Im Oktober 2017 dominierten Baukräne und Bagger das Stadtsiedlungsareal auf dem Gelände der Bundesgartenschau. Nach dem Großereignis werden sich hier erneut viele Kräne drehen, wenn Anfang 2020 die weitere "Aufsiedlung" des Neckarbogens in Angriff genommen wird. In wenigen Jahren sollen in dem neuen Stadtteil 3500 Menschen leben. Foto: Armin Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Diesen Satz hört man in Heilbronn in letzter Zeit immer öfter: "Es gibt auch ein Leben nach der Buga." Und gelegentlich streitet man sich sogar darum, wer das "Erstgeburtsrecht" darauf hat. In einer der letzten Sendungen des ARD-Kulturmagazins "Titel-Thesen-Temperamente" wurde anlässlich des 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläums der Neckarbogen als ein städtebauliches Projekt vorgestellt, das die Vorgaben und den Geist dieser Bewegung eines sozialen Wohnens mit ästhetischen Kriterien zeitgemäß umsetzt. Dieses Lob, ausgesprochen von "höchster Stelle", verpflichtet und tat offenbar gut - auch das hörte man zuletzt oft.
Nun hat der Gemeinderat nach kurzer Diskussion der "Drucksache 001" geschlossen zugestimmt, dies allerdings erst, nachdem Oberbürgermeister Harry Mergel besänftigend erklärt hatte, dass es noch zu früh sei, die vor allem die Grünen bewegende Diskussion um weitere Tiefgaragen, Mobilität, die Zukunft der Kranenstraße und die Quote von sozial gefordertem Wohnbau zu diskutieren. Das werde man tun, wenn man so weit ist: im Herbst, nach der Buga, und vor allem nach der Kommunalwahl.
Dann wird sich zeigen, ob sich die Verwaltung ("Grundsätzlich ist der Neckarbogen als autoarmes Quartier geplant") mit ihren Vorschlägen für weitere Tiefgaragen, eventuell sogar von Hochgaragen, durchsetzen wird. Die kurze, kontroverse Diskussion zwischen Grünen und SPD gegen die CDU verdeutlichte das bereits, die Freien Wähler und die FDP wollen die Entscheidung den Investoren überlassen.
Immerhin: Der aus "Sparsamkeitsgründen" verschobene Bau der Fuß- und Radfahrerbrücke vom Bahnhof zum Neckarbogen wird nun mit Priorität angegangen - für die Planung wurden bereits zwei Millionen Euro ausgegeben, 13 Millionen hat die Verwaltung in den Etat gestellt, 3,6 Millionen Euro Landesförderung sind zugesagt. Die verbleibenden Freizeiteinrichtungen, wie beispielsweise der Neckaruferpark und die beiden Seen, sollen für alle Heilbronner gut zu erreichen bleiben. Und es soll auch mindestens eine Buslinie für den "Anschluss" des Neckarbogens geben.
Bei den Vorgaben, die die Stadt zur Vergabe der Grundstücke und den Maßgaben für die Bebauung gestellt hat, wird es bleiben, das "Gestaltungshandbuch" soll angepasst werden. Darüber herrschte Einigkeit. Diese Vorgaben, bei denen es um Qualität vor Quantität geht und Investoren den Zuschlag nicht nach dem höchsten Gebot, sondern nach dem besten Konzept erhalten, haben tatsächlich Aufsehen erregt: Die Qualitätskriterien umfassen "Architektur, technische Innovation, Nutzung".
Bewährt hatte sich, dass ein Investor nicht nur einen Architekten beschäftigen durfte, die Vergaben nicht "en bloc", sondern ebenfalls "Haus für Haus" erfolgten, und dass der Gemeinderat das letzte Wort bei den Entscheidungen hat. Umgehend nach dem Ende der Buga wird mit dieser weiteren "Aufsiedlung" begonnen, erste Baumaßnahmen sollen bereits ab Frühjahr 2020 stattfinden und bis 2027 sollen die angestrebten 3500 Heilbronner im neuen Stadtteil leben - und es wird auch eine Schule geben. Welcher Art, das wird dann feststehen, wenn der Schulbedarfsplan vorliegt.
Die bisherige Bebauung des Neckarbogens war der Buga GmbH und damit Geschäftsführer Hanspeter Faas übertragen worden. Dessen Tätigkeit in der Käthchenstadt endet mit der Bundesgartenschau. Danach wird das Amt für Liegenschaften und Stadterneuerung die Gesamtverantwortung übernehmen. Das umfasst die gesamte Projektentwicklung, das Projektmanagement, die Vermarktung, das Investorenauswahlverfahren, die Vertragsgestaltung einschließlich der Verhandlungen mit den Investoren und Architekten, die Qualitätssicherung und weitere anfallende Aufgaben.
Die Aufzählung umschreibt einen Teil des Umfanges dessen, was es hier zu bewältigen gibt. Dafür wird es zwei zusätzliche Vollzeitstellen geben. Mit dem Ausbau der Paula-Fuchs-Allee, die neue und bessere Verkehrsanbindungen bringen wird, wird auch für das Amt für Straßenwesen die Arbeit nicht weniger. Sie wird die Hafenstraße am Neckarkanal mit der neuen Bleichinselbrücke in Richtung Europaplatz und Stadtmitte verbinden, damit den Straßenring um die Heilbronner Innenstadt schließen und den Neckarbogen erschließen.