Erneute Gewinnwarnung - "Der Vorstand muss jetzt liefern"
Heidelberger Druckmaschinen kassiert Jahresziele - Arbeitnehmervertreter sehen Handlungsbedarf, nicht aber zulasten der Beschäftigten

Von Barbara Klauß
Wiesloch. Es ist kein guter Start ins Jahr: Heidelberger Druckmaschinen hat seine Ziele kassiert – zum zweiten Mal in diesem Geschäftsjahr. Statt von einer schwarzen Null geht der Druckmaschinenhersteller im laufenden Geschäftsjahr nun nur noch von einem "leicht negativen" Ergebnis aus. Auch wird der Umsatz demnach nicht wie erwartet auf Vorjahresniveau liegen, sondern leicht darunter. Die Aktie gab am Dienstag deutlich nach und rutschte zeitweise auf einen Wert von unter einem Euro.
Arbeitnehmervertreter zeigten sich besorgt. Es müsse etwas geschehen, um das Unternehmen endlich zurück auf die Erfolgspur zu führen, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Ralph Arns.
Seit Jahren kämpft der traditionsreiche Druckmaschinenhersteller mit dem Umbruch in der Druckindustrie. Zuletzt setzte ihn aus Sicht des Vorstands zudem die abgekühlte Konjunktur unter Druck. "Das schwierige konjunkturelle Umfeld hat sich im dritten Quartal unseres Geschäftsjahres weiter eingetrübt", erklärte Vorstandschef Rainer Hundsdörfer entsprechend am Montagabend, als der Konzern vorläufige Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres vorlegte.

Um das Unternehmen dauerhaft an diese "sich verschärfenden Marktbedingungen" anzupassen, arbeite man "unter Hochdruck" an dem bereits angekündigten Maßnahmenpaket, mit dem die Profitabilität gesteigert werden soll: Unter anderem will Heideldruck sich von Aktivitäten trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, Strukturen anpassen, die Produktion in China ausbauen und die Produktpalette entschlacken.
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"Dass etwas geschehen muss, ist uns klar", erklärte Mirko Geiger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg, am Dienstag auf Anfrage. "Es darf aber nicht zulasten der Beschäftigten gehen." So sieht das auch Betriebsratschef Arns. "Wir hatten in den vergangenen Jahren Restrukturierungen mit harten Einschnitten", sagte er. Nun müssten Lösungen gefunden werden, die für alle tragbar seien.
Zuletzt war von der Sorge der Mitarbeiter auch im Stammwerk in Wiesloch die Rede, wo rund 5000 der weltweit 11.400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Seit Monaten gibt es dort in manchen Bereichen Kurzarbeit. Ein Unternehmenssprecher schloss auf Anfrage auch nicht aus, dass dieses Modell zur Flexibilisierung weiterhin genutzt werde.
Gegen Veränderungen sperren sich Gewerkschaft und Betriebsrat angesichts der Lage nicht. Auch über eine Anpassung der Strukturen könne man reden – wenn hinterher das Verhältnis zwischen den Funktionen ausgewogen sei, wie Geiger erklärte – es also "keinen Überhang an Führungspositionen" gebe.
Im November erst hatte Heidelberger Druckmaschinen angekündigt, den Vorstand zu verkleinern. Künftig wird das Unternehmen nur noch von drei statt vier Vorständen geführt.
Der Druckmaschinenbauer hatte nach einem schwachen ersten Geschäftsquartal im Sommer bereits eine Gewinnwarnung herausgegeben. Daraufhin hatte Vorstandschef Hundsdörfer angekündigt, alle Investitionen zu überprüfen, die Kosten senken, einen Partner fürs Digitalgeschäft suchen und Randaktivitäten veräußern zu wollen. Im November trennte sich das Unternehmen von der Lackproduktion und verkaufte Hi-Tech Coatings. Doch könnten die bereits eingeleiteten Einsparungen die Anlaufkosten für den Digitaldruck nicht wettmachen, räumte Heideldruck nun ein.
"Dass man innerhalb von drei Monaten nicht über alle Hürden springen kann, ist schon klar", erklärte Gewerkschafter Geiger. Nun gehe es darum, die Dinge vernünftig umzusetzen – ohne in Hektik zu verfallen.
"Das Unternehmen und der Vorstand müssen jetzt liefern", sagte Betriebsratschef Arns. Wichtig sei vor allem, den Laden zusammenzuhalten und wieder in die Gewinnzone zu führen. "Ich bin guter Dinge, dass wir die Firma mit ihren guten Produkten wieder dahin bekommen können, wo sie hingehört", fügte er hinzu: "Im Moment spielen wir in der Dritten Liga, aber wir gehören in die Champions League."
Insgesamt aber bleiben beim Gewerkschafter Geiger einige Fragezeichen, was die angekündigten Maßnahmen betrifft: "Der Vorstand redet viel in Überschriften", erklärte Geiger. "Das muss jetzt mal konkreter werden." Am Dienstag aber vertröstete Heideldruck: Sobald die Planung für die Maßnahmen abgeschlossen und diese beschlossen seien, werde das Unternehmen umfassend informieren.



