Dänemark

Bornholm – der pure Genuss

Die dänische Ostseeinsel ist perfekt für entschleunigte Ferientage – eine gepflegte Esskultur eingeschlossen

02.04.2019 UPDATE: 20.04.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 38 Sekunden
Wie aus dem Bilderbuch sind viele Orte auf Bornholm. Foto: sal

Von Ingeborg Salomon

Als Gott Bornholm erschuf, war er schon etwas müde. Schließlich hatte er schon sechs Tage die Welt erschaffen und hätte gerne etwas geruht. Also nahm er alle Zutaten, die er besonders gelungen fand, in die Hand und warf sie über die Schulter ins Meer. So landeten schneeweißer Puderzuckerstrand, extrem belastbare Gneissplitter, glitzernde Granitbrocken, viele Sonnenstrahlen und reichlich Fische in der Ostsee zwischen Dänemark und Schweden. Was Gott allerdings noch nicht wusste. So kam es, dass Bornholm nicht nur die sonnenreichste Region Dänemarks ist, sondern auch eine der fruchtbarsten und wohl auch eine besonders schöne.

Hintergrund

INFORMATION

Anreise: Scandinavian Airlines (SAS) fliegt mehrmals täglich über Kopenhagen nach Rønne. Von Sassnitz/ Rügen aus gibt es eine Fähre nach Rønne, Fahrzeit knapp 3,5 Stunden.

Unterkunft: Auf Bornholm

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INFORMATION

Anreise: Scandinavian Airlines (SAS) fliegt mehrmals täglich über Kopenhagen nach Rønne. Von Sassnitz/ Rügen aus gibt es eine Fähre nach Rønne, Fahrzeit knapp 3,5 Stunden.

Unterkunft: Auf Bornholm gibt es viele schöne Pensionen, Ferienwohnungen und Hotels in jeder Preislage. Ruhig gelegen mit Meerblick, gut ausgestattet und sehr familientauglich ist das Hotel Friheden, Tejnvej 80, Sandkas, DK-3770 Allinge (wwww.hotelfiheden.dk). Wer das Besondere sucht oder einen kurzen Weg zur Fähre oder zum Flughafen will, wird sich im Fredensborg Badehotel, Strandvejn 116, DK-3700 Rønne, wohlfühlen. Elegant, mit wunderbarer Liegeterrasse zum Meer und tollem Restaurant.

Auskünfte: Dänische Tourismuszentrale, Glockengießerwall 2, 20095 Hamburg, www.visitdenmark.com.

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Diese Geschichte erzählt Gästeführer Claus Rodeck gerne, schließlich ist er selbst der beste Beweis, wie attraktiv die Insel ist. Denn der gebürtige Remscheider übersiedelte vor sieben Jahren endgültig nach Bornholm, nachdem er viele Jahre hier "nur" Urlaub gemacht hatte. "Das Leben hier ist einfach entspannt", lächelt er. Kein Wunder: Auf knapp 600 Quadratkilometer (das ist etwa so groß wie das ehemalige West-Berlin) verteilen sich rund 40.000 Einwohner, 30 Prozent davon wohnen in der Hauptstadt Rønne an der Westküste. Alles liegt nah beieinander, die größte Entfernung beträgt 44 Kilometer. Man könnte also mit dem Fahrrad vom nördlichsten Punkt, der Festung Hammershus zum südlichsten, Dueodde, fahren. Klingt machbar. Ist es auch, allerdings, am besten mit dem E-Bike, denn Bornholm ist in der Mitte keineswegs platt wie eine Flunder, sondern hübsch hügelig.

Ein guter Ausgangspunkt für eine Inselerkundung ist die Festung Hammershus. Man müsste wohl aus Bornholmer Granit bestehen, um nicht beeindruckt zu sein von der spektakulären Lage der Ruine an der zerklüfteten Nordküste, 75 Meter über dem Meer. Im 13. Jahrhundert errichtet, wurde die Burg erobert und zerstört und wieder erobert, im 17. Jahrhundert durch die Schweden, die sie als Gefängnis nutzten. Das Leben hier war nichts für Weicheier, wie der Besucher in dem vor zwei Jahren eröffneten Besucherzentrum eindrucksvoll erfährt.

Gemütlich an der Küste entlang fahren wir unserem Kontrastprogramm entgegen: dem Strand, der sich von Balka aus über Dueodde um den Südzipfel Bornholms zieht. Der Ausblick von Balka aus über die Bucht lässt Karibikgefühle aufkommen, so puderzuckerfein ist der Sand, so blau (jedenfalls oft) der Himmel, so einladend der breite Strand und die Dünen. Hier findet jeder sein Plätzchen, Ruhe Suchende in den Dünen, Familien mit Kindern am Strand, wo selbst in der Hauptsaison keine Hektik aufkommt. Dazu lockt das türkisblaue Wasser der Ostsee. Schuhe aus und nichts wie rein, je nach Jahreszeit mehr oder weniger weit. Muscheln gibt es keine, Steine auch nicht, also sind Strandspaziergänge barfuß das pure Vergnügen.

Nach so viel Natur empfiehlt uns Claus Rodeck ein kulturelles Kontrastprogramm: Denn Bornholm ohne wenigstens eine der vier typischen Rundkirchen besucht zu haben, das geht gar nicht. Wir entscheiden uns für die größte und älteste, Osterlars, und sind wieder einmal beeindruckt. Tragendes Element des um 1150 errichteten Gotteshauses ist ein Mittelpfeiler mit einem Durchmesser von sechs Metern. Der ist innen hohl, so dass ein eigener, sehr intimer Raum, etwa für Taufen, entstanden ist. Im Hauptschiff hängt neben der eindrucksvollen Kanzel eine Sanduhr. "Eine Predigt sollte ja nicht länger als 15 Minuten dauern", lächelt unser Gästeführer. Auf einer schmalen, in die Außenmauer eingebauten Treppe nach oben zu klettern, lohnt sich, denn man kommt hier dem Lebensgefühl des Mittelalters ziemlich nahe. Der erste Stock diente nämlich Frauen und Kindern als Schutzraum bei räuberischen Überfällen, während die Männer eine Etage höher ihre Liebsten verteidigten.

Nur wenige Minuten sind es von Osterlars nach Gudhjem, einem für Bornholmer Verhältnisse quirligen Fischerdorf an der Ostküste. Weil hier zwischen April und Oktober die großen Heringsschwärme vorbeizogen, war der Ort mit den schnuckeligen Häusern und den schmalen Gassen schon im Mittelalter ein beliebtes Handelszentrum. Die Bewohner rühmen sich bis heute, den legendären geräucherten Hering "erfunden" zu haben. Tatsache ist: 1866 wurde in Gudhjem die erste Bornholmer Heringsräucherei eröffnet, zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bereits 25 Stück.

"Heute ist Fischfang kein großes Thema mehr, die Ostsee ist leergefischt", berichtet Claus Rodeck. Dennoch liegt auch heute noch je nach Windrichtung der Duft von geräuchertem Hering über Gudhjem, was aber nicht weiter stört, sondern eher den Appetit anregt. Es muss ja nicht gleich geräucherter Hering mit einem rohen Eigelb darüber sein, die legendäre "Sonne über Bornholm".

Lachs, Makrelen und Shrimps gehen auch, und was man daraus zaubern kann, zeigt das junge Team im "Kadeau" in Somaken. 2016 bekam es einen Guide Michelin Stern, weitere könnten folgen. Die Lage am Strand ist unvergleichlich, wer Sylt kennt, fühlt sich sofort an die legendäre "Sansibar" erinnert. Ein Abend im "Kadeau" ist, wie der Name schon sagt, ein Geschenk (www.kadeau.dk).

"Madkultur", also lecker essen, ist auf der Insel ohnehin ein großes Thema, denn die langen und warmen Spätsommer und das warme Klima sorgen dafür, dass Früchte, Kräuter, Gemüse, Beeren und Getreide üppig gedeihen. Das will verarbeitet sein, und wie das geht, können Besucher in Dänemarks erstem Esskulturhaus "Gaarden" selbst erproben (www.gaarden.nu). Zunächst geht es mit Vera Keim an den Strand und aufs Feld, Zutaten sammeln. Wie Claus Rodeck lebt die Deutsche seit einigen Jahren auf Bornholm, sie baut in Permagrond Gemüse an und weiß genau, was man damit so alles anstellen kann. Verarbeitet wird die Ernte dann in der topmodernen Küche des "Gaarden" unter der kundigen Leitung von Karsten Wagener (auch ein ausgewanderter Deutscher) und Mikkel Bach-Jensen. Auch wer zuhause wenig Spaß am Kochen hat, wird hier von Karstens Begeisterung angesteckt, es wird geschnippelt, gerührt und gebrutzelt (für Nicht-Vegetarier), dass es eine Lust ist. Als schließlich alle an dem großen Tisch sitzen und gemeinsam futtern, steht ein weiteres Urlaubshighlight fest.