Plus Sechs Fakten zur Kälte

Auf der Suche nach Abkühlung mitten im Sommer

Wenn es draußen sommerlich heiß ist, ist die Sehnsucht nach Abkühlung groß. Dabei kommen exquisite Hochpreis-Eiscreme und ein hitzeempfindlicher Turm ins Spiel.

26.06.2023 UPDATE: 26.06.2023 14:45 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Eine Frau isst ein Stieleis. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa​

Von Sebastian Fischer

Es klingt wie ein schlechter Witz: Kurz nach dem kalendarischen Sommeranfang feiert die Kühlschrankbranche die eher niedrigen Temperaturen. Mit dem "Tag der Kälte" wird am Montag (26. Juni) an den Geburtstag des Physikers Lord Kelvin vor 199 Jahren erinnert. Was er damit zu tun hat - und weitere eiskalte Fakten:

Ein Lord, ein Fluss, eine Skala

Eigentlich heißt er William Thomson. Doch ist der schottische Wissenschaftler (1824-1907), nachdem er zum Ritter geschlagen und später auch in den Adelsstand erhoben wurde, besser bekannt als Lord Kelvin - benannt nach dem Fluss, der durch das Gelände der Universität Glasgow fließt. Die nach ihm benannte Temperaturskala hat Thomson bereits im Alter von 24 Jahren vorgeschlagen. Bei null Grad Kelvin (etwa minus 273 Grad Celsius) verzeichnen Physiker den absoluten Nullpunkt, also die theoretisch tiefstmögliche Temperatur.

Ein frostiges Jahrhundert

Am Gefrierfachregler zu schrauben, bringt auch nichts: Null Grad Kelvin bleiben in weiter Ferne. Doch kommt hier ein anderer Physiker ins Spiel: der Deutsche Daniel Gabriel Fahrenheit (1686-1736). Wenn die nach ihm benannte Temperaturskala null Grad (etwa minus 18 Grad Celsius) anzeigt, dann haben es gefrorenes Erbsengemüse und Rahmspinat besonders gemütlich - und das seit 100 Jahren. Der Tiefkühlwirtschaft zufolge entwickelt US-Erfinder Clarence Birdseye 1923 eine erste Anlage zum Schockgefrieren. Mit einem Ventilator, Eis und Salz will er damals Fisch, Gemüse, Fleisch und Co. ohne Verlust von Qualität und Geschmack länger haltbar machen. Während in den USA 1930 erstmals Tiefkühlkost über den Ladentisch geht, müssen sich die Deutschen noch bis 1955 gedulden. Heute liegt hierzulande der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei 47,7 Kilogramm - ohne Speiseeis.

Am besten cremig

Damit Eis aber besonders lecker ist und erfrischt, sollte es ein paar Minuten vor dem Genuss schon einmal aus dem Gefrierfach geholt werden. Vom internationalen Eiscremeverband IDFA heißt es nämlich, Speiseeis ließe sich bei einer Temperatur zwischen minus 14 und minus 12 Grad Celsius besonders leicht löffeln. Am Verkaufsstand von Eisdielen dürfen minus 10 Grad nicht überschritten werden.

Kälteschock im Geldbeutel

Denjenigen, die sich dort dann wegen aktueller Kugelpreise verdutzt die Augen reiben, sei versichert: Die Skala ist lange noch nicht ausgereizt. Den Guinness-Rekord für das teuerste Eis der Welt hält aktuell die Marke Cellato aus Japan. Für eine Portion der Sorte "Byakuya" ("weiße Nacht") verlangt Hersteller Omer umgerechnet rund 5700 Euro. Preistreiber ist der seltene weiße Trüffel aus dem italienischen Alba. Weitere Zutaten sind etwa Parmesan, Sake-Hefe und Blattgold. Ein handgefertigtes Metalllöffelchen gibt es zum 130-Milliliter-Gläschen dazu.

Wenn der Frost ins Hirn steigt

Eiscreme-Kopfschmerz ist wohl der liebenswerteste Begriff für das Phänomen: Der Verzehr kalter Speisen oder Getränke kann in der Stirngegend ein kurzes, aber teils unangenehmes Stechen verursachen. Eine US-Studie von 2012 deutet darauf hin, dass der Körper bei plötzlich im Mund auftretender Kälte Blut ins Gehirn pumpt, um ein Abkühlen zu verhindern. Dort erhöht sich der Druck in den Gefäßen, der Schmerz entsteht. Bedenklich ist das aber nicht, Medikamente sind keine nötig. Was helfen soll: das Kalte vom Gaumen fernhalten.

Temperaturempfindlicher Turm

Und auch Bauwerken kann Kälte etwas anhaben. So etwa dem berühmten Eiffelturm. Wenn es kühl wird, zieht er sich tatsächlich zusammen - aber nur minimal. Denn wie jedes Metall reagiert auch das Eisen des Pariser Wahrzeichens auf Temperaturschwankungen. Im Vergleich zu einem warmen Sommertag ist der 330 Meter hohe Turm im kalten Winter wenige Zentimeter kleiner. Zudem neigt er sich leicht von der Sonne weg, weil sich das Metall auf der warmen Seite mehr ausdehnt als auf der gegenüberliegenden. Der Betreibergesellschaft zufolge kann sich die Turmspitze im Laufe eines Sonnentages in einer etwa kreisförmigen Kurve mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimetern bewegen.