Heilbronn. (guz) Wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs beziehungsweise Beihilfe zum Betrug hat die 2. Große Strafkammer am Landgericht Heilbronn zwei Frauen zu Haftstrafen verurteilt. Beide – Mutter und Tochter – waren nach Auffassung der Richter Mitglieder einer Bande, die von der Türkei aus operierte und vorwiegend ältere Menschen in Deutschland um Hunderttausende Euro gebracht hat – zumeist mit der Betrugsmasche "falscher Polizeibeamter".
Bei dieser Masche ruft ein redegewandter Betrüger das Opfer an, gibt sich als Polizeibeamter aus und behauptet, dass Gauner es auf das Geld oder andere Wertsachen des Angerufenen abgesehen hätten. Dann wird das Opfer aufgefordert, sein Geld "zur Sicherheit" der Polizei zu übergeben. Lässt sich der Angerufene überzeugen, wird das Geld dann auch schon kurz darauf von Polizisten abgeholt, die natürlich keine sind. Vor allem die jüngere Frau des Duos war nach Auffassung des Gerichts eine solche professionelle "Abholerin". Drei Fälle konnten ihr nachgewiesen werden, weshalb sie nun fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis und außerdem eine Entziehungskur antreten muss. Ihre Mutter wurde wegen Beihilfe zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Die Staatsanwaltschaft hatte den Frauen vorgeworfen, zwischen November 2018 und März 2019 in Burgdorf, Garbsen, Freiberg am Neckar, Düsseldorf und Heilbronn insgesamt mehr als eine Viertelmillion Euro von verschiedenen Betrugsopfern abgeholt und dann ins Ausland überwiesen zu haben. Das Gericht verurteilte die Tochter am 12. Januar wegen drei nachweisbaren Fällen. Ihre Mutter, die nur an zwei Betrügereien und eher im Hintergrund beteiligt war, kam mit einer geringeren Strafe davon.
Die Taten stehen im Zusammenhang mit dem Fahndungserfolg in Izmir, bei dem türkische Ermittler vor wenigen Wochen zahlreiche Beteiligte festnehmen und das "Call-Center" der Betrüger stilllegen konnten. Maßgeblichen Anteil daran hat, wie bereits berichtet, die Heilbronner Kripo und die Heilbronner Staatsanwaltschaft mit ihrer Vorarbeit, die bereits zuvor zu mehreren Festnahmen in Deutschland geführt hatte. Ihre türkischen Kollegen hatten Anfang Dezember in diesem Zusammenhang dann 31 Tatverdächtige verhaftet, darunter auch mutmaßliche Anführer der Bande, und außerdem große Mengen Bargeld, Gold, Schmuck und illegale Schusswaffen sichergestellt.
Die jüngere der beiden nun verurteilten Frauen, die ebendieser Bande zugerechnet werden, war bereits vor längerer Zeit untergetaucht, nachdem die Ermittler ihr auf die Spur gekommen waren. Nach einem Jahr auf der Flucht konnte sie schließlich in Bulgarien festgenommen und an die deutschen Behörden ausgeliefert werden. Die Mutter hatte die Flucht unterstützt und war ebenfalls in Untersuchungshaft genommen worden.