Von Jens Schmitz, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Vier Parlamentsanträge, immer noch offene Fragen: Die Abgeordneten des Wissenschaftsausschusses im Landtag müssen sich nach ihrer jüngsten Diskussion zum Heidelberger Bluttest-Skandal weiter gedulden. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte dem Gremium am Mittwoch, sie werde dem Zwischenbericht einer externen Kommission nicht vorgreifen. Er soll dem Aufsichtsrat des Universitätsklinikums am 16. Juli präsentiert werden.
"Ich werde hier jetzt nicht Wasserstände von Aufklärung erläutern", sagte Bauer, "sondern wir werden in wenigen Tagen durch die externe Kommission einen fundierten Bericht bekommen." Die Kommission ist im April vom Aufsichtsrat installiert worden. Die Ministerin verwies auf zusätzliche interne Gremien der Universität: Es sei wichtig, dass Wissenschaft auch bei der Bereinigung von Fehlern selbst für seriöses Arbeiten einstehe. Sie glaube daran, dass dies in Heidelberg aus eigener Kraft möglich sei; erste Konsequenzen seien bereits erfolgt. Bauer erinnerte aber auch daran, dass die Mannheimer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität den Fall an sich gezogen hat.
Die Abgeordneten Marion Gentges (CDU) und Nico Weinmann (FDP) haben seit März mit vier Landtagsanfragen versucht, Strukturen und Verantwortlichkeiten in der Affäre zu klären; drei davon waren am Mittwoch im Ausschuss Thema. Die Antworten des Ministeriums veranlassten, so Gentges, "allerdings bei mir noch einige Nachfragen". Auch Weinmann forderte "Transparenz und Aufklärung" und schlug vor, im Beteiligungsbericht des Wissenschaftsministeriums künftig weitere Ebenen zu erfassen.
Hintergrund ist der Skandal um einen vorschnell als marktreif beschriebenen Bluttest zur Brustkrebsfrüherkennung. Im Februar hatte eine entsprechende PR-Kampagne für Aufsehen gesorgt, bei der der angebliche Durchbruch nicht etwa in Fachmagazinen verkündet wurde, sondern in "ungewöhnlichen Publikationen" (Bauer) wie "Bild". Nachdem sich die Darstellung mindestens als verfrüht erwies, wurden nicht nur Sorgen um den Ruf des Wissenschaftsstandorts laut, sondern auch Spekulationen über versuchte Marktmanipulation und Insiderhandel. Seither steht nicht nur die Firma Heiscreen auf dem Prüfstand, die den Test vermarkten soll. Auch Wissenschaftler und Führungskräfte des Universitätsklinikums, die die Kampagne begleitet haben, müssen sich kritische Fragen gefallen lassen. Bei Heiscreen handelt es sich um die Ausgründung einer Tochterfirma der Uniklinik. Im Pressematerial auf der Homepage sprach das Unternehmen am Mittwoch immer noch vom "ersten marktfähigen Bluttest für Brustkrebs".
Ministerin Bauer sagte, es sei eine Sache, wenn privatwirtschaftliche Unternehmen zu solchen Maßnahmen griffen. Professoren trügen dagegen Verantwortung für das Vertrauen der Öffentlichkeit in seriöse Wissenschaft. Wer mehr verspreche, als er halte können, spiele in der Medizin mit Hoffnungen und Gefühlen. Beim Thema Krebsforschung habe Heidelberg auch mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum einen Ruf zu verlieren. "Wer dieses Renommee in Verruf bringt, schadet der Wissenschaft als Ganzes."