Käthchen Jasmin Heyd (3.v.li.) und ihre Stellvertreterinnen Laura Sophie Scholl, Lisa Roth und Denise Fohr (v.li.). Foto: HMG
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Jasmin Heyd hat mit ihrem strahlenden Lächeln vom ersten Augenblick an alle Herzen gewonnen. Um Käthchen zu werden, genügte das aber nicht - auch ein Grundwissen zu Heilbronn und dem Käthchen wurde getestet und benotet. Wenn, wie bei Heyd, dann noch Charme und Schlagfertigkeit dazukommen, sind alle Kriterien bestens erfüllt.
Aber auch die drei weiteren Kandidatinnen, die ihr nun als Stellvertreterin in ihrem aufwendigen Amt zur Seite stehen werden, haben sich gut geschlagen: Denise Fohr (22, Studentin), Lisa Roth (17, Schülerin) und Laura Scholl (17, Studentin). Bei der Wahl im Haus der Kreissparkasse unter der Pyramide, moderiert von Ralf Uwe Heer, stellten sich die künftigen Käthchen in einem "Werbespot" - gedreht auf der Buga und bei Schneetreiben -vor, auf der Bühne mussten sie zeigen, dass sie auch unter Live-Bedingungen bestehen und die richtigen Antworten finden konnten.
Als am Ende dann alle vier neuen Käthchen in ihren "alten" Käthchenkostümen auf der Bühne standen, wurde auch die Frage nach einem zeitgemäßen "Käthchen" beziehungsweise nach einem "zeitgemäßen Käthchenauftritt" thematisiert. So wie ihre Amtsvorgängerinnen auch, trugen die Neuen stolz die Käthchen-Tracht und fanden sich darin gar nicht unzeitgemäß. Tatsächlich steht das Käthchenkostüm - die Anfertigung eines solchen "Einzelstückes" kostet bis zu 2000 Euro - immer wieder im Fokus, wenn es um das "moderne Käthchen" geht. Die Stilmischung aus Mittelalter und Biedermeier ist kaum authentisch, bestimmt aber inzwischen so sehr das Käthchen-Bild, dass Änderungen einfach heikel sind.
Veranstalter und Betreuer der Käthchen ist die Heilbronn Marketing GmbH (HMG). Deren Geschäftsführer Steffen Schoch hat schon bei deutschen Modeschöpfern nachgefragt, ist aber abgeblitzt, jetzt will sich ein Heilbronner Textilunternehmer darum bemühen.
Poetry-Slamerin Lisa Maria Olsazkiewiecz gelang es, so eine "modernes Käthchen" auf die Bühne zu stellen und in Verse zu gießen. Sie habe sich einfach ein neues Käthchen geschrieben, eines, das in zerschlissenen Jeans, wie sein Vorbild selbstbestimmt dem Ruf des Herzens und ihrem Idol, dem "Pop-Grafen" folgt - ausgerechnet nach Mannheim! -, der aber die "Kussprobe" nicht besteht, worauf Ernüchterung beim Käthchen eintritt. Olsazkiewieczs Auftritt hatte eine poetischer Wucht, die den Saal rockte und den "Kleistschen Spirit" erfasste.
Auch mit der Verpflichtung von Pop-Geiger Jan Michael Vajs zeigten die Veranstalter, dass sie zeigen wollen, wie sich Käthchen und Zeitgeist sehr wohl vertragen können. Wer 35 Euro für eine Eintrittskarte bezahlte, musste es nicht bereuen, die Show und die Verköstigung rechtfertigten den Preis.
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, der das Käthchen auf die Wange küssen durfte, war überzeugt: "Heilbronn hat jetzt ein wunderbares Käthchen-Quartett." Jasmin Heyd, nachdem sie den ersten Gefühlsansturm bewältigt hatte - ihre Oma platzte fast vor Stolz! - fand dann schon wieder ganz cool die richtigen Worte: "Ja, das ist es, ich hab richtig Lust drauf!" Ob sie wohl ahnt, was da alles auf sie zukommen wird?