Der Heidelberger Weihnachtsmarkt. Foto: Rothe
Stuttgart/Heidelberg (lsw/oka/hob) Glühwein, Lebkuchen und Tannenduft – mit Masken, Abstand und Virusgefahr? Die Entscheidung, ob und wie Weihnachtsmärkte in diesem Jahr stattfinden, liegt nun in der Hand der Kommunen. Solange die Infektionslage das erlaube, sollten die Kommunen es entscheiden, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart. Das Infektionsgeschehen und Bedingungen vor Ort seien unterschiedlich. Sollte das Infektionsgeschehen stark steigen, müsste aber fürs gesamte Land entschieden werden.
Die großen Weihnachtsmärkte in der Region dürften damit – Stand jetzt und zumindest in irgendeiner Form – stattfinden. In Mannheim solle es "auch 2020 Weihnachtsmärkte an den angestammten und bekannten Orten" etwa am Wasserturm und auf den Kapuzinerplanken geben, sagte Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU). Aktuell wartet er noch auf die Details einer Landesverordnung. Auch "Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer will den Weihnachtsmarkt vom 22. November bis 23. Dezember stattfinden lassen – mit einer Besucher-Obergrenze, zentralen Eingängen, einem Einbahn-System und Sicherheitspersonal. Zugleich betont er: Ohne Glühwein-Stände mache der Markt betriebswirtschaftlich keinen Sinn.
"Ich habe noch nie jemanden mit Glühweintassen auf Bierbänken tanzen sehen", sagt auch Mark Roschmann, Vorsitzender des Schaustellerverbands. "Drei Viertel der Besucher kommen nur wegen der Tasse Glühwein zum Weihnachtsmarkt, erst danach kaufe ich Christbaumkugeln und gebrannte Mandeln."
Kretschmann bat das Sozialministerium, den Kommunen Leitplanken zu den Hygieneanforderungen sowie der Organisation von Zu- und Abläufen der Besucher zur Verfügung zu stellen.
Vor allem der Ausschank von Alkohol war in der Koalition strittig. Kretschmann sagte am Mittwoch, er empfehle den Kommunen, darauf zu verzichten. Auch Sozialminister Manne Lucha (Grüne) sieht Alkohol auf den Märkten aufgrund der enthemmenden Wirkung kritisch. Tourismusminister Guido Wolf (CDU) begrüßte dagegen, dass ein generelles Glühweinverbot vom Tisch sei. Vor allem Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hatte sich gegen ein Alkoholverbot stark gemacht.
Die Problemfälle mit Blick auf die Corona-Pandemie seien private Partys, warnte Roschmann. Wenn auf den Märkten kein Glühwein ausgeschenkt werden dürfe, besorgten ihn sich die Menschen selbst, dann gebe es alkoholisierte Menschentrauben woanders.
Auch Gemeindetags-Präsident Roger Kehle lobte die Entscheidung. Es sei gut und richtig, auf Grundlage der örtlichen Gegebenheiten zu entscheiden, auch über die Frage, ob Glühwein ausgeschenkt werden darf oder nicht. "Was die Kommunen jedoch benötigen, ist ein einheitlicher Rahmen, auf dessen Grundlage der Einzelfall bewertet wird, beispielsweise ob Masken getragen werden müssen."
Aus dem Stuttgarter Rathaus hieß es am Mittwoch, man habe noch nicht über das ob und wie des Weihnachtsmarktes entschieden. "Wir beobachten das Infektionsgeschehen und die rechtlichen Rahmenbedingungen sehr genau."