Ilse Weitbrecht wurde von der Bürgerstiftung für ihren vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz ausgezeichnet. Im Hintergrund die Laudatoren Bürgermeisterin Agnes Christner und Dr. Georg-Friedrich Mertz von der Bürgerstiftung. Foto: privat
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die kleine Charlotte Bommas an der großen Harfe eröffnet die stets auch festlich gestaltete Jahresversammlung der Bürgerstiftung Heilbronn. Sie gehört zu den Musikschülern, die von der Stiftung besonders gefördert werden: Im Laufe der Veranstaltung wird man noch andere ihrer Mitschüler erleben.
Das Portfolio der Bürgerstiftung ist breit aufgestellt: Es ruht auf vier Säulen, dem Bündnis gegen Gewalt (Prävention). Für Kinder und Jugend, Kultur und Heimat und Bürgerprojekte. Im kommenden Jahr werden Projekte gegen Gewalt und für Suchtprävention, wie sie an fast allen Heilbronner Schulen bereits stattfinden, im Mittelpunkt stehen, wie Karl Schäuble, Vorstand der Stiftung, ankündigte.
Im Rückblick hob er als ganz besonders gelungenes "Bürgerprojekt" die Begehbarmachung des Theresienturms hervor. Die Bürgerstiftung hatte sich vorgenommen, mit einer architektonisch anspruchsvollen Lösung die baulichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, plante, aus eigenen Mitteln 60.000 Euro für die 200.000 Gesamtkosten aufzubringen. Dank einer gezielten Spendenaktion kam diese Summe komplett zusammen, so dass die eingestellten 60.000 Euro im kommenden Jahr in die Präventionsprojekte fließen können.
Die Stiftung hat einen guten Stand in Heilbronn, findet Anerkennung, die sich auch in vielfältigen finanziellen Zuwendungen dokumentiert. Dies ist deshalb wichtig, weil aus dem Stiftungskapital von 1,5 Millionen Euro wie auch den derzeitigen Rückstellungen von über 600.000 Euro keine Zins-Gewinne für ihre Arbeit erwirtschaftet werden können.
Zur "Illustration" dessen, was man in der Prävention gegen Gewalt und Mobbing an Schulen tun kann, in dem man Kinder entsprechend schult, trugen sie mit ihren Auftritten bei, zeigten, wie man sich verbal und allein mit Körpersprache wehren kann. Gegen Gewalt im Netz gibt es zudem schon seit einigen Jahren das Projekt "Sicher im Netz", das Kinder bei Cybermobbing, aber auch ihre Eltern schult und stärkt.
Mit "Bewegt wachsen" wendet sich die Bürgerstiftung an Kinder mit motorischen Störungen, wobei auch deren soziale Entwicklung gefördert wird. Vieles davon geschieht in Zusammenarbeit mit den Sportvereinen. Fast 800 Kinder von 17 Kitas und 14 Grundschulen haben bisher daran teilgenommen. Polizeipräsident Hans Becker sagt deutlich, was er von den Programmen und Initiativen der Bürgerstiftung hält: Auch in Zahlen sei deutlich erkennbar, welchen Nutzen die Präventionsprogramme der Bürgerstiftung haben. Die Quote bei den hier "einschlägigen" Fällen sei in Heilbronn im Landesvergleich am niedrigsten.
Die Bürgerstiftung arbeitet ehrenamtlich - und sie schätzt das Ehrenamt anderer. Deshalb vergibt sie auch in jedem Jahr hoch dotierte Preise. In diesem Jahr gingen sie an acht Einzelpersonen und neun Gruppen. Den Ersten Preis hält Ilse Weitbrecht für ihren vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz, vom regelmäßigen Besuch von Altenheimbewohnern bis hin als Lesepatin und Unterstützerin der Kirchenmusik.
Der zweite Preis geht an Sybille Hoehne, die schon zu Beginn der Flüchtlingskrise, und damals auch gegen Widerstände, die Aktion "Kleiderspende für Flüchtlinge" ins Leben rief. Noch stolzer als auf den Preis ist sie darauf, dass sie Nadia Murad "eingekleidet hat", als diese als jesidischer Flüchtling nach Heilbronn kam, die Friedensnobelpreisträger von 2018, die inzwischen auch als Buchautorin und UNO-Sonderbotschafterin für die Rechte der Opfer von Menschenhandel bekannt ist.
Der dritte Preis geht an Sebastian Banzhaf und seine Frau Yvonne, deren Verein "Leinen los" sich seit 2015 um Obdachlose und Bedürftige kümmert und dafür unter anderem mit einem "Kältemobil" unterwegs ist. Unter den "Gruppenpreisträgern" waren viele Schüler verschiedener Altersstufen und ihre Lehrerinnen, die sich beispielsweise als "Pausenengel" engagieren oder in Konfliktsituationen helfen.
Eine der schönsten Förderungen aber ist die der Musikschüler. Wie sehr sich dies lohnt, zeigt dann am Schluss noch Samuel Santosa, der, weil er sich die rechte Hand gebrochen hatte, Alexander Skrjabins Prélude cis-moll op. 9 wählte und es konzertreif vortrug.