Ludwigshafen

BASF will Produktionsanlage in Indien bauen

Spekulationen über Verkauf des Geschäfts mit Pigmenten

17.01.2019 UPDATE: 18.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Industrieanlagen der BASF: Derzeit ist bei dem Chemieriesen einiges in Bewegung. Foto: dpa

Von Barbara Klauß

Ludwigshafen. Unruhige Zeiten bei der BASF: Nach Ankündigung eines Sparprogramms und Gewinnwarnung plant der Chemiekonzern Milliardeninvestitionen in Indien und China. Es wird über einen möglichen Verkauf des Pigmentgeschäfts spekuliert. Und kürzlich stimmte Konzernchef Martin Brudermüller die Mitarbeiter auf Einschnitte ein.

Vor nicht einmal einem Jahr, im Mai 2018, übernahm Brudermüller den Vorstandsvorsitz von Kurt Bock. Im November kündigte er an, den Konzern umbauen, verschlanken und effizienter machen zu wollen. Teil dieses Programms sind auch Investitionen in Produktionsanlagen. Eine solche Anlage will die BASF nun im indischen Bundesstaat Gujarat bauen und betreiben, wie der Konzern gestern mitteilte. Bis Ende 2019 wird eine Machbarkeitsstudie erwartet. Für Planung, Bau und Betrieb der Anlage soll ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Mischkonzern Adani gegründet werden. Laut Absichtserklärung, die BASF und Adani am Mittwoch unterzeichneten, wird die BASF Mehrheitseigner des Unternehmens mit einer Investitionssumme von rund zwei Milliarden Euro. Die größte Investition der BASF in Indien. Vorgesehen ist, die Anlagen mit erneuerbaren Energien zu betreiben.

Mit den Produkten, die in der neuen Anlage hergestellt werden sollen, will der Konzern vor allem den indischen Markt bedienen - etwa die dortige Bau- und Automobilindustrie. "Angesichts des schnellen Wachstums der indischen Mittelschicht importiert Indien nach wie vor große Mengen an Petrochemikalien, was zu einem signifikanten Abfluss wertvoller Devisen führt", erklärte Gautam Adani, Vorsitzender der Adani-Gruppe anlässlich der Unterzeichnung. Das Vorhaben unterstreiche "unsere starke und langfristige Verbundenheit mit unseren indischen Kunden", fügte BASF-Chef Brudermüller hinzu.

Investitionen wie diese oder der geplante Verbundstandort, den die BASF für rund 8,7 Milliarden Euro in der südchinesischen Provinz Guangdong bauen will, sind aus Sicht des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden der BASF, Waldemar Helber, "Investitionen in die Zukunft" - in große und wachsende Märkte. "Der Anteil Chinas an der weltweiten Chemieproduktion wird bis zum Jahr 2030 auf rund 50 Prozent ansteigen", sagte Brudermüller kürzlich.

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Direkte Auswirkungen für die knapp 40.000 Beschäftigten im Stammwerk in Ludwigshafen haben die Indien-Pläne einem Konzernsprecher zufolge nicht. Für Unruhe sorgten hingegen Berichte, denen zufolge der Chemiekonzern den Verkauf seines Geschäfts mit Pigmenten prüfe. Das hatte die Finanzagentur Bloomberg berichtet und sich auf eingeweihte Personen berufen. Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft reagierten mit Befremden, wie die IG BCE mitteilte. "Wir erwarten von der Unternehmensleitung, dass diese nun umgehend den Betriebsrat und dann schnellstmöglich die Belegschaft informiert", erklärte IG BCE-Bezirksleiter Gunther Kollmuß. In der Sparte, in der Pigmente für die Farben- und Lackindustrie hergestellt werden, arbeiten weltweit 2500 Mitarbeiter, rund 800 von ihnen in Ludwigshafen. Dem Vernehmen nach soll es gestern eine Informationsveranstaltung gegeben haben. Wie Bloomberg schreibt, könnte die Entscheidung über einen Verkauf des Pigmentgeschäfts noch in diesem Jahr fallen. Der Konzernsprecher wollte "Spekulationen und Marktgerüchte nicht kommentieren".

Aufgeschreckt wurden Teile der Belegschaft auch durch eine Videobotschaft des Konzernchefs vor wenigen Tagen, in der er die gut 122.000 Mitarbeiter weltweit auf Einschnitte einstimmte. Es gelte, den Gürtel enger zu schnallen, bei allem, "was wir nicht brauchen". Vor allem die Kosten in der Verwaltung seien zu hoch. In manchen Teilen der Verwaltung werde auf Einstellungen verzichtet. Brudermüller kündigte an, das Sparprogramm, das er im November vorgestellt hatte und das ab Ende 2021 zwei Milliarden Euro zum Ergebnis beisteuern soll, zu beschleunigen.

Im Dezember erst musste die BASF die Jahresprognose senken. Der Dax-Konzern geht nun davon aus, dass der Gewinn vor Zinsen, und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen 2018 um 15 bis 20 Prozent sinken wird. Ursachen waren unter anderem der trockene Sommer und der niedrige Rheinpegel, der zeitweise zu einer Drosselung der Produktion in Ludwigshafen geführt hatte.

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