Lugano

Wo Stadt, Berg und See vereint sind

Am Luganersee können Familien baden, mit dem Schiff fahren und wandern.

26.06.2023 UPDATE: 26.06.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden
Foto: Friedrich​

Von Geraldine Friedrich

Lugano. Städte gelten meist nicht als Familienreiseziel. Doch Lugano vereint vieles, was Kinder mögen: Es liegt direkt am See und die Berge sind auch nicht weit. Ein perfekter Sommertag sieht so aus: vormittags, wenn die Sonne noch nicht so stark brennt, baden im See. Dazu geht man aus dem Zentrum in Richtung Parco Ciani, einem scheckheft-gepflegten, schattigen Park, der über Spielplätze und Kletterbäume verfügt. Wenn man im Park die Mündung des Flusses Cassarate überquert, findet man einen ebenso gepflegten kleinen Seestrand mit Holzterrasse. Vorsicht mit kleinen Kindern: Der See wird schnell tiefer.

Nach dem Bad dreht man eine kurze Runde auf dem Schiff, am besten ab der Station Lugano nach Gandria, einem autofreien Bilderbuch-Dorf, dessen Häuser am Monte Brè kleben. Es gibt nicht viele Schiffverbindungen nach Gandria, daher kommen Reisende im Sommer oft in der brütenden Mittagshitze an. Entlang des Sees spaziert man, mal im Schatten, mal in der Sonne, in einer Stunde nach Lugano zurück. Es gibt immer wieder öffentliche Badestege. Wer das nicht will, kann auch zum Lido gehen, mit Freibad, Sprungturm und Seezugang.

Lugano-Standseilbahn zum Monte Brè und Luganersee. Foto: Getty

Wer nach dem Spaziergang noch Kondition hat, nimmt im Ortsteil Cassarete die Standseilbahn nach Brè. Das hübsche Künstlerdorf liegt auf dem Monte Brè und bieten einen fantastischen Ausblick. Tipp: Das Museo Wilhelm Schmid bietet nicht nur Neue Sachlichkeit, sondern aus den Fenstern einen Ausblick über die Dächer samt See. Brè ist auch der Ausgangspunkt für die 10,5 Kilometer lange Rundwanderung (580 Höhenmeter) zur Alpe Bolla – mit Gartenwirtschaft. Die Tour lässt sich gut mit Kindern ab etwa acht Jahren bewältigen. Mit Pausen sollte man etwa fünf bis sechs Stunden einplanen.

Für Kunstinteressierte lohnt es sich an sehr heißen Tagen, das gut gekühlte Museo d’arte della Svizzera italiana am See zu besuchen. Nicht nur die Werke von Ferdinand Hodler, Wilhelm Schmid und des Züricher Künstlers Thomas Huber sind ein Hingucker, auch die Architektur des Museums mit riesigem Panoramafenster auf den Luganersee ist besonders. Und dann wäre da noch die Frage nach der Unterkunft: Die Schweiz ist teuer, das ist auch in Lugano so. Doch im Luganer Ortsteil Brè-Aldesago, direkt unterhalb des Monte Brès, liegt das älteste Feriendorf der Schweizer Reisekasse (Reka). Die Reka ist eine nicht gewinnorientierte Genossenschaft mit Fokus Familienurlaub. Kernstück sind die 13 Feriendörfer, deren Appartements alle stets kleinkind-kompatibel sind und auf Wunsch auch Babyausstattung enthalten. Zudem schreibt sich die Reka Nachhaltigkeit auf die Fahne, sei es bei Baumaterialien, bei Energieeffizienz oder bei der Erreichbarkeit mit öffentlichem Fern- und Nahverkehr. Das Besondere am Reka-Dorf Albonago ist seine Lage in Luganos Villenviertel. Zum anderen wurde ein Großteil der einst 40 verstreut liegenden Häuser aus den 1960er-Jahren im Oktober 2021 abgerissen, um auf dieser Fläche 49 nagelneue Wohnungen zu errichten. "Ich habe vor 17 Jahren das älteste Feriendorf übernommen, jetzt habe ich das neuste", sagt denn auch Roberto Perrozzi, Leiter des Feriendorfs Albonago.

Noch vor zehn Jahren sah es hier ganz anders aus: Damals gab es weder Spülmaschine noch Internet. Die Nächte waren so heiß, dass so manche Familie die Matratzen abends nach draußen trug, um im Freien zu schlafen. Die blaue Stunde mit Sicht auf den See und flimmernden Lichtern prägte sich genauso in die Erinnerung ein wie der lange Weg über ein Treppen-Labyrinth vom obersten Haus zur Rezeption.

Heute kühlt eine Lüftungsanlage – keine Klimaanlage – die Wohnungen bis auf 24 Grad herunter. Die Wege sind kurz, 20 Wohneinheiten sind barrierefrei. So führt ein Aufzug zu dem ebenfalls barrierefreien Panoramapool, der nicht nur so heißt, sondern tatsächlich einen fantastischen Blick auf den Luganersee samt umliegender Bergwelt bietet. Aus der alten Zeit geblieben sind zahlreiche Optionen für Kinder wie Spielplätze, Trampolin, Tischtennis und die stundenweise Kinderbetreuung. Natürlich verbringt man eine Woche nicht nur im Feriendorf. Aber eine kinderfreundliche Unterkunft macht den Urlaub auch für Eltern entspannter.


INFORMATIONEN

Anreise: Mit dem Zug von Heidelberg nach Lugano dauert es sechs Stunden. Dort den Hinterausgang am Bahnhof nehmen, rechts halten und etwa 100 Meter zur leicht erhöhten Haltestelle Piazzale di Besso gehen. Mit der Buslinie 3 (Richtung Mercato Resega) bis Bottogno fahren. Wenige Meter bis zur Haltestelle Viganello Centro laufen und mit der Buslinie 10 bis nach Albonago Paese. Das Feriendorf der Schweizer Krankenkasse ist nur eine Minute Fußweg entfernt. Der Nahverkehr ist gut getaktet und man kommt eine Woche ohne Auto aus.

Unterkunft: 3,5 Zimmer Ferienwohnung in Albonago für sieben Tage im September ab ca 1600 Euro, inklusive Handtücher, Bettwäsche, Poolnutzung, Internet, stundenweise Kinderbetreuung sowie Ticino-Ticket. Das Feriendorf liegt am Hang mit Blick über Lugano und den Luganersee, die Standseilbahn (Mittelstation) zum Monte Brè ist gerade ums Eck.

www.kurzelinks.de/spk5

Aktivitäten: Bahn und ÖPNV im Tessin sind im Ticino-Ticket inklusive, für Bergbahnen und Schifffahrten gibt es Rabatt.

Freibad Lido (Erwachsene zehn Euro, Kinder drei Euro): www.kurzelinks.de/2v48

Schiffsausflug nach Morcote zum Park Scherrer (Eintritt frei www.kurzelinks.de/pwg8). Mit einem Besuch der Swissminiatur, der gesamten Schweiz im Modell-Format, in Melide wird ein Ganztagesausflug draus:

www.kurzelinks.de/riom

Weitere Infos: www.myswitzerland.com, www.luganoregion.com