"Neues Bewusstsein für Kaffeegenuss"
Die Firma ECM produziert in Neckargemünd und in Mailand Espresso-Siebträgermaschinen - Unternehmen bis heute in Familienhand

Qualität wird bei ECM großgeschrieben: Auf Plastik wird weitgehend verzichtet, Edelstahl dominiert die Optik. In den Maschinen steckt viel Handarbeit. Foto: Bernhard Kreutzer
Von Gaby Booth
Neckargemünd. Kaffee kommt heute immer häufiger aus der Kapsel. George Clooney überzeugte mit gewinnendem Schauspielerlächeln Millionen von Konsumenten, dass es chic ist, ein paar Gramm Kaffee aus einer Maschine zu pressen. Inzwischen ist das Patent des Schweizer Nestlé-Konzerns, das die Kapsel zum Geschäftsmodell machte, nichtig, die Kopien stehen auch in den Regalen der Discounter.
Das Gegenteil von Discounter-Ware produziert die Firma ECM aus Neckargemünd: hochwertige Espresso-Siebträgermaschinen - für die Privatleute weit über 1000 Euro ausgeben müssen. An dem riesigen Angebot an Kaffeevollautomaten, Kapseln und Tabs stört sich der ECM-Geschäftsführer Michael Hauck dennoch nicht: Er sieht all das eher als Katalysator denn als Hindernis. "Wer Kaffee mag und dann erst einmal einen professionell zubereiteten Espresso aus einer Siebträgermaschine genossen hat, weiß das zu schätzen", beobachtet er die Entwicklung hin zum Bedürfnis nach qualitätsvollen Kaffeegenuss.
Ob Pads, Kapseln, Filterkaffee oder Siebträgermaschine - Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken der Deutschen. Als Muntermacher, in der to-go-Variante oder als obligatorischer Espresso nach einem ausgiebigen Essen. Die Deutschen sind zwar nicht die größten Kaffeetrinker - das sind die Skandinavier -, liegen mit rund sieben Kilo pro Kopf im Jahr aber deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Sogar deutlich vor den Italienern. Unsere südlichen Nachbarn pflegen weniger irgendwelche vorübergehenden Kaffeemoden, sie lieben ihren Espressokult. Meist auf die Schnelle morgens auf dem Weg zur Arbeit, im Stehen in einer "Bar". Neben der klassischen Bialetti für den Herd haben die Italiener große Espressomaschinenhersteller wie Gaggia, Cimbali oder Faema hervorgebracht.
Und wie sieht es in Deutschland aus? Die italienische Espresso-Kultur hat in der Metropolregion Rhein-Neckar eine Adresse: in Neckargemünd. Dort gibt es mit ECM einen "Hidden Champion". Die Espresso Coffee Machines Manufacture GmbH ist der einzige Hersteller von Espresso-Siebträgermaschinen in Deutschland. In der Dilsberger Straße, mit Blick auf den Neckar, hat sich mit der Familie Hauck ein Unternehmen etabliert, das sowohl im Gastro- wie im Haushaltsbereich den Italienern im Premiumbereich Konkurrenz macht. Hier sind Entwicklung, Verwaltung, Service inklusive Kundenbetreuung, Wartung und Reparatur der Geräte untergebracht. In einem Werk im nahen Bammental werden Espressomaschinen für den Privathaushalt und Gastrobetriebe, hochwertige Mühlen und Barista-Accessoires hergestellt.
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Das Gros der ECM-Espressomaschinen aber kommt aus Milano, wo das Neckargemünder Familienunternehmen seine Produktionsstraßen aufgebaut hat. Michael Hauck, Geschäftsführer und Sohn des Firmengründers Wolfgang Hauck, fährt mehrmals im Jahr in die italienische Metropole. Im Mailänder Werk wird zusammengefügt, was die vielen Zulieferer aus der Umgebung von Milano an Einzelteilen fertigen und was dann zu hochwertigen Maschinen in Edelstahl zusammengefügt wird. Gesteuert werden die Geschäfte von der Zentrale in Neckargemünd aus. Wolfgang Hauck hatte in den 80er Jahren den Alleinimport und Vertrieb für Gaggia und andere italienische Espressomaschinenhersteller in Deutschland übernommen, bis er sich entschloss, selbst Espressomaschinen herzustellen, um unabhängiger zu werden. Seine Frau, Hildegard Hauck, die zusammen mit ihrem Mann das Espresso-Geschäft aufgebaut hat, ist heute noch im Vertrieb aktiv, Wolfgang Hauck hat als Geschäftsführer das Controlling in der Hand. Der 33-jährige Sohn Michael ist vor Jahren nach einem Auslandsaufenthalt in England in das Geschäft eingestiegen und sieht die Zukunft des Espressogeschäfts überaus positiv. Er setzt in Fertigung und Entwicklung neue Akzente.
"Es entwickelt sich auch in Deutschland ein neues Bewusstsein für Kaffeegenuss", sagt er. Die "Kaffee-Nerds", die Wert auf Qualität bei der Auswahl guter Bohnen und beim sorgfältigen Brühen legen, beleben seiner Meinung nach die sich fortentwickelnde Kaffeekultur. Im Werk in Neckargemünd wird dieser Trend gerne befördert. Mit Barista-Veranstaltungen oder einem "Tag des Kaffees". Für dieses Jahr sind noch Workshops für Kaffeeliebhaber geplant.