Neue Wege in Stadt und Kreis

Heilbronn bastelt noch an seinem Mobilitätskonzept

Hochschule will Pendler zu Radfahrern machen

26.11.2018 UPDATE: 27.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Das Heilbronner Mobilitätskonzept setzt unter anderem auf den Ausbau von ÖPNV, E-Mobilität und Fahrradverkehr. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Die Konzeption Stadtentwicklung 2030 und die Kulturkonzeption 2030 liegen vor, das Mobilitätskonzept 2030 der Stadt Heilbronn noch nicht. Wie hochkomplex das ganze Verfahren ist, das vor drei Jahren auf den Weg gebracht wurde, zeigte sich jetzt, als ein Termin der Bürgerbeteiligung dafür verschoben werden musste. Dabei wurde schon 2015 die Grundlage mit einer umfangreichen Verkehrszählung gelegt.

In fünf Phasen soll das Konzept zu Ende gebracht werden. Dabei geht es nicht nur um Lenkung von Verkehrsströmen und den veränderten Einsatz von Verkehrsmitteln, ein Schwerpunkt ist der Klimaschutz. Das hat auch finanzielle Vorteile, als Teil des Klimaschutzkonzeptes der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit wird es vom Bund gefördert und mit externer Expertise getragen. Das Konzept soll den Gesamtverkehrsplan von 2005 ersetzen, damals war beispielsweise E-Mobilität noch weitgehend ein Fremdwort.

Das neue Konzept umfasst vor dem Hintergrund der Klimaschutz-Komponente den Individualverkehr, den Wirtschaftsverkehr, den ÖPNV sowie E-Mobilität und Fahrradverkehr. Gerade in letzter Zeit gab es dazu zwei wegweisende Entscheidungen: Den Bau eines Fahrradparkhauses am Heilbronner Hauptbahnhof und die Einführung eines Fahrradleihsystems, wie es sich in Stuttgart bewährt hat.

Und es gibt noch weitere Mitspieler. Die Hochschule Heilbronn (HHN) hat jetzt einen "PendlerRatD" ins Leben gerufen, dessen Ziel der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad ist. Das auf drei Jahre angelegte Konzept wird vom Nationalen Radverkehrsplan 2020 gefördert. Zielgruppe sind Unternehmen, die ihre Mitarbeiter beim umweltfreundlichen Pendeln unterstützen möchten. Projektleiterin ist Jana Heimel, die an der HHN International Business lehrt. Aus den Mitteln des Nationalen Radverkehrsplans wird das Projekt mit 425.000 Euro unterstützt.

Auch interessant
Neue Konzeption: "Heilbronn wird eine attraktive Kulturstadt bleiben"
Stadtkonzeption 2030 für Heilbronn: Schönes Geld für saubere Luft
Mobilitätskonzept: Heilbronner bewegen sich am liebsten im Auto
Hintergrund

Bereits im Juli 2017 haben Land, Landkreis, Kommunen und die beteiligten Wirtschaftsunternehmen das Zukunftskonzept für eine nachhaltige Mobilität für den Wirtschaftsraum Heilbronn-Neckarsulm unterzeichnet. Es benennt Ziele und Eckpunkte der weiteren Verkehrsentwicklung in

[+] Lesen Sie mehr

Bereits im Juli 2017 haben Land, Landkreis, Kommunen und die beteiligten Wirtschaftsunternehmen das Zukunftskonzept für eine nachhaltige Mobilität für den Wirtschaftsraum Heilbronn-Neckarsulm unterzeichnet. Es benennt Ziele und Eckpunkte der weiteren Verkehrsentwicklung in der Region. Beteiligt waren Vertreter des Regierungspräsidiums Stuttgart, des Landkreises Heilbronn, der Städte Heilbronn und Neckarsulm, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft Karlsruhe (AVG), die Audi AG und Schwarz-Gruppe. Die Leitung hatte Verkehrsminister Winfried Hermann. Das Konzept umfasst Einzelmaßnahmen, die Schiene und Straße betreffen, enthält ein Arbeitsprogramm zur Verbesserung des Radverkehrs und des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Es gilt als "wegweisend für eine ganzheitliche Betrachtung aller Verkehrsträger in einem wichtigen Wirtschaftsraum". (bfk)

[-] Weniger anzeigen

Zunächst wird unter den Angestellten teilnehmender Unternehmen und Organisationen eine Umfrage zum aktuellen Pendel-Verhalten durchgeführt. Danach sollen in der ersten Pilotphase 200 Teilnehmer, bisher "überzeugte Autofahrer", zum Umstieg motiviert werden. Bemerkenswert: Rund 100 von ihnen sollen aus Heilbronn und rund 100 aus Stuttgart kommen. Die Landeshauptstadt, die sich sonst extrem ziert, gerade im Bereich Verkehr mit der Region Heilbronn-Franken zusammenzuarbeiten (Stichworte: Stadtbahnanbindung nach Süden oder Metropol-Ticket), ist jetzt unter den Teilnehmern.

Die Testpersonen erhalten zum Leihrad unter anderem Vorschläge für eine optimale Pendlerroute, werden betreut und angeleitet. Einer der Projektpartner ist die Deutschen Bahn, sie entwickelte eine spezielle App, auch als Teil eines Ticketsystems. Weitere Projektpartner sind neben der Bahn die Dieter-Schwarz-Stiftung und die gesamte Schwarz-Gruppe, der ADAC, die Robert-Bosch-GmbH, die AOK Heilbronn/Franken, die Landesbank Baden-Württemberg, die Städte Heilbronn und Stuttgart sowie die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Heimel hofft, dass sich noch weitere Partner melden.

In der ersten Sitzung des Heilbronner Gemeinderates zu Beginn des Jahres hatte er die Ziele des Mobilitätskonzeptes festgelegt; darin enthalten ist unter anderem die Bildung von "Akteursnetzwerken für Diskussion, Planung, Realisierung und Controlling". Vorangegangen waren eine Bürgerbefragung und diverse Workshops im Rahmen der Bürgerbeteiligung. Auch die Agenda 21, die den Prozess des Mobilitätskonzeptes aufgrund eigener Vorstellungen und vor allem im Hinblick auf Klimaschutz und ÖPNV begleitet, spielt eine Rolle. Dessen Nutzung ist nach Agenda-Angaben in Heilbronn unterdurchschnittlich - trotz Stadtbahn -, und das bei wachsendem Individualverkehr.

Einen hohen Anteil schreibt die Agenda-Gruppe den Pendlern aus dem Landkreis zu, fordert aber auch, das Busnetz auszubauen. Dabei sollen dann etwa die Erreichbarkeit der SLK-Kliniken, eine Direktverbindung zwischen den Bahnhöfen Heilbronn und Neckarsulm und weitere Verbindungen zu Bahnhöfen und in das Industriegebiet Böllinger Höfe berücksichtigt werden. Und das alles im Grundtakt von zehn Minuten und bei Tarifen bis hin zur völligen Kostenfreiheit bei gleichzeitigen Sanktionen gegen Parker.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.