Heideldruck-Quartalszahlen vorgestellt: "Wir setzen unsere Strategie erfolgreich um"
Nach einem schwachen ersten Quartal ist der Heideldruck-Vorstand für das Gesamtjahr zuversichtlich - Hoher Auftragsbestand

Auf der Branchenmesse drupa in Düsseldorf bekräftigten Heideldruck-Vorstandsvorsitzender Gerold Linzbach und der Chef von Fujifilm, Shigetaka Komori (rechts), im Juni ihre Zusammenarbeit bei großen Digitaldruckmaschinen für den Verpackungsdruck. Firmenbild
Von Thomas Veigel
Heidelberg. Vorstandsvorsitzender Gerold Linzbach und Finanzvorstand Dirk Kaliebe verbreiteten am gestrigen Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz des ersten Quartals Zuversicht. Das Geschäft in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres, das am 1. April begonnen hatte, sei "erwartungsgemäß" verlaufen.
Die Umsatz- und Ertragsschwäche seien der typische "Drupa-Effekt", weil sich die Kunden vor der Messe mit Käufen zurückhalten. Die Ziele für das Geschäftsjahr wurden bestätigt: Der Umsatz soll um rund vier Prozent steigen, auch der Gewinn nach Steuern soll leicht erhöht werden.
Die Branchenmesse Drupa im Juni erhöhte den Auftragseingang im ersten Quartal auf rund 800 Millionen Euro, das sind rund 200 Millionen Euro mehr als in einem durchschnittlichen Quartal in den vergangenen Jahren.
Auch die mittelfristigen Ziele wurden bestätigt. Drei Milliarden Euro sind das Umsatzziel in einigen Jahren, bei einem jährlichen Wachstum von vier Prozent sollte dieser Wert in fünf Jahren erreicht werden. Im vergangenen Jahr hatte der Umsatz 2,5 Milliarden Euro erreicht, der Jahresüberschuss lag bei 28 Millionen Euro.
Hintergrund
Die wichtigsten Kennzahlen der Heidelberger Druckmaschinen im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 vom 1. April bis 30. Juni 2016 (Vorjahreszahlen in Klammern)
Umsatz: 486 (563) Mio €
Auftragseingang: 804 (703) Mio
Die wichtigsten Kennzahlen der Heidelberger Druckmaschinen im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 vom 1. April bis 30. Juni 2016 (Vorjahreszahlen in Klammern)
Umsatz: 486 (563) Mio €
Auftragseingang: 804 (703) Mio €
Ebitda: 1,0 (46) Mio €
Ebit: -19 (13) Mio €
Ergebnis nach Steuern: -37 (-4) Mio €
Nettoverschuldung: 263 (277) Mio €
Eigenkapitalquote: 7,8 (13) Prozent
Mitarbeiter: 11 523 (11 565)
davon Wiesloch-Walldorf: 3863 (3986)
Heidelberg: 992 (1000)
Für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres rechnet Dirk Kaliebe mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent, im zweiten Quartal läuft die Produktion auf Hochtouren, im zweiten Halbjahr sollen die Umsätze deutlich steigen. Als Finanzvorstand sei er, so Kaliebe, entspannt, vor allem weil die Finanzierung bis nach dem Jahr 2022 abgesichert sei. Eine Hochzinsanleihe ist in diesem Jahr vorzeitig zurückgezahlt worden.
Die Freiheitsgrade - zum Beispiel für gezielte Unternehmenskäufe - seien mittlerweile so, wie ein Unternehmen sich das vorstelle. "Das ist ein gutes Gefühl", sagte Dirk Kaliebe. Auch die auf 7,8 Prozent fast halbierte Eigenkapitalquote ist aus seiner Sicht unproblematisch. Sie ist auf diesen Wert gefallen, weil die Zinssätze der Pensionsrückstellungen gesunken sind.
Auch wegen der Leerverkäufer macht sich das Unternehmen keine größeren Sorgen. "Wir werden unsere Strategie weiter erfolgreich umsetzen", sagte Dirk Kaliebe. "Dann werden die Gründe für Leerverkäufe wegfallen, die Positionen werden sich nach und nach auflösen." Es gebe, so Gerold Linzbach, keine Patentrezepte gegen Leerverkäufer. "Außer zu halten, was man verspricht." Das habe man vor.
"Weiter wie bisher" sei die Parole. Die Börse reagierte gestern deutlich negativ auf die schwachen Umsatz- und Ergebniszahlen des ersten Quartals. Die Aktie gab zum Handelsauftakt fast zehn Prozent nach, erholte sich im Tagesverlauf leicht und schloss zum Xetra-Handel bei 2,45 (Vortag 2,62) Euro.
Schwach war im ersten Quartal vor allem das Maschinengeschäft, das nicht einmal vor Abschreibungen (Ebitda) ein positives Ergebnis lieferte. Gerold Linzbach setzt deshalb auf einen weiteren Ausbau von Service und Verbrauchsmaterialien, um die Abhängigkeit vom schwankenden Geschäft mit Bogenoffsetmaschinen, das "jedes Jahr negative Überraschungen bereit hält", zu verringern.
Im Moment sind durch den hohen Auftragsbestand die Kapazitäten aber ausgelastet. "Die Nachfrage ist so hoch, dass es wochenlange Lieferzeiten gibt." Die Arbeitszeit wurde - planmäßig - um eine Stunde erhöht, zum Teil werden Überstunden geleistet. Ein Beschäftigungsaufbau findet aber nicht statt.