Babysitter-Suche per "Sitt.App"
Das Start-up hilft Eltern dabei, eine vertrauensvolle Betreuung für ihre Kinder zu finden

Von Marco Partner
Mannheim. Wer passt auf die Kinder auf? Wenn Eltern wieder im Berufsleben gefordert sind, die Kita überraschend geschlossen hat und die Oma nicht gerade um die Ecke wohnt, stellt das junge Mütter und Väter vor Probleme. Babysitter-Angebote im Internet wirken nicht immer vertrauenserweckend.
Um aber sicher und sorgenfrei eine qualifizierte Kinderbetreuung zu finden, hat das Mannheimer Jungunternehmen "sitt.app" eine geschützte, digitale Plattform geschaffen. Die sogenannten "Kükenhüter" müssen dabei ein pädagogisches Studium oder eine erzieherische Ausbildung vorweisen. Damit bestreitet das Start-up neue Wege in der Suche nach der Kinderbetreuung.

Jonas Fuhr spricht aus Erfahrung. Der junge Vater kennt das Gefühl, wenn am frühen Morgen die Arbeit ruft, mitten in der Nacht aber der kleine Sohn. "Ich hatte gedacht, wie schön es wäre, wenn jetzt jemand zwei Stunden auf ihn aufpassen könnte", verrät der Grundschullehrer aus Schriesheim, wie es am frühen Morgen zu einem Aha-Erlebnis kam. Aus Interesse klickte er im Internet herum und suchte Babysitter in der Nähe. "Ich war relativ baff und erschrocken. Natürlich gibt es ganz klassisch 14-jährige Mädchen, die ihr Taschengeld aufbessern wollten. Ich bin aber auch auf dubiose Profile gestoßen, denen ich niemals mein Kind anvertrauen würde", verrät der 39-Jährige.
Das müsste besser gehen, dachte er sich. Und sorgte letztlich selbst dafür. "Ich bin auch gelernter Erzieher, daher weiß ich, dass bei der Betreuung von Kindern eigentlich viele Zeugnisse und Qualifikationen sowie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorgezeigt werden müssen. Warum nicht bei Babysittern?", fragte er sich, und gab somit die Idee für die Plattform "sitt.app", bei welchem ein pädagogischer Background stets Voraussetzung für das Babysitten ist.
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Die "Kükenhüter" können bei der Registrierung nicht nur ihre Qualifikationen eintragen und Zeugnisse hochladen, sondern auch angeben, Kinder in welcher Altersgruppe sie am liebsten betreuen möchten, ob sie Raucher sind oder nicht, ob sie über bestimmte Erfahrungen im sonderpädagogischen Bereich verfügen und welches Einzugsgebiet sie bedienen können. Auch die Eltern erstellen ein Profil, mit Foto und persönlichen Angaben, alles in einem geschützten Raum und Rahmen. "Das Ziel ist es, Vertrauen auf beiden Seiten aufzubauen", sagt Christian Beckenbach-Sülzle, der als Marketingberater zum jungen Start-up gestoßen ist.
Seit Oktober ist die Matching-Plattform, bei der Babysitter und Eltern zusammengeführt werden, online abrufbar. Seitdem füllt sich der Pool an Kükenhütern bundesweit. Auch angehende Pädagogen oder Erzieher, die sich in der Ausbildung beziehungsweise im Studium befinden, sind zugelassen. Genauso wie Rentner, die Erfahrung im Umgang mit Kindern gesammelt haben.

"Voraussetzung ist stets ein erweitertes Führungszeugnis und eine pädagogische Erfahrung. Erst wenn das geprüft ist, werden die Profile freigeschaltet. Es geht einfach um die maximal mögliche Sicherheit, um dann mit minimalen Aufwand fündig zu werden", erläutert Beckenbach-Sülzle.
Der Marketingberater aus Heiligkreuzsteinach ist selbst zweifacher Familienvater. "Ich selbst habe Glück, dass wir viel Verwandtschaft im Ort haben und die Oma im Nachbarhaus lebt. Aber wir haben bis 2021 in der Stuttgarter Innenstadt, also ohne Verwandtschaft in direkter Nähe gelebt. Gerade in einer anonymen Großstadt wird es da mit einer vertrauensvollen Betreuung schon schwieriger", betont er. Eine passende, zuverlässige und vertrauenswürdige Kinderbetreuung zu finden, stelle für viele Eltern eine zunehmende Herausforderung dar. "Insbesondere für die, die keinen Kita-Platz erhalten oder schlichtweg, wenn die Kita wieder zu hat und die Familie nicht einspringen kann," sagt auch Fuhr.
In der Corona-Zeit habe sich die Situation mit Homeoffice und zum Teil geschlossenen Kitas noch zugespitzt. "Und gerade dann hat man sich ja niemand Fremdes ins Haus geholt", so der Vater, was wohl auch zu einem gewissen Abbruch in der "Babysitter-Szene" gesorgt hat. Nach dem Lieferando-Prinzip, dass nach einem kurzen Bestell-Klick die Babysitterin schon vor der Tür steht, funktioniere "sitt.app" aber nicht. "Es geht immer noch um das gegenseitige Kennenlernen. Die Plattform ist nur der Vermittler für Eltern und qualifiziertes Personal", so Fuhr.
Auch bei den Kitas stoße das neue Angebot auf positive Resonanz. "Erzieher sind in ihren ersten Jahren oft nur in Teilzeit beschäftigt", erklärt Fuhr. Für sie ist die Kükenhüter-Plattform also auch eine Chance, sich das Gehalt aufzubessern. Doch dabei allein soll es nicht bleiben. Kooperationen mit Fachhochschulen samt Lehrgängen werden angestrebt, um sich in Zukunft mit ein "Kükenhüter-Schein" den Lebenslauf aufzubessern und wieder mehr Vertrauen für das Betreuen von "fremden" Kindern aufzubauen.