Die Vorbereitungen für das rund eine Million Euro teure Fahrradparkhaus am Heilbronner Hauptbahnhof laufen schon – jetzt hat der Gemeinderat den Bau bewilligt. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Wenn man in Heilbronn baut, dann "richtig", und das heißt in fast allen Fällen: gut, teuer und meist auch architektonisch anspruchsvoll. Gut geheißen wird das aber nicht immer – "Musterbeispiel" dafür ist das Radparkhaus am Hauptbahnhof. Nun aber hat sich der Gemeinderat doch mit großer Mehrheit für dessen Bau ausgesprochen, nachdem in der vorangegangenen Sitzung des Bauausschusses ein "Sperrvermerk" wegen deutlicher Kostensteigerungen harte Auseinandersetzungen nach sich gezogen hatte, obwohl die Baustelle für das "Radhaus" bereits eingerichtet ist. Dieses Bauwerk wird mit seiner transparenten Turmarchitektur nicht nur ein architektonisches Ausrufezeichen, es wird auch als Kontrast zur Gründerzeitfassade des "Alten Postamtes" zu Diskussionen anregen.
Vor allem aus der CDU-Fraktion waren schwere Bedenken gegen das "vollautomatische Fahrradparkhaus" gekommen. Noch einmal überplanmäßige Mittel in Höhe von 190.000 Euro bereitzustellen ist ja auch kein Pappenstiel, auch weil im Baudezernat offenbar Fehler gemacht wurden. Diese räumte Baudezernent Wilfried Hajek ein. Die Unterstellung, man plane in seinem Dezernat immer erst "billig" unter Einkalkulation späterer Kostenerhöhungen, wollte er aber nicht auf sich sitzen lassen. Ursprünglich sollte das "Radhaus" schon zur Buga stehen – inzwischen haben sich die damals genannten Kosten verdoppelt. Grünen-Stadtrat Holger Kimmerle brachte es in der Diskussion auf den Punkt: Er könne den Ärger der CDU verstehen, wenn man auf einer Grundfläche von 40 Quadratmetern über eine Million Euro verbaue. Ein "Prestigeobjekt" sei das "Radhaus" dennoch nicht.
Entgegen der Diskussion im Bauausschuss zu den Verteuerungen verlief die Debatte im Gemeinderat weitgehend sachlich und eben mit dem Ergebnis, die erneuten Kostensteigerungen – 270.000 Euro mehr als in der letzten Kalkulation – zu akzeptieren. Leichter fiel es wohl auch deshalb, da die Landesförderung von ursprünglich 146.000 Euro um 172.000 Euro angehoben wurde. Ansonsten aber lag hier bei der Planung der Teufel im Detail, unter anderem 20.000 Euro mehr für die Fachplanung wegen der besonderen polygonalen Form des Bauwerkes, 56.000 Euro mehr à conto Naturschutz, eine "notwendige Maßnahme", die unter anderem deshalb einleuchtet, dass hier Maikäfer und andere Vierflügler nicht gegen die Glasfassade knallen sollen: Die insektenfreundliche Beleuchtung kostet 29.000 Euro extra, eine entsprechende Beschichtung der Fassade kommt noch hinzu. Weitere Zusatzkosten erfordern noch Brand-, Blitz- und Vandalismusschutz. Um Graffiti-Sprayern keine Angriffsfläche zu bieten, wird eine entsprechende Beschichtung aufgebracht. Dass dann nochmals 31.000 Euro mehr für die Bauabnahme anfallen, das fiel fast schon unter den Tisch. Die Deckung der Mehraufwendungen erfolgt nicht nur durch den unerwarteten Geldsegen aus Stuttgart, also den erhöhten Landeszuschuss, sondern auch durch Umschichtung von Mitteln.
In der Diskussion wurde deutlich, dass der Gemeinderat von der Verwaltung erwartet, hieraus gelernt zu haben. CDU-Stadtrat Eugen Gall erinnerte daran, dass 2017 die Planungskosten bei der Hälfte gelegen hatten, und CDU-Fraktionschef Thomas Randecker, in seiner Fraktion schlug die Empörung die höchsten Wellen, mahnte an, dass auch Fördermittel Steuergelder seien. Sein "Ja" erfolge, weil es das "kleinere Übel" sei. Auch Tanja Sagasser (SPD) räumte ein, dass man sich in ihrer Fraktion gefragt habe, ob eine Neuplanung sinnvoll sei, man nun aber beschlossen habe, den Weg zu Ende zu gehen. Thematisiert wurde auch, dass, wenn die bereits genehmigte "Blitzbrücke" vom Bahnhof zum Stadtteil Neckarbogen gebaut ist, man auch an ihrem anderen Ende ein "Radhaus" benötigen werde.
Einen neuen Aspekt brachten die Stadträte Gottfried Friz (FDP) und Konrad Wanner (Linke) ein: Das "Radhaus" sei ein "Kunstobjekt" und nicht nur ein Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität, wobei Wanner von der Deutschen Bahn mehr Engagement forderte, zumal dann, wenn man zehn Milliarden für "Stuttgart21" ausgeben könne. Der AfD-Einwand "unglaublich, wie die Stadt mit dem Geld der Bürger umgeht" wurde in der Sitzung noch bei anderen Punkten wiederholt – allerdings ohne Gegenvorschlag. Am Ende griff OB Harry Mergel in die Debatte ein, stellte sich vor seinen Baudezernenten und merkte an, dass man diesen gerne kritisiere, nicht aber lobe, wenn er Einsparungen vornehme.