Christian Klein ließ Jet stehen und fuhr mit Zug nach Davos
Nach der Greenpeace-Kritik ließ der Manager den Firmenjet in Mannheim. Zudem kündigte er an, dass SAP derzeit keinen Stellenabbau plane.

Von Matthias Kros
Walldorf. SAP-Vorstandssprecher Christian Klein hat den Firmenjet am Mannheimer City-Airport stehengelassen und ist stattdessen mit dem Zug zum Weltwirtschaftsforum in Davos gereist. "Man muss sich natürlich schon fragen, was man für ein Beispiel abgibt und wie glaubwürdig man ist", sagte er am Donnerstag in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Deswegen habe man sich entschieden, mit dem klimafreundlicheren Zug zu kommen; der eigene Firmenjet stehe "hoffentlich in Mannheim".
Kurz vor dem Weltwirtschaftsforum hatte Greenpeace die klimaschädlichen Flüge mit Privatjets kritisiert. Die Reichen und Mächtigen strömten nach Davos, um über Klima und Ungleichheit zu diskutieren, hatte Klara Maria Schenk von der Umweltorganisation gesagt. "Dabei benutzen sie das weltweit umweltschädlichste Verkehrsmittel: den Privatjet."
Einer Studie der Beratungsfirma CE Delft zufolge sind in der Zeit der Jahrestagung 2022 von den sieben Flughäfen in der Nähe von Davos 1040 Privatjets gelandet oder gestartet. In normalen Wochen seien es durchschnittlich 540 Flüge. Etwa jeder zweite könne daher dem Treffen zugerechnet werden.
Klein verteidigte aber die mitunter kurzen Strecken, die mit den Firmenjets im Arbeitsalltag zurückgelegt werden. "Wenn ich fünf Kunden in Europa an einem Tag besuche, brauche ich dafür den Firmenjet", argumentierte er, sagte aber auch, dass sich sein Reiseverhalten geändert habe. "Ich fliege nicht mehr für interne Termine extra in die USA oder nach Asien." Dafür setze man inzwischen auf Videokonferenzen.
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Der Vorstandsvorsitzende des Walldorfer Softwarekonzerns ging in dem Interview auch auf die zahlreichen Stellenstreichungen bei anderen Unternehmen aus der Tech-Branche ein. Zuletzt hatten Konzerne wie Twitter, Meta, Amazon, Salesforce und Microsoft den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Zwar sei auch SAP nicht immun gegen steigende Energiepreise und höhere Mitarbeiterkosten, sagte Klein. "Was ich aber ausschließen kann: Wir werden bei SAP keine Restrukturierung bekommen, weil das Geschäft schlecht läuft. Im Gegenteil: Das Geschäft läuft sehr gut."