Unsicherheit drückt auf die Stimmung
Noch ist die Lage in den Betrieben der Region laut IHK-Umfrage ordentlich. Doch mit Blick auf die nächsten Monate herrscht Sorge.

Von Barbara Klauß
Mannheim. Es ist vor allem die Unsicherheit, die in den Unternehmen der Region derzeit auf die Stimmung drückt. Die befinde sich im Keller – auch wenn die Lage der Betriebe bislang noch ordentlich sei, erklärte Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, als er am Donnerstag die Ergebnisse der Konjunkturumfrage vorstellte.
449 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen haben sich daran beteiligt. Und sie alle stehen Nitschke zufolge vor einem Konglomerat aus verschiedensten Faktoren, von denen man nicht wisse, wie sie sich auswirken werden – darunter die drastisch gestiegenen Energiepreise, die Rekordinflation, hohe Zinsen, Auftragseinbrüche, nach wie vor gestörte Lieferketten. Hinzu kommt der Fachkräftemangel und die Frage, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird. Zudem bereiten steigende Arbeitskosten den Unternehmen Sorgen.
All das trifft die Betriebe in einer Zeit, in der – im Kampf gegen den Klimawandel – ohnehin gewaltige Umbrüche anstehen. "Die Unternehmen stellen sich die Frage, wie es in den nächsten Monaten weiter geht", so Nitschke.
> Geschäftsklima: Das Klima in den Unternehmen wird laut IHK vor allem geprägt durch die massiv eingebrochenen Geschäftserwartungen. Laut Umfrage gehen per saldo 31 Prozent der Betriebe davon aus, dass ihre Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten rückläufig sein werden. "Das ist der schlechteste Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009", erklärte Nitschke. Zudem seien die Erwartungen stärker abgestürzt als im Corona-Frühjahr 2020. Das sei das Ergebnis "einer Reihe von Ursachen, die sich gegenseitig verschärften".
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> Energiekosten: Belastet werden die Betriebe laut Umfrage vor allem durch die stark gestiegenen und zum Teil unkalkulierbaren Energiekosten. Mehr als drei Viertel der Unternehmen betrachten sie sowie die derzeit hohen Rohstoffpreise als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Eine Rolle spielt der IHK zufolge zudem die "existenzielle Frage der Versorgungssicherheit". Als Reaktion fahren Industriebetriebe laut Umfrage teilweise ihre Produktion runter (16 Prozent) oder erwägten, Produktion zu verlagern (10 Prozent). Diese Verlagerung geschehe nicht über Werksschließungen, sagte Nitschke, sondern eher schleichend. Auch wegen der Unsicherheit, wie es weitergehe, werde weniger hier vor Ort investiert, sondern beispielsweise neue Anlagen eher an anderer Stelle gebaut. "Das kann sich allerdings wieder ändern, wenn die Weichen entsprechend gestellt werden", so der Hauptgeschäftsführer.
Bereits im Oktober hatte die Kammer daher gefordert, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Metropolregion Rhein-Neckar nun rasch und dauerhaft Fahrt aufnehmen müsse, um den bis Mitte der 2040er Jahre stark steigenden Strombedarf der Region zu decken. Bislang sind laut IHK nur 10 Prozent der Potenziale erschlossen, die hier zur Verfügung stünden.
> Beschäftigung: Auch mit Blick auf die Beschäftigung zeigt sich ein trübes Bild: Laut Umfrage planen nur 13 Prozent der Betriebe in der Region, zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. 22 Prozent geben rückläufige Beschäftigungsabsichten an und 65 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Anzahl an Beschäftigten aus. Die Zahl der offenen Arbeitsstellen lag laut IHK im Oktober bei 7696 – das sind 308 weniger als ein Jahr zuvor. Zum Teil seien die offenen Stellen jedoch auch dadurch begründet, dass keine geeigneten Kräfte gefunden wurden, so Nitschke. Neben den aktuellen Belastungen sorgt auch der sich zuspitzende Fachkräftemangel weiter für Sorgen in den Unternehmen.
Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk liegt derzeit bei 4,9 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte über dem Wert vom Frühsommer. Im Vergleich zum Herbst 2021 ist die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozent gestiegen.




