SAP-Personalchef attackiert Elon Musk
In der Homeoffice-Diskussion unterstellt Cawa Younosi dem Tesla-Chef ein "zweifelhaftes Menschenbild".

Von Matthias Kros
Walldorf. Cawa Younosi, Deutschland-Personalchef von SAP, hat Tesla-CEO Elon Musk für dessen Umgang mit seinen Führungskräften beim Thema Homeoffice kritisiert. "Wer nach den Sternen greift, kann manchmal die Bodenhaftung verlieren", schrieb Younosi am Donnerstag bei dem Karrierenetzwerk LinkedIn. Medienberichten zufolge hatte Musk zuvor seinen Führungskräften ein Ultimatum gestellt. Er soll sie aufgefordert haben, ins Büro zurückzukehren und nicht mehr nur telefonisch an Meetings teilzunehmen – wer das nicht wolle, solle kündigen, so Musk. Darüber hatte unter anderem das Wirtschaftsnachrichtenportal "Business Insider" berichtet.
Der Tesla-Chef teilte den Führungskräften des Elektroautobauers demnach mit, dass sie mindestens 40 Stunden pro Woche ins Büro kommen müssten, wie aus zwei E-Mails hervorgeht, die auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kursieren. In einer davon schreibe Musk, dass er davon ausgehe, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die weiterhin remote arbeiten würden, bereits gekündigt hätten. Musk reagierte auf die Medienberichte via Twitter, als ein Nutzer fragte, wie er auf Leute reagieren würde, die es für "antiquiert" hielten, ihre Arbeit im Büro zu machen. "Sie sollten so tun, als würden sie woanders arbeiten", schrieb Musk.
Younosi kann das nicht nachvollziehen: Hybrides Arbeiten sei in vielen Unternehmen schon vor der Pandemie die Realität gewesen, fügte er mit Bezug auf die Regelungen beim Softwarekonzern SAP hinzu. Klar sei: wer zu Hause seinen Arbeitgeber "besch…", mache das im Büro auch. "Allen, die teilweise oder ganz remote arbeiten, pauschal sein Misstrauen auszusprechen, entspricht einem zweifelhaften Menschenbild", folgert Younosi und glaubt, dass sich die "Recruiter der Konkurrenz bestimmt schon die Hände reiben".
Bei SAP sind die Beschäftigten wegen der Corona-Pandemie noch bis Ende des Monats aufgefordert, nach Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Auch für die Zeit danach stellt das Unternehmen den über 100.000 Beschäftigten im Prinzip frei, auf Basis des Programms "Pledge to Flex" den eigenen Arbeitsort jederzeit frei auszusuchen.
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Ende April machte die Unternehmensleitung in einem Schreiben an die Mitarbeiter aber klar, dass diese Freiheiten auch Grenzen hätten. "Pledge to Flex" sei kein Homeoffice-Programm, hieß es. Vielmehr müssten die verschiedenen Teams mit ihren Vorgesetzten die passende Balance finden. Es sei auch möglich, dass einige Führungskräfte – nach Öffnung der Büros – ihre Teams wieder verstärkt vor Ort benötigten. Das hänge zum Beispiel von den Anforderungen der Kunden oder geschäftlichen Erfordernissen ab. "Pledge to Flex" solle ermöglichen, sowohl im Büro als auch mobil arbeiten zu können, hieß es.