Lutze von Wurmb (Vorsitzender DBG), Kathrin Weiß (Buga Erfurt), OB Anderas Bausewein (Erfurt), OB Harry Mergel (Heilbronn), Hanspeter Faas (Buga Heilbronn) und Jochen Sandner (DBG; v.l.) bei der Fahnenübergabe. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Der Himmel weinte, und es flossen auch echte Tränen, und es regnete auch noch mal viele Medaillen für die gärtnerischen Leistungen, als am Sonntag die Buga in Heilbronn mit einem Fest für die Bürger, der Fahnenübergabe an die nächste Buga-Stadt Erfurt und mit noch einmal 40.000 Besuchern an diesem Wochenende zu Ende ging. Zum Adieu sagen waren noch einmal 20.000 gekommen, sodass Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas als "letzte" Besucherzahl zwei Millionen und 320.000 nennen konnte.
Im Gegensatz zu der steif-verfrorenen Auftaktveranstaltung mit Bundespräsident Walter Steinmeier, bei dem Stuhlreihen von A- und B-Promis noch den "Heilbronn-Spirit" nach hinten verdrängten, war die Abschiedsveranstaltung in jeder Hinsicht gelungen - auch weil alle stehen mussten und weil sie nachvollziehbar machte, wie 173 Tage eine Stadt verändern können.
Als Innenminister Thomas Strobl ein ums andere Mal in seiner Rede "Danke Heilbronn!" in die Menge rief und Erfurts OB Andreas Bausewein ebenso begeistert "Glückwunsch Heilbronn!", konnte man sich darüber herrlich freuen, waren in diesem Augenblick auch jene vergessen, die lieber unken als loben, und dass es durchaus auch Reibungspunkte und -verluste gab, die bei einer Großveranstaltung wie dieser unvermeidbar sind.
An diesem Abend zählte eben, was bleibt, das, was sichtbar ist in Stein, Holz und Beton des Neckarbogens, im Grün und Bunt bleibender Park- und Gartenanlagen, in Orten voller Lebensqualität wie die Kinderspielplätze, die Wassertreppen zum Neckar, die Seen und die Kletterwand, die Fährlebühne aus Haßmersheim und der Campuspark. Und wenn jemand drei Millionen Euro übrig hat, dann könnten auch der bionische Holzpavillon und der aus Carbonfasern hierbleiben - ansonsten werden dafür Käufer gesucht.
Schon am Tag danach begann der Rückbau der Buga als Voraussetzung für den weiteren Aufbau des Neckarbogens. Bald wird auch der Fruchtschuppen Vergangenheit sein: Hier wird die Schwarz-Stiftung eine internationale Schule bauen. Dass für den so gelungenen Heilbronn-Pavillon keine weitere Verwertung gesucht und gefunden wurde, ist mehr als blamabel.
Und passt auch nicht in die so nachhaltig propagierte "Nachhaltigkeit" der Buga. Das macht Eppingen besser, hier interessiert man sich beispielsweise dafür, was man vor Ort aus den so beliebten "Gärten der Regionen" schöpfen könnte. Was man sonst noch alles an "Zukunft" erwarten kann, darüber wird OB Harry Mergel am 15. Oktober in einer Bürgerversammlung informieren.
Eines der Erfolgsgeheimnisse der Buga war, was Faas in den Jahren davor schon immer wieder ansprach: Das Wecken von Emotionen, die aber auch die Realität nicht aussparen, wie etwa die Besorgnisse um den Klimawandel, für die man "grüne Antworten" finden konnte, oder auch die, die durch Kunst geweckt werden - ob man sich nun lachend in der Reihe der kurios-lebensechten "Duscher" von Christel Lechner fand, oder zusammenzuckte vor der Installation von Andreas Mayer-Brennenstuhl mit Schwimmwesten von Flüchtlingen, ob man sich in der Musik mit Schlagerstars und Pop-Sängern wiederfand oder im Klassik-Programm des Württembergischen Kammerorchesters, das abertausenden Herzen und Ohren öffnete.
Emotionen überkamen dann ganz am Ende selbst den Buga-Chef, als er alle seine Mitarbeiter noch einmal, jeder mit Namen aufgerufen, auf der Bühne um sich versammelte, um ihnen zu danken, samt des Eingeständnisses, nicht immer ein guter oder geduldiger Chef gewesen zu sein.
Ein Abend der "Abrechnung" war es gewiss nicht, diese wird erst in einigen Monaten erfolgen; im Hinblick auf die Kosten mit größter Wahrscheinlichkeit ohne böses Erwachen. Und es war auch der Abschluss des beachtlichen und sehr gut angenommen kirchlichen Angebotes, passend mit einem Erntedankgottesdienst, auch das war das Richtige zu ebendieser Zeit und an ebendiesem Ort.
Mit zwei schwungvollen Mozart-Ouvertüren brachte das Heilbronner Sinfonieorchester schon vom ersten Moment an die richtige Stimmung in die Veranstaltung, zu der die Heilbronner in Scharen und teils auch mit Kind und Kegel kamen. Die Familienfreundlichkeit der Buga, auch sie war Teil des Erfolges, zeigte sich ja nicht nur in der Preisgestaltung (Kinder hatten freien Eintritt), sondern auch darin, dass sie, entgegen der ursprünglichen Absicht, an den heißen Tagen auch im Karlssee planschen durften.
Nicht wenige hätten sich gewünscht, dass auch "der" Treffpunkt der Buga schlechthin, die "Weinvilla", Bestand hat. Was die Wengerter der "Weinvilla" und die WG Heilbronn hier geboten hatten, war neben bester Werbung für Stadt und Wein auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt, wie es ihn bis heute nicht in der Stadt gibt.
Auch dieser "Wein-Geist" war integraler Bestandteil jenes "Heilbronn-Spirits" den man fast mit Händen greifen konnte, den jeder, vom OB angefangen, nun bemüht ist, zu erhalten. Und wie ihn auch Jochen Sandner, "Chef" der "Deutschen Buga GmbH" nun den Erfurtern wünschte, ihn aber in Mannheim noch vermisst.
Der aufgeblühte Tourismus, von dem auch schon die Region profitierte - Übernachtungszahlen belegen es -, ist eines der Felder, von dem man auch erwartet, dass die Buga-Saat aufgehen muss. Denn darin ist man sich in Heilbronn einig: Auch das Leben nach der Buga soll ein blühendes werden.