Osvirol produziert Masken "unter Volldampf"
Nach einer Sommerdelle fährt Osvirol die Maskenproduktion in Heidelberg wieder hoch.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Trotz des hohen Preisdrucks durch die Konkurrenz aus China hält der Heidelberger Hersteller von Atemschutzmasken Osvirol eine Produktion hierzulande weiter für rentabel. Zwar habe man zu Beginn des Sommers im Zuge des Wegfalls der meisten Corona-Maßnahmen die Fertigung heruntergefahren. Inzwischen liefen aber wieder drei Maschinen, die vierte werde gerade gewartet.
"Wir fertigen ausschließlich auftragsbezogen und fahren unter Volldampf", sagte Geschäftsführer Karl Oswald am Mittwoch auf RNZ-Anfrage. Aus seiner Sicht rechne sich das Geschäftsmodell auch in Deutschland. "Das ist keine Eintagsfliege, für uns reicht es." Seit kurzem verfüge man sogar über eine Dekra-Zertifizierung, was für viele Abnehmer aus dem medizinischen Bereich von großer Bedeutung sei. "Dadurch haben wir zahlreiche neue Kunden hinzugewonnen." Auch viele Apotheken fragten die Ware an.
Oswald widerspricht damit dem Verband der deutschen Schutzmasken-Hersteller, der kürzlich ein baldiges Ende der aufgrund der Corona-Pandemie begonnenen Produktion hierzulande in Aussicht gestellt hatte. Spätestens im Jahr 2025 werde alles wieder so sein wie vor Corona, sagte Verbandssprecher Stefan Bergmann dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Viele bauen dann vermutlich ihre Maschinen wieder ab und verkaufen sie". Die Bilanz sehe eher mager aus. "Kaum jemand dürfte seine Investitionen wieder reingefahren haben, trotz der Förderung des Bundes", ist Bergmann überzeugt. Grund für die schlechten Geschäftsaussichten seien die höheren Kosten für die Herstellung hierzulande im Vergleich zu Masken aus chinesischer Produktion. Großbestellungen, etwa von Krankenhäusern und Behörden, unterlägen einem Ausschreibungsverfahren, bei welchem der Preis oft den Ausschlag gebe.
Hintergrund
Die Firma Oswald ist ein Experte für den Friseurbedarf und Kosmetik. Zur Geschichte: Karl Otto Oswald hat das Unternehmen 1925 mit einem Seifengeschäft in der Heidelberger Innenstadt, in der Plöck, gegründet. Geschäftsführer des Familienunternehmens sind heute Peter Oswald
Die Firma Oswald ist ein Experte für den Friseurbedarf und Kosmetik. Zur Geschichte: Karl Otto Oswald hat das Unternehmen 1925 mit einem Seifengeschäft in der Heidelberger Innenstadt, in der Plöck, gegründet. Geschäftsführer des Familienunternehmens sind heute Peter Oswald und Thomas Oswald in dritter und vierter Generation. Im Jahr 2014 hat die Karl Oswald GmbH & Co.KG im Heidelberger Stadtteil Bahnstadt ein neues Geschäftsgebäude eingeweiht. 2020 wurde die Tochterfirma Osvirol GmbH gegründet mit dem Ziel der hochwertigen Maskenproduktion.
Die Masken: Partikelfilternde Masken (englisch: Filtering Face Piece PPC) bedecken Nase und Mund und schützen vor Flüssigkeitsnebel, den sogenannten Aerosolen, Staub und Rauch. Unterschieden wird in FFP1, FFP2 und FFP3. Für Krankenhausangestellte, Pflegepersonal und andere Personengruppen mit erhöhter Infektionsgefahr sind Schutzmasken der Klassen FFP2 und FFP3 vorgeschrieben.
Der Vliesstoff: Das Weinheimer Unternehmen Freudenberg produziert und liefert den dreilagigen Vliesstoff als Grundlage für die Maskenproduktion unter anderem an die Heidelberger Firma Osvirol, die daraus in ihrem Werk im Stadtteil Wieblingen Mund-Nasen-Masken in FFP2 und FFP3 Qualität herstellt.
Dessen ist sich auch Oswald bewusst: "Wir sind vielleicht etwas teurer als mancher Hersteller aus China, aber dafür gehen unsere Kunden kein Risiko ein", erklärte er im Hinblick auf Qualität und bestehende Lieferengpässe in Fernost. Viele Kunden – auch Wiederverkäufer – deckten sich wohl auch deshalb derzeit mit den Masken ein. Hinzu komme die Gefahr einer neuen Ansteckungswelle im Herbst, so der Geschäftsführer. "Da wollen sich aktuell viele bevorraten".
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Osvirol hatte Mitte 2020 zunächst zwei Produktionsanlagen in Heidelberg in Betrieb genommen, schnell kamen wegen der großen Nachfrage weitere hinzu. Zu dieser Zeit erreichte die Corona-Pandemie in Deutschland einen Höhepunkt und es fehlte an einer entsprechenden medizinischen Ausrüstung. Besonders Schutzmasken waren rar und mussten in hohen Stückzahlen teuer im Ausland eingekauft werden. Der Heidelberger Familienbetrieb Karl Oswald GmbH, der eigentlich Friseurbedarf und Kosmetikprodukte herstellt, erkannte seine Chance und stieg in das Geschäft ein. Gefertigt wurde von Anfang an für Großkunden, so sind die Masken beispielsweise auch heute noch in den dm-Drogeriemärkten erhältlich.
Inzwischen übersteigt bei den Schutzmasken in Deutschland das Angebot allerdings die Nachfrage und der Preis rückt wieder stärker in den Fokus. Darauf hat auch Osvirol reagiert: Eine FFP2-Maske kostet im Online-Shop der Heidelberger mittlerweile weniger als 80 Cent, zu Beginn der Pandemie waren es mehr als dreimal so viel.
Nach Angaben des Maskenverbands stellten in der Hochphase der Pandemie rund 150 Firmen in Deutschland Masken und andere Schutzartikel her. Zu ihnen hatte zwischenzeitlich auch der Freudenberg-Konzern gehört: Bereits vor gut einem Jahr hatten die Weinheimer allerdings mitgeteilt, dass man aufgrund bestehender Überkapazitäten in Deutschland und dem massiven Angebot aus Asien die Produktion der Mund-Nase-Masken für Endverbraucher am Standort Kaiserslautern vorerst gestoppt habe und nur noch das Basismaterial, die Vliesstoffe, fertige. Kunde dafür war zunächst auch Osvirol. Inzwischen habe man aber den Lieferanten gewechselt, so Oswald.