Selbst wenn die Klassenzimmer mit Filtergeräten aufgerüstet werden: Die Pflicht zum Stoßlüften bleibt. Archivfoto: Daniel Bockwoldt
Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die Schulen in Baden-Württemberg bekommen mehr Geld zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Die Landesregierung legt ein 40 Millionen Euro schweres Förderprogramm für Schulträger auf, aus dem jede Schule ein Budget erhalten soll. Das grün-schwarze Kabinett berät am Dienstag ein entsprechendes Konzept von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Eine Zustimmung gilt als gesichert.
Das Programm ist Teil des Corona-Nachtragshaushalts der Landesregierung. Das Geld soll an die meist kommunalen Schulträger fließen. Sie sollen es entweder zur Digitalisierung der Schulen verwenden oder für "raumlufthygienische Maßnahmen zur Gesunderhaltung", wie es in der Kabinettsvorlage heißt – also für Luftfilter-Anlagen oder CO2-Sensoren für Klassenräume.
Insbesondere Hygieneauflagen und Fernlern-Angebote stellten Schulen vor Herausforderungen, heißt es in dem von Eisenmann unterzeichneten Papier. "Diese zu bewältigen, bedarf es vor Ort der Möglichkeit, Investitionen zu tätigen, beispielsweise in Software, die das Fernlernen unterstützt oder Ausstattung zur besseren Umsetzung der Hygieneanforderungen in Bezug auf die Raumluft".
Wie hoch die "schulscharfen Budgets" sind, ist unterschiedlich, es hängt von der Größe einer Einrichtung ab. Jede Schule soll einen Sockelbetrag von 3000 Euro bekommen. Bei landesweit rund 4500 Schulen sind das 13,5 Millionen Euro. Der Rest des Geldes, rund 26,5 Millionen, soll schülerbezogen verteilt werden. Der Anteil einer Schule ergibt sich aus dem Verhältnis ihrer Schülerzahl zur Gesamtschülerzahl im Land. Pro Kopf geht es demnach um rund 24 Euro. Eine kleine Schule mit 100 Schülern käme also insgesamt auf ein Budget von etwa 5400 Euro, eine mittlere mit 500 Schülern auf etwa 15.000 Euro.
Angekündigt hatte Eisenmann das Programm vor knapp zwei Wochen. "Wir planen einen Fonds von 40 Millionen Euro, wo wir Schulen Budgets zuweisen – Corona-Schulbudgets", sagte sie. Lehrer-Organisationen wie der baden-württembergische Philologenverband und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatten die Pläne begrüßt.
Die Schulträger müssen die Mittel auch tatsächlich schulscharf verwenden und zwar "im Benehmen" mit den jeweiligen Schulleitungen. Sie dürfen das Geld also, wenn sie für mehrere Schulen zuständig sind, nicht nach eigenem Gutdünken verteilen. Jede Schule muss den ihr zugedachten Anteil erhalten.
Der Städtetag hat seine Mitglieder dieser Tage, nach einem Gespräch mit Eisenmann, über das Programm informiert. "Die Mittel können ganz unkompliziert für Anschaffungen im Bereich der Digitalisierung eingesetzt werden, ebenso auch für Anschaffungen für raumlufthygienische Maßnahmen zur Gesunderhaltung an Schulen", heißt es in einem Schreiben vom vergangenen Freitag. Norbert Brugger, zuständiger Dezernent des Städtetags, geht davon aus, dass der Großteil des Geldes wohl in den Bereich Digitalisierung fließen werde.
Bei den bundesweit viel diskutierten Lüftungsgeräten sei man eher skeptisch. Lüften über die Fenster sei das Mittel der Wahl. Etwa 95 Prozent aller Klassenräume im Land könnten auch tatsächlich gut gelüftet werden. Die übrigen würden meist nicht für Unterricht genutzt. Das vom Land per Verordnung vorgeschriebene regelmäßige Stoßlüften ersetzen könnten solche Geräte ohnehin nicht. Zudem kosteten geeignete mobile Geräte rund 4000 Euro pro Stück.