Rocket Internet übernimmt Mehrheit an Klarsolar
Der Fotovoltaik-Anbieter erhofft sich einen Wachstumsschub und will noch in diesem Jahr nach Heidelberg umziehen. Gibt es bald 1000 Mitarbeiter?

Von Matthias Kros
Leimen. Der Start-up-Konzern Rocket Internet hat über seinen Investmentableger Global Founders Capital (GFC) die Mehrheit an dem Leimener Fotovoltaik-Anbieter Klarsolar übernommen. Das bestätigte Klarsolar-Unternehmenschef und Gründer Bastian Arend, der die übrigen Anteile hält, am Dienstag gegenüber der RNZ. "Mit Rocket Internet haben wir einen Partner gefunden, der schon mehrfach bewiesen hat, dass er Unternehmen schnell aufbauen kann", so Arend. Zudem bringe der Investor ein hohes Verständnis für Tech-Unternehmen mit.
Rocket Internet, dessen Geschäftsmodell das Gründen von Start-ups ist, habe "einen relevanten Millionenbetrag" investiert, so Arend ohne genaue Zahlen zu nennen. Der Konzern hatte sich bereits an Börsen-Lieblingen wie Zalando, Delivery Hero oder Hello Fresh beteiligt. Weniger erfolgreich verlief dagegen die eigene Börsennotierung von Rocket Internet. Der Konzern verschwand 2020 nach sechs Jahren sang- und klanglos wieder vom Kurszettel, vielen Anleger bescherte das hohe Verluste. Seither schauen sich die Rocket-Gründer nach neuen Geschäftsfeldern um, zu ihnen zählen die erneuerbaren Energien
Klarsolar sieht sich selbst als "Full-Service Fotovoltaik-Anbieter”, der bundesweit sämtliche Services rund um die Beratung, Planung, Errichtung und den Betrieb von Solaranlagen für private Eigenheime koordiniert. Einfachheit ist Arend, der das Unternehmen 2018 gegründet hatte, dabei besonders wichtig. Selbst absolute Solar-Neulinge sollen sich über den Online-Konfigurator von Klarsolar in wenigen Minuten ein individuelles Angebot erstellen lassen können und direkt einen Preis inklusive sämtlicher technischer und wirtschaftlicher Annahmen erhalten.
Alle Beratungsgespräche finden am Telefon oder per Videotelefonie statt, die Umsetzung erfolgt dann in der Regel in Zusammenarbeit mit örtlichen Handwerksbetrieben. Dabei sieht Arend angesichts der aktuell rund 14 Millionen leeren Dächer in Deutschland noch große Wachstumschancen. "Dank steigender Stromkosten und sinkender Preise für Fotovoltaik lohnt sich eine Solaranlage für Privathaushalte zunehmend", so der Unternehmenschef.
Das soll auch jede Menge Jobs bei Klarsolar bringen: "Wenn wir unseren Wachstumskurs fortsetzen, wird das Team im Jahr 2025 auf über 1000 Mitarbeitende anwachsen", so Arend. Derzeit beschäftige man rund 80 Mitarbeiter, weitere 50 Stellen seien aktuell ausgeschrieben. Wegen dieser offenen Stellen wachse man momentan nur "mit angezogener Handbremse".
Um das zu ändern, werde man "noch in diesem Jahr nach Heidelberg umziehen", kündigte Arend an. Entsprechende Räumlichkeiten nahe der Heidelberger Bahnstadt habe man bereits gefunden, der Mietvertrag sei nur noch nicht unterschrieben. "Dadurch werden wir noch besser erreichbar sein und mit Sitz in Heidelberg dürfte es uns auch leichter fallen, neue Beschäftigte zu gewinnen". Er gehe davon aus, dass Heidelberg auch dauerhaft Sitz von Klarsolar bleibe.
Rocket Internet sieht nach eigenen Angaben ein großes Potenzial in Klarsolar und hat sich daher dafür entschieden, die jüngste Finanzierungsrunde anzuführen. "Wir sind überzeugt, dass dezentrale Energiesysteme, also intelligent vernetzte Solaranlagen auf Gebäuden, Batteriespeicher und Ladeinfrastruktur, ein wesentlicher Bestandteil der neuen Energiewelt sein werden", so Jan Ossenbrink von GFC. "Um diese Systeme in die Fläche zu bringen, müssen sie vom Kunden her gedacht werden. Das heißt, der Kauf, die Installation und der Betrieb müssen einfach sein und sich wirtschaftlich lohnen. Wir freuen uns sehr, die Gründer und das Team auf dem weiteren Weg zu unterstützen".
