Die Energiekosten haben sich fast vervierfacht
Der Ludwigshafener Chemiekonzern muss sparen und bremst bei Einstellungen.

Von Matthias Kros
Ludwigshafen. Der Chemiekonzern BASF, mit Abstand größter Arbeitgeber der Region, leidet massiv unter den gestiegenen Energiepreisen. Allein im zweiten Quartal seien die Energiekosten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 800 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro angestiegen, sagte Hans-Ulrich Engel, Finanzchef und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF am Freitag dem "Wall Street Journal". Das Unternehmen hatte die Preise für die eigenen Produkte deshalb in der ersten Jahreshälfte bereits um durchschnittlich 14 Prozent erhöht, bei besonders energieintensiven Gütern sogar um mehr als 30 Prozent. Man gehe nun aber davon aus, dass es schwieriger werde, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben, sagte Engel. Die BASF trete daher bei den Einstellungen von Mitarbeitern etwas auf die Bremse und reduziere das Marketingbudget, so Engel. Mit einem Abbau von Arbeitsplätzen habe man aber nicht begonnen. Die BASF beschäftigt am Stammsitz Ludwigshafen etwa 38 500 Menschen.
In der vergangenen Woche hatte bereits der Zementhersteller Heidelberg Materials (vormals HeidelbergCement) über die stark gestiegenen Energiekosten geklagt. Finanzvorstand René Aldach geht davon aus, dass sie im laufenden Jahr um eine Milliarde Euro auf 3,1 Milliarden Euro steigen werden. Die Herstellung von Zement ist seit jeher sehr energieintensiv.

Ähnlich ist der "Energiehunger" in der Chemiebranche. Die BASF ist sogar der größte Gas-Verbraucher in Deutschland und benutzt den Brennstoff nicht nur zum Heizen, sondern auch als Rohstoff für eine Vielzahl anderer Produkte. "Die BASF gehört zu den am stärksten vom Anstieg der Energiekosten in Europa betroffenen Unternehmen", sagte Sebastian Bray, Leiter des Bereichs Chemie bei der Bank Berenberg. Die Ludwigshafener hatten daher in der Vergangenheit mehrfach betont, dass man angesichts der steigenden Energiepreise daran arbeite, Gas durch alternative Brennstoffe oder Strom aus erneuerbaren Energien zu ersetzen. Engel dämpfte gegenüber dem "Wall Street Journal" aber zu hohe Erwartungen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen seien eher vernachlässigbar, sagte der Finanzvorstand und schätzt, dass die BASF nur etwa sieben bis acht Prozent des gesamten eigenen Gasverbrauchs ersetzen kann.
Engel wiederholte frühere Aussagen, dass sich die BASF derzeit auf eine drohende Gasknappheit vorbereite. Man sei aber zuversichtlich, dass das Unternehmen sein Stammwerk in Ludwigshafen auch dann weiter betreiben könne, wenn die deutschen Behörden mit der Rationierung des Brennstoffs begännen. "Wir befinden uns in enger Abstimmung mit Behörden, Lieferanten und Netzbetreibern", sagte Engel und ergänzte, dass Deutschland in den letzten Monaten Fortschritte bei der Befüllung seiner Speichertanks gemacht habe.
In den vergangenen Wochen hatte die BASF immer wieder vor Engpässen bei der Gas-Versorgung gewarnt. Nur solange die Versorgung nicht unter etwa 50 Prozent des maximalen Erdgasbedarfs des Stammwerks sinke, könne man den Verbund noch mit reduzierter Last weiterbetreiben. Bislang wurde wegen der hohen Energiepreise nur die Produktion von Ammoniak und Acetylen reduziert.