Bundesgartenschau

"Forum Heilbronn" als Präsentationsfläche

Bundesgartenschau soll auch Schaufenster für Landkreis und die Stadt Heilbronn werden - Zeitlich aber in der Bredouille

23.08.2017 UPDATE: 24.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Der neue Stadtteil Neckarbogen auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2020 wächst imposant - die Stadt Heilbronn will mit den modernen Bauten auch ihre Innovationskraft unterstreichen. Foto: Endres

Von Brigitte Fritz-Kador

Ein kräftiges "Guten Morgen, auch schon aufgewacht!" sagte niemand. Aber etliche Stadträte haben es schon gedacht, bei der Sitzung des Gemeinderats. Von dem Punkt auf der Tagesordnung hatten sie erst vor wenigen Tagen Kenntnis bekommen: Wie wird sich die Stadt Heilbronn auf der Buga präsentieren, wie viel wird es kosten, wie soll das aussehen? Und warum ist das Ganze auch etwas peinlich? Weil der Landkreis Heilbronn dafür erstens genauso viel ausgibt wie Stadt, also eine halbe Million Euro, vor allem aber, weil er längst ein ebenso komplexes wie ambitioniertes Konzept vorgelegt und damit auch die Latte hochgelegt hat, so dass man sich in Heilbronn wird gewaltig strecken müssen.

Zudem kann der Landkreis mit einer Architektur für seinen Pavillon punkten, für die ihm auch deshalb die Heilbronner dankbar sein müssen, weil sie den Anspruch unterstreicht, den OB Mergel immer mit dem Wort "Stadt-Expo" für die Buga betont. "Wir dürfen nicht kleckern, wir müssen klotzen" sagte Stadtrat Rainer Hinderer, Karl-Heinz Kimmerle (Grüne) sprach es dann auch offen aus: "Der Landkreis setzt den Maßstab!"

Es ist die zweite Panne, sieht man von dem gestrichenen Brückenbau ab, die den Buga-Machern da unterlaufen ist. Schon das Problem der Erreichbarkeit per Bahn hatte man verschlafen. Jetzt steht man staunend davor, was der Landkreis zuvor in aller Effizienz als ein dickes Bündel durchdachter Ideen für seine Selbstdarstellung auf der Buga auf die Beine brachte. Gerade mal zwei Blätter "dick" ist dagegen die Verwaltungsvorlage für das "Forum Heilbronn" und noch dünner der Zeitplan, jetzt rund 600 Tage vor der Buga. Mitte September soll der Vorentwurf vorliegen, Mitte Oktober die Entscheidung fallen, die Genehmigung Mitte 2018 erfolgen, die Bauausführung schon im Oktober 2018 fertig sein, Umfeld und gärtnerische Anlagen dann im März 2019.

Eröffnet wird die Buga am 17. April 2019. Die Lage am Haupteingang (nahe dem Bahnhof und der Jugendherberge) wird von einigen Stadträten als weniger optimal angesehen als die des Landkreis-Pavillons im so genannten Neckarhabitat. Also da, wo der Neckaruferpark eine besondere Idylle und Attraktion mit Aufenthaltsqualität darstellt. Das Forum soll die Gäste der Stadt und der Buga empfangen, Präsentationsplattform der Stadt und Ausgangspunkt der Führungen sein.

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Die Finanzierung klingt wie aus Hut gezaubert, eine Kostenstelle dafür gab es weder im Haushalt noch im Buga-Etat, wie OB Mergel nachschickte. Finanziert wird jetzt außerordentlichen Erträgen beim Straßenwesen, einer Rückzahlung der Stadtwerke Heilbronn und einer Umsatzsteuerrückerstattung. Was immer hier entstehen und gebaut werden wird, soll nach der Buga ein "funktionaler und qualitativer Bestandteil" in einer Schule oder Kindertagesstätte werden".

Ohne Wettbewerb und in offenbarer Eile wurden für die Freiflächengestaltung Biegert Landschaftsarchitekten (Bad Friedrichshall), für das Kommunikationsdesign die Gruppe sepia Heilbronn und als Architekten das Büro "Joos Keller" in Stuttgart beauftragt.

Bionische Architektur nennt man das Konzept, das der Gestaltung des Pavillons des Landkreises (reine Baukosten 180.000 Euro bei einem Gesamt-Etat von 500.000 Euro) zu Grunde liegt.

Keine ganz neue Gestaltungsidee, aber so umgesetzt, dass einmal durch die attraktive Optik wie auch die spiralförmige Gesamtanlage deutliche Sogwirkung entsteht, aber auch dem Anspruch der Stadt Heilbronn einer "Stadt-Expo" auf der Buga sehr gut tun wird. Genauso entscheidend aber ist auch, was im Innern stattfindet, wofür der Landkreis und die Touristikgemeinschaft "Heilbronner Land" stehen, was sie für ihre "Marke" einbringen. "Den Landkreis mit allen Sinnen erleben" heißt das Motto dafür.

Dargestellt werden sollen die hohe Wirtschafts- und Innovationskraft, Lebensqualität und Attraktivität als Wohnstandort wie auch die touristische Attraktivität in einer Art, die die Besucher emotional erreicht und zum Wiederkommen anregt. Man rechnet mit 12.000 am Tag bei 2,5 Millionen Buga-Besuchern insgesamt. Ihre Neugierde soll in dem weitläufig angelegten Themengarten geweckt und im Innern des Pavillons dann vertiefend befriedigt werden, zeigen, was der Landkreis bei Tourismus, Kultur, Lebensraum und Wirtschaft zu bieten hat.

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