Die Fokussierung auf den regionalen Tourismus, die 2020 notgedrungen stattgefunden hat, soll 2021 fortgesetzt werden. Foto: HMG
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Dass im Corona-Jahr viele leiden, ist das eine, dass diese Leiden aber – so sieht man es auch bei der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) – ungerecht verteilt sind, das ist das andere. Als die HMG im zurückliegenden Spätsommer die stark "eingedampfte" Eröffnung eines nicht stattfindenden Weindorfes im Freien zu feiern wagte, gab es prompt einen "Shitstorm" – und einen weiteren nun jüngst, als bekannt wurde, dass HMG-Chef Steffen Schoch bereits geimpft ist, und zwar nicht als Marketingmann, sondern wegen eines sozialen Engagements. Dabei ist die HMG, die "Werbeabteilung" Heilbronns, seit Monaten am meisten wohl damit beschäftigt, immer wieder Absagen zu formulieren, sowohl für verschobene als auch neu geplante Alternativ-Veranstaltungen.
Auch die jüngste Nachricht aus dem Haus ist keine Überraschung: Nur 184.323 Übernachtungen konnten 2020 in Heilbronn gezählt werden. Das waren nicht einmal halb so viele wie im Vorjahr (418.527), das als Jahr der Bundesgartenschau allerdings auch als Rekordjahr in die Geschichte eingegangen ist. Es ist ein schwacher Trost, dass man damit nicht alleine steht: Auch die gerade veröffentlichten Statistiken des Landes zeigen die schwierige Lage des Tourismus, und viel besser sieht es auch für das Jahr 2021 im Städtetourismus nicht aus. Die Schlussfolgerung für die HMG lautet: Den Fokus 2021 wieder auf den regionalen Tourismus legen, unter dem Motto: "Urlaub in Heilbronnien".
Innerhalb des Verbundes "Städtekreis Tourismusmarketing Baden-Württemberg" hat sich auch die HMG an einem "offenen Brief" beteiligt, gerichtet an den für Tourismus zuständigen Minister Guido Wolf und an den Bundestourismusbeauftragten, den Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Bareiß, zusammen mit Heidelberg, Mannheim, Pforzheim, Baden-Baden, Karlsruhe, Ulm und Freiburg.
Darin fordern die Städte Unterstützung in der touristischen Vermarktung der kreisfreien Städte des Landes und beklagen zugleich, dass zugesagte Mittel bislang nur an die regionalen Organisationen des Landes und damit an die jeweiligen Regionen gehen. Die von der Krise besonders stark betroffenen Städte sind bisher hingegen leer ausgegangen, wird in dem Schreiben moniert. Das Land hatte zugesagt, im Jahr 2020 den Tourismus mit 4,5 Millionen Euro zu unterstützen.
In dem Brief heißt es weiter, dass die seit Jahren angemahnte Organisationsstruktur jetzt ihre Schwachstelle zeige: Der Städtetourismus im Lande werde darin vergessen. Es sei dringend, die Städte vonseiten des Landes direkt finanziell in ihren Marketingaktivitäten zu unterstützen und "uns nicht als Bittsteller bei den Regionen im Regen stehen zu lassen". Städte brauchten eine differenzierte Marketingstrategie; jede müsse mit ihren "eigenen herausragenden Merkmalen" werben können. Sie nehme damit ihr jeweiliges Umland mit – und nicht umgekehrt. In dem "offenen Brief" werden aber auch noch weitere Kritikpunkte an der Tourismusstruktur des Landes angesprochen.
Nur Schwarzsehen will die HMG aber auch nicht, es gab auch positive Aspekte. So habe, angelehnt an die Kampagne "Wir für HN", eine Fokussierung auf den regionalen Tourismus stattgefunden. Das Angebot der HMG dazu war vielseitig: Unter dem Motto "Urlaub in Heilbronnien" lud sie ein, die eigene Region als "touristische Destination" kennenzulernen, dies unter anderem mit kostenfreien Stadtführungen, Segway-Fahrten, Kanu-Touren, Angeboten der Kulturinstitute und der "Experimenta". So sei es gelungen, "den touristischen Blick auf die Heimat zu schärfen" sagt Schoch dazu.
Bei dieser Linie will man bleiben und dabei die "Schokoladenseiten" der Stadt zeigen: an drei Tourismus-Aktionstagen im April, Juni und August mit den Schwerpunktthemen Parks und Grünanlagen, Neckar und Wein. Besonders bei diesem Thema sucht man enge Kooperationen. Unter anderem geplant sind ein "Weingut-Hopping", eine Schnupper-Weinlese und Planwagenfahrten durch die Weinberge.
Auch Pauschalen zu aktuellen Ausstellungen der Kunsthalle Vogelmann und der "Experimenta" werden angeboten, und ab April soll es wieder Fahrten im Sightseeing-Bus in Heilbronner Mundart geben. Bis es wieder ein "normales" Programm gibt, kann man auf www.heilbronn.de/tourismus auf ein breites virtuelles Angebot zurückgreifen, dabei die Stadt und ihre Geschichte kennenlernen und dabei, das hofft man bei der HMG, Lust auf das bekommen, was im Sommer hoffentlich wieder "live" erlebbar sein wird.