Automobile Freiheit in der Natur

Im Dachzelt auf dem eigenen Auto campen

"My Car is my Castle": Den Spruch nehmen manche Autofahrer wörtlich und schlafen statt in den eigenen vier Wänden auf den eigenen vier Rädern.

26.05.2023 UPDATE: 26.05.2023 08:50 Uhr 3 Minuten, 50 Sekunden
Automobile Freiheit in der Natur: So romantisch präsentiert US-Influencer Brock Keen seinen Lifestyle den Fans. Foto: Brock Keen/Porsche AG/dpa-tmn​

Von Thomas Geiger

Los Angeles/Stuttgart. 250 US-Dollar für eine drittklassige Absteige. Muffige Luft aus der Klimaanlage und statt auf den Pazifik geht der Blick auf den Parkplatz. Es gibt schönere Möglichkeiten, eine Nacht in Los Angeles zu verbringen, als im Hotel.

Keiner weiß das besser als Brock Keen, der ein Drittel des Jahres im Auto verbringt und dabei auch nächtens nicht aussteigt. "Denn geschlafen wird auf diesen Touren im Dachzelt, und zwar nicht nur in der Wüste oder den Bergen, sondern auch in der Stadt", sagt der Millionär und Influencer aus Oregon. Er bittet zum Beweis in seine Wagenburg, die er heute in den Hollywood Hills aufgefahren hat.

Pendeln zwischen der Einsamkeit der Natur und dem Trubel

Im Halbkreis stehen dort drei Autos hoch über dem Pazifik, und bis auf den Dachträger fällt an ihnen erst einmal nichts auf. Doch während im Hintergrund die Stadt im Abenddunst verschwindet, klappen Keen und seine Gäste mit wenigen Handgriffen ihre Penthäuser auf, legen Leitern an, spannen ein paar Leinen gegen den Wind und machen sich für die Nacht bereit.

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Noch bevor das Lichtermeer der Metropole in vollem Glanz erstrahlt, steigen sie schon ihren Autos auf Dach, krabbeln in den Schlafsack, räkeln sich auf bequemen Matratzen und sinken in einen Schlaf, wie er ruhiger und friedlicher kaum sein könnte in einer Mega-City.

"Man kann problemlos pendeln zwischen der Einsamkeit der Natur und dem Trubel der Großstadt, ist ganz weit draußen und gleich wieder mittendrin", sagt er.

Camping boomt - nun auch wieder das Dachzelt?

Damit befindet sich der Amerikaner in guter Gesellschaft. Denn spätestens seit Corona boomt die Camping-Branche, meldet der Branchenverband CIVD. Und weil Wohnmobile teuer sind, lange Lieferfristen haben und im Alltagsgebrauch zwischen den Ferien doch zu ein paar Kompromissen zwingen, steigen manche Urlauber ihrem Auto aufs Dach und schlafen im Zelt.

Was Freizeitforscher mit der Pandemie erklären, hat für den Designprofessor Paolo Tumminelli auch etwas mit Psychologie zu tun: "Wenn sich heute jede Herberge Designhotel nennt und selbst Campingplätze ein Spa anbieten, suchen die Expeditiven und Neu-Ökologischen nach Wegen, sich von der gesellschaftlichen Biederkeit ...