Frisch auf der Flasche: der Heilbronner Bürgerwein. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Es ist immer ein kleines Fest, wenn der neue Bürgerwein, gerade auf die Flasche gezogen, der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Der edle Tropfen kommt jetzt auf den Markt und ist stets so beehrt, dass nur noch Restbestände der sowieso in limitierter Auflage erscheinenden Rotwein-Cuvées in diversen Schatzkammern lagern. In diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel: Der Bürgerwein ist auch ein Vorzeigeprojekt der Heilbronner Weinwirtschaft und ihrer Partnern. Seit neun Jahren kooperieren Bürgerstiftung, Verkehrsverein, die Genossenschaftskellerei Heilbronn und das Heilbronner Weingut G. A. Heinrich.
Gemeinsam gelingt es jedes Jahr, einen Wein von besonderer Qualität und regionalem Charakter auf den Markt zu bringen. Vom Verkauf fließen pro Flasche zwei Euro in den Erhalt und den Ausbau des Weinpanoramaweges am Wartberg. So ist inzwischen eine schöne Summe zusammengekommen, die sich nun auch verdoppelt, nachdem zum ersten Eichenfass – in Heilbronn lebt mit Steffen Trefz einer der letzten Küfer – ein zweites, ebenfalls für 650 Liter, hinzugekommen ist.
Im Jahr 2018 gingen 1500 Flaschen in den Verkauf, das ergab 3000 Euro. Der Spendenscheck der Bürgerstiftung ging an den projektverantwortlichen Verkehrsverein. In der fachlichen Beurteilung des neuen Jahrgangs wird die dieses Jahr aus Samtrot und Lemberger bestehende Cuvée als "nach Waldfrüchten duftend" beschrieben und mit dem Rat versehen, ihr noch etwas Zeit zum Reifen zu lassen.
Wie immer ist die Vorstellung des Bürgerweines auch der gegebene Anlass, auf das kommende Weinjahr zu blicken – und das hat es diesmal in sich: Nicht nur, dass das 50. Weindorf bevorsteht, Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) wagt die Prognose: "2020 wird ein bedeutendes Jahr für die Weinbranche." Weintermine seien in Württembergs ältester Weinstadt sowieso dicht gesät, 2020 kämen noch einige bedeutende hinzu. Das hat auch mit Schochs ständigen Bemühungen zu tun, nationale Weinevents nach Heilbronn zu holen, wie es etwa in diesem Jahr die große Riesling-Prämierung der Fachzeitschrift "Vinum" und eine Publikumsverkostung waren.
So wird es am 27. März 2020 eine Wein-Auktion im Schießhaus geben, geleitet vom bekannten Weinkritiker und "Vinum"-Redakteur Rudolf Knoll, der durch sein Engagement jetzt schon mit dazu beitrug, die Weinstadt Heilbronn überregional stärker in den Fokus zu rücken. Die Wahl der Württembergischen Weinkönigin wird voraussichtlich am 3. Dezember in Heilbronn stattfinden. Davor, im Herbst, findet ein zweites Mal eine Publikumsverkostung im Zusammenhang mit dem "Vinum"-Wettbewerb "Riesling Champion" statt. "Hätte der Wein in Heilbronn nicht so viele Fürsprecher, wären solche Projekte nicht umsetzbar", sagt Schoch dazu.
Befürworter braucht man in Heilbronn auch noch und vor allem dann, wenn es um die ganzjährige Präsenz von Wein in der Stadt geht. Aus der schönen Idee von Schoch, die gerade frei werdenden Räume – im Modehaus Peter Hahn direkt neben der Kilianskirche und am Marktplatz – für die HMG zu erhalten, als neuen und repräsentativen Standort für Wein und Touristik mit entsprechendem Angebot, ist nichts geworden. Aus kaum nachvollziehbaren Gründen bekamen private Betreiber mit ähnlichem Konzept den Zuschlag.
An der Neckarmeile und der Neckarbühne will Schoch, "ob mit oder ohne Weinpavillon" etwas von dem Erfolg weiter tragen, den die "Weinvilla" auf der Buga hatte.