Baden-Württemberg

Eltern haben Bedenken gegen Microsoft an Schulen

Eisenmann überprüft Digitalisierung in Gemeinschaftsschule. Datenschutz schürt Bedenken.

28.09.2020 UPDATE: 29.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden
In einer 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Leutenbach erkundigt sich Susanne Eisenmann über Tablets. Foto: dpa

Von Felix Schröder und Axel Habermehl

Stuttgart. So wenig Aufmerksamkeit bekommt die Kultusministerin selten. Die Viertklässler beachten Susanne Eisenmann (CDU) kaum. Eisenmann huscht um die vier Mädchen herum, doch die drehen das Tablet immer wieder anders herum – die Politikerin sieht kaum etwas. Die Schülerinnen müssen ein Gedicht als eigenes Video mit einem Videoschnittprogramm erstellen. "Ich kann da nur staunen", sagt Eisenmann, die nächstes Jahr gerne Ministerpräsidentin in Baden-Württemberg werden möchte. Ein Video habe sie noch nie geschnitten.

Am Montag besucht sie die Gemeinschaftsschule Leutenbach (Rems-Murr-Kreis), um sich anzuschauen, wie es um die Digitalisierung dort bestellt ist. "Sie sehen eine Schule, die ganz normal ist, keine Vorzeigeschule", sagt Schulleiterin Sonja Frech zur Begrüßung. Frech erhofft sich von dem Besuch der Ministerin einen Anschub bei digitalen Themen.

Vor allem bei der Wartung der Endgeräte hapert es nach Ansicht der Rektorin. An der Schule gibt es 100 Endgeräte wie Laptops und Tablets für etwa 465 Schüler. "Die Wartung ist das Hauptproblem", sagt auch Lehrerin Eleni Himonidou, die Informatik im Nebenfach studiert hat. "Ich nutze Inhalte aus dem Informatikstudium heute mehr als irgendwelche Deutsch-Lektüren". Fächer wie Geschichte oder Deutsch müssten viel digitaler gedacht werden, ginge es nach ihr. Die Lehrer alleine könnten das nicht stemmen, sind sich Rektorin Frech und Himonidou einig.

Während 25 Viertklässler mit acht Tablets fleißig Videos schneiden, hängen im Flur teilweise Kabel aus der Decke. "Wir sind immer noch in Renovierung", erklärt Bürgermeister Jürgen Kiesl. Doch wie digital ist die Schule aus Sicht der Schüler? Die Viertklässler finden das Schneiden am Tablet "cool". Ein Neuntklässler aus der Klasse von Himonidou sagt, es gebe nicht so "arg viel Digitales an der Schule". "Das Höchste der Gefühle ist oft nur das Googeln, wenn es uns der Mathelehrer erlaubt."

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Das könnte sich laut Eisenmann bald ändern. Die Verhandlungen für zusätzliche Computer-Experten an Schulen sollen zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. "Wir sind dabei. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahres verhandelt haben, wie die Finanzierung aussehen soll", sagt die Ministerin.

Aber es gibt Baustellen auch in anderen Bereichen. Eltern- und Lehrerverbände versuchen, die Beteiligung des US-amerikanischen Softwarekonzerns Microsoft an der geplanten Bildungsplattform für die Schulen in Baden-Württemberg zu verhindern. Ein Bündnis aus Landeselternbeirat, den Arbeitsgemeinschaften gymnasialer Elternvertreter (ARGE) und dem Landes-Philologenverband stellte am Montag eine Reihe von Forderungen an die im Aufbau befindliche Plattform vor.

Zu diesen "Grundvoraussetzungen" zählt das Bündnis die Einhaltung des Datenschutzes und des Schutzes der Persönlichkeitsrechte aller Nutzer. Alle verwendeten Server müssten innerhalb der EU betrieben werden. Zudem müsse der deutsche Staat über alle erhobenen Daten "absolute Souveränität ausüben".

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