SLK-Kliniken setzen wegen Personalengpässen auf Leasing
Gemeinderat und Kreistag stimmen dem Beitritt zur "Lumis Südwest GmbH" zu - Betriebsrat ist dagegen, Gewerkschaft hat Bedenken
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die Idee, damals noch unter anderen Vorzeichen – Stichwort: Corona –, ist nicht neu: Eine Leasinggesellschaft für Klinikpersonal zu gründen, das schwebte schon dem früheren SLK-Geschäftsführer Thomas Jendges für die Heilbronner Stadt- und Landkreis-Kliniken (SLK) vor. Leasingkräfte arbeiten hier auch jetzt schon, vor allem in den Bereichen Intensivmedizin und MTRA (medizinisch-technische Radiologie-Assistenz).
Nun haben der Kreisrat und der Heilbronner Gemeinderat den Beitritt zur "Lumis Südwest GmbH" beschlossen. Dem Klinikverbund gehören bereits das Universitätsklinikum Mannheim, der Klinikverbund Südwest, die Oberschwabenklinik, das Schwarzwald-Baar-Klinikum und die Alb-Fils-Kliniken an. Vorgesehen ist, dass die Heilbronner SLK voraussichtlich zusammen mit den Krankenhäusern in Ludwigsburg, Reutlingen und Esslingen noch im Laufe dieses Halbjahres in die Gesellschaft eintreten. Für die Kapitalausstattung in der Startphase beteiligt sich dabei jeder Gesellschafter mit 30.000 Euro und steht überdies für einen Kredit über 50.000 Euro gerade.
Hintergrund
> Die "Lumis Südwest GmbH" ist keine Gründung aus dem "Nichts", dahinter steht der Klinikverbund "QUMik" (die Abkürzung steht für die Qualität und Management im Krankenhaus GmbH). Mit den Heilbronner Stadt- und Landkreis-Kliniken gehören ihm 14 Krankenhaus-Verbünde mit
> Die "Lumis Südwest GmbH" ist keine Gründung aus dem "Nichts", dahinter steht der Klinikverbund "QUMik" (die Abkürzung steht für die Qualität und Management im Krankenhaus GmbH). Mit den Heilbronner Stadt- und Landkreis-Kliniken gehören ihm 14 Krankenhaus-Verbünde mit insgesamt 34 Kliniken an. Lumis wirbt um Mitarbeiter so: "Medizinische Versorgung steht und fällt mit den Menschen dahinter. Deshalb steht bei unserer Karriere-Plattform der Mensch im Mittelpunkt. Mit Lumis finden Sie garantiert den Job, der zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt, an der Stelle, wo Sie gebraucht werden." Weiter geht es in der Anwerbung dann so: "Tarife sind gut, wir sind besser! Profitieren Sie von unseren Top-Konditionen, welche jedem marktüblichen Vergleich standhalten, oder teilen Sie uns einfach Ihre Gehaltsvorstellungen mit." Gelockt wird auch mit Prämienmodellen, Zuschlägen und Sonderzahlungen, Top-Unterkunftsregelungen und dem Zugang zu Fort- und Weiterbildungsangeboten. (bfk)
Dieses Geld wird man brauchen, denn längst hat es sich herumgesprochen, dass vor allem Ärzte, die ihren Beruf über Leasing-Gesellschaften ausüben, ein – so nicht nur eine Stimme dazu – "horrendes Geld" verdienen. Das sei einer der Gründe für sie, so zu arbeiten, aber nicht nur: Geschätzt werde von ihnen auch die Flexibilität, die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, und keinem Ganztags- oder Vollzeitjob nachgehen zu müssen. Die Beweggründe für eine Lumis-Mitgliedschaft der Stadt und des Landkreises sind es, personelle Engpässe zu überwinden, was aber nicht nur über eine Einbahnstraße funktioniert: Auch Kliniken können ihrerseits ihr Personal an andere verleihen.
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel ist Aufsichtsratsvorsitzender der SLK. Dieser Aufsichtsrat, in dem auch Vertreter des Betriebsrates sitzen, der Gemeinderat und der Kreistag haben dem Lumis-Vorhaben zugestimmt, der SLK-Betriebsrat tat dies allerdings nicht. Warum aber sagte OB Mergel in der Gemeinderatssitzung lediglich, "der Betriebsrat war beteiligt"? Aufsichtsratssitzungen sind nicht öffentlich, aber diese Aussage war eben nur ein Teil der Wahrheit.
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In der darauffolgenden kurzen Aussprache im Gemeinderat spielte es auch keine Rolle, dass die Gewerkschaft "ver.di" ebenfalls starke Bedenken geäußert hatte. Sie befürchtet einen "weiteren Schritt in die Tarifflucht". "Ver.di"-Sekretär Arne Gailing fragt aber auch, wo Lumis das Personal herbekommen werde und warum dies billiger sein solle als das anderer Anbieter. Man wisse um den Druck, der auf Krankenhäusern laste, weil deren Finanzierungsmodell an ihre Leistungen gekoppelt sei und sich mit Leasing Personalkosten einsparen ließen, versichert Gailing. Aber bei einer Bereitstellung von Leasing-Mitarbeitern von heute auf morgen hätte das, etwa wegen der nötigen Einarbeitung, auch gravierende Folgen für die festangestellten Mitarbeiter.
Und wie geht man im Heilbronner Klinikverbund nun damit um, dass sich der eigene Betriebsrat gegen eine solche Lösung ausgesprochen hat? Kliniksprecher Matthias Burkhardt sagt zum Vorgehen der jetzigen Geschäftsführung unter Thomas Weber, es sei nachvollziehbar, dass der Betriebsrat diesen Weg der Klinikleitung nicht "favorisiere". Man sei aber im Dialog miteinander und sich vor allem darin einig, dass die Anstellung von Leasingkräften so gering wie möglich gehalten werde.
Es gehe aber auch darum, im Sinne der Patienten kurzfristig handeln zu können, beispielsweise wenn in den "Spitzen" oder bei Schwangerschaften zu wenig Personal zur Verfügung steht. Auch sei man bestrebt, gute Leasingkräfte zu gewinnen, ohne eine Verlagerung der tarifgebundenen Arbeitskräfte, und es würden auch keine Plätze des Stammpersonals gefährdet werden.
Bei der Entscheidung für das Modell "Lumis" geht es aber in anderer Hinsicht auch noch ums Geld: Die Vermittlungskosten für Leasingmitarbeiter haben sich ebenfalls dem Markt angepasst, sie sind kräftig gestiegen.