„Ich garantiere die Arbeitsplätze – auch in den schwierigsten Krisen“: Unternehmer Grupp. Foto: S. Gollnow
Von Sören S. Sgries
Heidelberg/Burladingen. Wer in diesem Winter mit einem Unternehmer spricht, der erwartet düstere Aussichten. Mitten im andauernden Lockdown, nach einem von der Corona-Krise geprägten Jahr. Doch Wolfgang Grupp sprüht geradezu vor Energie. "Das Jahr 2020 war für uns mit Sicherheit eines der erfolgreichsten Jahre", sagt der 78-jährige Unternehmer in der neuen Folge des RNZ-Podcasts. "Wir haben ein Umsatzplus gemacht, das liegt bei 15, 20 Prozent."
Ein wichtiger Grund: Das Traditionsunternehmen hat sich im Frühjahr einem "Billigprodukt" zugewandt – der massenhaften Mund-Nasen-Schutz-Produktion. "Wir sind uns nicht zu schade oder zu fein, um auch auszuhelfen", sagt Grupp dazu.
Ein Kreuz, zwei Stimmen - Folge 2: Wirtschaft im Lockdown – mit Trigema-Chef Wolfgang Grupp
Moderation: Sören Sgries und Alexander Rechner / Schnitt und Produktion: Reinhard Lask
Rund 2,3 Millionen Masken kamen aus den Nähereien des Betriebs in Burladingen, einige Kilometer südlich von Tübingen. Eine Klinik und ein Pflegeheim hatten angefragt. "Bevor wir die ersten 1000 Ausgeliefert hatten, hat sich das rumgesprochen und dann sind zigtausend Aufträge gekommen", so Grupp.
Ein wichtiger Nebeneffekt: Über die Umstellung der Produktion wurde deutschlandweit berichtet. "Super Werbung", so der Unternehmer. "Durch die Maske ist Trigema in aller Munde gekommen." Vor allem im unternehmenseigenen Online-Shop machte sich das bemerkbar. "Der ist bei uns explodiert", sagt Grupp im RNZ-Podcast. Über 100.000 neue Kunden hätten sich bis Ende Juni angemeldet. Während früher 20 Prozent der Produktion digital vertrieben wurde, sei der Anteil auf 40 Prozent gestiegen.
Für die Mitarbeiter bedeutete das eine Jobgarantie. Vollbeschäftigung, Überstunden sogar, jedenfalls keine Kurzarbeit im Unternehmen, zieht Grupp Bilanz. "Ich garantiere die Arbeitsplätze - auch in den schwierigsten Krisen."
Und wenn die Maske in diesem Jahr nicht gewesen wäre? Dann hätte man zunächst die Regale gefüllt, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. So, wie es derzeit auch geschieht. "Wenn jetzt die Geschäfte noch geschlossen sind bis Ende Januar und vielleicht noch 14 Tage länger: Das ist kein Problem, dann produzieren wir ins Lager", sagt Grupp.
Er erneuert auch sein Bekenntnis zum Standort Deutschland. Der sei gut – das zeige auch der Blick auf Konkurrenten, die ihre Produktion ins Ausland verlagert hätten. Die gebe es heute nicht mehr. "Erwarten Sie doch bitte nicht von mir, dass ich meine Arbeitsplätze verlagere, um anschließen Konkurs zu machen", so Grupp.
Doch auch wenn der Rückblick positiv ausfällt: "Jetzt spitzt es sich ein wenig zu, weil wir nicht wissen, was kommt", stimmt der 78-Jährige seine Firma vorsichtshalber auf "ein ganz schwieriges Jahr" ein. "Auch die Maske ist ja für uns vorbei", sagt er. Ab und an werden mal fünf oder zehn Masken bestellt, aber längst keine tausende mehr wie im Sommer. "Es gibt kein Produkt, das gerade gefragt wird."
Wird Trigema also doch Kurzarbeit einführen müssen? Oder andere staatliche Unterstützung annehmen? "Bis jetzt habe ich nicht daran gedacht, irgendetwas anzufordern", weist Grupp entsprechende Nachfragen zurück. Es sei seine Aufgabe als Unternehmer, für den Erfolg seiner Firma zu sorgen – da warte er nicht auf Staatshilfen. Die er aber nicht komplett ablehnt; "Wenn ein Lokal, ein Restaurant ganz zumachen muss und gar keine Chance hat – selbstverständlich muss man dem helfen."