Heidelberger Druck will Zölle an US-Kunden voll weitergeben
US-Kunden müssen mit höheren Preisen rechnen. Der Vorstand sieht das Unternehmen krisenfest und liebäugelt weiter mit dem boomenden Rüstungsgeschäft.

Von Matthias Kros
Wiesloch. Die Kunden der Heidelberger Druckmaschinen AG in den USA müssen sich auf deutliche Preissteigerungen gefasst machen. Sollte US-Präsident Donald Trump an den angekündigten Einfuhrzöllen für Produkte aus der EU festhalten, werde man sie "voll an die amerikanischen Abnehmer weitergeben", kündigte Vorstandschef Jürgen Otto bei der Bilanzvorstellung am Donnerstag in Wiesloch an.
"Die Kunden werden diese Kröte schlucken müssen". Er gehe aber immer noch davon aus, dass es in dem Konflikt doch noch eine Verhandlungslösung geben werde.

Dafür bleibt den USA und der EU allerdings nur noch bis zum 9. Juli Zeit. Gelingt bis dahin keine Einigung, sollen nach dem Willen Trumps EU-Importe mit Zöllen von bis zu 50 Prozent belegt werden. Die Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 Prozent sind bereits seit kurzem in Kraft.
Otto verwies in diesem Zusammenhang nochmals darauf, dass weder Heidelberger Druck noch ein Wettbewerber über eine relevante Produktion in den USA verfüge. Mit einer Verschiebung von Marktanteilen rechnet der Vorstand daher nicht. Heidelberger Druck erzielte im vergangenen Geschäftsjahr 2024/25 etwa ein Viertel seines Umsatzes in der Region Nord- und Südamerika, Hauptmarkt sind die USA.
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Und wenn sich dort wegen der Zoll-Aufschläge niemand mehr eine Druckmaschine bestellen mag? Für den Fall, dass die Nachfrage wirklich massiv einbreche, habe man einen kleinen Produktionsstandort in Sidney (US-Staat Ohio) mit Ausbaupotenzial, so Otto. Derzeit werden hier kleinere Etikettier- und Falz-Maschinen für den lokalen Markt hergestellt. Das sei im Moment aber nicht mehr als eine Überlegung.
Insgesamt sieht sich der weltgrößte Druckmaschinenhersteller, der in diesem Jahr seinen 175. Geburtstag feiert, trotz eines abermaligen Gewinnrückgangs im abgelaufenen Geschäftsjahr im Aufwind. Otto verwies dabei auf den höheren Auftragseingang und die verbesserte Kostenbasis. "Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben wir uns als krisenfest erwiesen", sagte er.
Für das seit Anfang April laufende Geschäftsjahr 2025/26 erwartet Otto einen leichten Umsatzanstieg auf rund 2,35 Milliarden Euro, zudem soll die bereinigte Gewinn(Ebitda)-Marge von 7,1 auf acht Prozent ansteigen. "Das wäre der höchste Wert sei 2008", so der Manager.
Den rückläufigen Gewinn im Geschäftsjahr 2024/25 führte er vor allem auf die Einmalbelastungen durch den im Dezember angekündigten Stellenabbau zurück. Heidelberger Druck will am Stammsitz Wiesloch 450 Arbeitsplätze abbauen. Für 80 Prozent davon habe man bereits eine Lösung gefunden, sagte Otto. Das Prozedere verlaufe "sehr anständig", meint er.
Der Vorstandschef betonte, dass sich Auftragslage und Produktion bei Heidelberger Druck besser entwickelten als beim deutschen Maschinenbau insgesamt. Impulse erwartet Otto vor allem im weltweit wachsenden Verpackungsdruck. Zudem soll zunehmend das Industriegeschäft für Fremdkunden das Kerngeschäft mit Druckmaschinen ergänzen.
Aktuell liefen Gespräche mit diversen Industriezweigen, sagte der Vorstandschef. Näheres zum Stand der Verhandlungen verriet er bei der Pressekonferenz nicht. Im aktuellen Geschäftsbericht nannte er allerdings erneut das aktuell boomende Rüstungsgeschäft, in das Heidelberger Druck gerne einsteigen wolle.
Die Börse zeigte sich von den Neuigkeiten wenig beeindruckt, die Aktie lag am Nachmittag moderat im Minus. Die Baader Bank beließ am Donnerstag die Papiere auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 1,75 Euro. Der Druckmaschinenhersteller habe einen zuversichtlichen Ausblick für das Geschäftsjahr 2025/26 abgegeben, schrieb Peter Rothenaicher. Der Experte verwies dabei auf die gute Auftragslage, das starke Druckgeschäft in China und Kosteneinsparungen.