Von Sören S. Sgries
Heidelberg. Wie schlimm wird das Jahr 2021 wohl werden? Das war eine der Fragen, die das Institut Allensbach im Auftrag der Tageszeitungen im Land über 1000 repräsentativ ausgewählten Baden-Württembergern stellte. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Befragten, insgesamt 51 Prozent, blickt mit Skepsis (31) oder Befürchtungen (20) ins neue Jahr. 40 Prozent sehen den kommenden zwölf Monaten mit Hoffnungen entgegen, so die Antworten, die im Umfragezeitraum vom 11. bis 21. Dezember gegeben wurden. Das Bemerkenswerte: Die Zahl der Optimisten steigt kontinuierlich. Noch im Oktober zeigten sich nur 30 Prozent der Befragten hoffnungsvoll. Die weiteren Ergebnisse im dritten "BaWü-Check":
> Jeder Fünfte mit Einkommenseinbußen: Die Corona-Krise macht sich im Geldbeutel vieler Baden-Württemberger bemerkbar. 18 Prozent der Befragten berichteten von Einkommenseinbußen. Bei den Berufstätigen war es sogar fast jeder Vierte (23 Prozent). Zwölf Prozent sagten, ihre wirtschaftliche Lage habe sich bereits verschlechtert – und eine genau so große Zahl fürchtete das für die Zukunft. Es gab aber auch einige, für die sich die wirtschaftliche Lage durch Corona verbessert hat. Sechs Prozent der Befragten gab das an.
> Kurzarbeit und Jobverlust: 14 Prozent der befragten Beschäftigten befanden sich zum Umfragezeitpunkt in Kurzarbeit. Weitere zehn Prozent sagten, sie waren bereits in Kurzarbeit, seien es jetzt aber nicht mehr. Den Arbeitsplatz wegen der Corona-Krise verloren haben nach eigenen Angaben vier Prozent der Befragten. Zwölf Prozent der Beschäftigten machen sich Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes.
> Entwicklung in nächster Zeit: In den kommenden Monaten wird eine eher ungünstige Entwicklung angenommen. Nur 28 Prozent der Bevölkerung erwarten 2021 einen Aufwärtstrend in der Wirtschaft. Dass es abwärts geht, befürchten hingegen 37 Prozent. Damit sind die Zahlen aber noch positiver als im Bundesvergleich: Dort erwarten 46 Prozent eine negative und 17 Prozent eine positive Entwicklung. Einen Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchten 69 Prozent der Befragten. Auch zahlreiche Insolvenzen werden erwartet: 56 Prozent der Befragten sagten, viele Unternehmen und Selbstständige werden aufgeben müssen. Hier unterscheidet sich der Blick aber je nach persönlicher Erfahrung. Von denjenigen, die sich selbst als "Opfer" der Corona-Krise sehen, erwarten 66 Prozent viele Firmenpleiten. Bei den "Profiteuren" der Krise teilen diese Einschätzung nur 38 Prozent.
> Verödung der Innenstädte: Dass die Corona-Krise die Stadtkerne verändert, dem stimmen 70 Prozent der Befragten zu. Nur 15 Prozent halten entsprechende Warnungen für übertrieben. Von denen, die eine Verödung erwarten, denken 40 Prozent, dass ein dauerhafter Attraktivitätsverlust eintreten wird. An eine rasche Wiederbelegung glauben nur 14 Prozent.
> Leitbranche in der Krise: Dem zweitwichtigsten Industriezweig neben dem Maschinenbau, der Automobilindustrie, trauen nur noch 30 Prozent der Befragten zu, dass er auch künftig zu einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen wird. 49 Prozent erwarten, dass diese Industrie an Bedeutung verlieren wird.
> Rückstand bei der Digitalisierung: Schlechte Noten für die Unternehmen im Ländle in Sachen Digitalisierung: 59 Prozent der Befragten sagen, die Unternehmen "hinken hinterher". Nur 21 Prozent sehen die Firmen gut aufgestellt.
> Starkes Wirtschaftsland: Trotz großer persönlicher Betroffenheit durch die Corona-Krise: Grundsätzlich halten die Baden-Württemberger ihr Land für wirtschaftlich stark aufgestellt. 57 Prozent schätzen die wirtschaftliche Lage als gut (51) oder sogar sehr gut (6) ein. Wobei hier die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auffällig sind: Während 68 Prozent der Männer eine gute Wirtschaftslage sehen, sind es bei den Frauen nur 47 Prozent. Und auch die Bildung spielt eine Rolle. Bei höherer Schulbildung zeigen sich fast drei Viertel der Befragten optimistisch, während bei niedriger Bildung nur 45 Prozent zufrieden sind.
> Muss der Ministerpräsident mehr tun? Nur 39 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass sich Winfried Kretschmann ausreichend für die Wirtschaft einsetzt. Fast genau so viele, nämlich 38 Prozent, fordern mehr Engagement. Spannend ist dabei die Beurteilung der Regierungspolitik zu Klimaschutz und Wirtschaftswachstum: 24 Prozent werfen der grün-schwarzen Landesregierung vor, sie konzentriere sich zu sehr auf den Klimaschutz. Ebenso viele sehen eine zu starke Konzentration auf die Wirtschaft. 22 Prozent sagen, beide Ziele werden gut miteinander vereinbart.