Wiesloch

Ekotechnika beackert bald den Wald

Der größte John-Deere-Händler Russlands verkauft nun auch Forstmaschinen

09.04.2019 UPDATE: 10.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Stefan Dürr (links), Gründer und Vorstand von Ekotechnika und Ekosem, spricht im Gebiet von Woronesch mit einem russischen Mitarbeiter. Im Hintergrund ein Mähdrescher von John Deere - Ekotechnika ist größter Händler des US-Unternehmens in Russland. Foto: tv

Von Thomas Veigel

Wiesloch. Vor gut drei Jahren war die Ekotechnika AG, die deutsche Holding des größten russischen John-Deere-Händlers, knapp der Insolvenz entkommen. Die Gläubiger einer 2013 begebenen Anleihe über 60 Millionen, hatten sich bereit erklärt, dass die Schuldverschreibung in Aktien umgewandelt wurde. Pro 1000 Euro Anleihe bekamen die Investoren Aktien im Wert von 82 Euro. Ein schlechter Deal, aber alternativlos.

Das Unternehmen hat sich berappelt und steht mittlerweile auf stabilen Füßen. Die Aktie ist seit dem Börsengang im Dezember 2015 deutlich gestiegen, aus 82 Euro wurden 428. Allerdings sitzen die Investoren immer noch auf einem Verlust von mehr als 50 Prozent. Und eine Dividende wurde bisher auch nicht gezahlt, obwohl im vergangenen Geschäftsjahr pro Aktie mehr als ein Euro Gewinn erzielt wurde.

Unternehmensgründer, Großaktionär und Vorstand Stefan Dürr bat die Aktionäre gestern auf der Hauptversammlung in Wiesloch um Verständnis dafür. "Das Geld sollte im Unternehmen bleiben, damit es wachsen kann", sagte er. Keiner der anwesenden rund 70 Aktionäre beschwerte sich über das Ausbleiben der Dividende. Ein Aktionär wünschte sich aber eine Dividende für das kommende Jahr - noch besser wäre eine Kapitalerhöhung mit Gratisaktien. Dann würde der Staat leer ausgehen, weil keine Kapitalertragssteuer anfallen würde, außerdem könnte die Liquidität der Aktie erhöht werden.

Ekotechnika verkauft - bisher ausschließlich in Russland - vor allem Landmaschinen von John Deere. 60 Prozent des Neumaschinenverkaufs in Höhe von 114 Millionen Euro entfallen auf den amerikanischen Hersteller. Insgesamt erzielte Ekotechnika im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 163 Millionen Euro und erzielte einen Jahresüberschuss von 4,8 Millionen Euro - im Vorjahr waren es 8,6 Millionen Euro. Man wolle, so Stefan Dürr, die Abhängigkeit von John Deere verringern. Der erste Schritt in der Diversifikation ist der Einstieg in die Forstwirtschaft, im Land mit der größten Waldfläche und der höchsten Holzreserve der Welt ein möglicherweise lukratives Unterfangen. Mit dem kanadischen Forstmaschinen-Hersteller Tigercat wurde ein Vertriebsabkommen abgeschlossen. Interessant sei bei Forstmaschinen auch das margenstarke Service- und Ersatzteilgeschäft, das vier Mal höher als bei Landmaschinen sei, sagte Ekotechnika-Vorstand Bjoerne Drechsler.

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Ein weiteres Standbein könnte das Smart Farming werden, das Pilotprojekt sei von 800 auf 3000 Hektar erhöht worden. Ende dieses Jahres werde man eine komplette, wissenschaftlich erarbeitet Analyse der Wirtschaftlichkeit aller Versuche vorlegen können. Erste Produkte und Serviceleistungen werde man im nächsten Geschäftsjahr anbieten können.

Ort des Geschehens

Der Verkauf von John Deere-Maschinen sei kein einfaches Geschäft, die Handelsverwerfungen mit den USA würden sich auswirken. Einheimische Landmaschinen hätten große Vorteile, neben hohen Produktionszuschüssen erhielten die Käufer zinsverbilligte Kredite. John Deere wird in Russland als amerikanisches Unternehmen wahrgenommen, obwohl große Traktoren, Mähdrescher, Säh- und Bodenbearbeitungsmaschinen schon seit vielen Jahren in zwei russischen Werken gefertigt werden. Allerdings sind die Kapazitäten in den Werken nicht ausgelastet, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mitteilte. Größter Kunde von Ekotechnika ist das Schwesterunternehmen Ekosem, der Umsatzanteil im Neumaschinengeschäft liegt bei 42 Prozent. Man sei sich dieses Klumpenrisikos bewusst, sagte Stefan Dürr: "Das ist zuviel". Ein Übernahmekandidat sei Ekotechnika nicht, weil John Deere weltweit keinen eigenen Vertrieb habe.

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