgtor angekommen, folgt der Einblick in den Burghof, der die Besucher nicht zuletzt mit einem lauschigen Biergarten hereinlockt.

Zunächst steht das Erklimmen des 30 Meter hohen, achteckigen Bergfrieds an. Die Aussichtsplattform des reinen Wehrturms bietet einen grandiosen Ausblick bei gutem Wetter bis zu den Vogesen, den Pfälzer Bergen, dem Schwarzwald und zum Heidelberger Hausberg – dem Königsstuhl. Zu Füßen unseres Aussichtspunkts liegt Sinsheim. Viele der Attraktionen der Stadt wie das Stadion "PreZero-Arena", die Badewelt oder das Technikmuseum sind gut zu sehen.

Je nach Witterung bietet es sich also an, die Familienwanderung durch eine weitere Unternehmung zu ergänzen. Wir genehmigen uns erst mal ein Mittagessen in der Burgschänke. Die Kinderspeisekarten sind mit Ausmalbildern versehen, Holzmalstifte werden auf Nachfrage gleich bereitgestellt. Gut gesättigt kann es weiter gehen.

Einen Blick auf das höchstgelegene Kirchengebäude des Kraichgaus, die St.-Anna-Burgkapelle, kann werfen, wer die anberaumte Strecke um einen weiteren kurzen Rundweg unterhalb der Ringmauer erweitert. Der kleine Umweg lohnt sich. Ging es auf dem Hinweg nur bergauf, geht es dementsprechend nun bergab: ein Selbstläufer. Bis zur Grillhütte ist der Weg identisch, dann führt er uns in einer guten halben Stunde über den Triebsweg mit zwei scharfen Kurven, den Birkenauerweg sowie Eulenbergweg zurück zum Parkplatz. Alle stürmen schnell durch den schattigen Wald. Denn wir werden an diesem Spätnachmittag noch das Sinsheimer Freibad aufsuchen.