Warum Petra Olschowski die logische Nachfolgerin von Theresia Bauer ist
Die Staatssekretärin soll die neue Wissenschaftsministerin werden. Theresia Bauer will sich ganz auf die Heidelberger OB-Wahl konzentrieren.

Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Für die näher rückende Delegationsreise von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in diesem Herbst hat sich seine Parteifreundin Petra Olschowski noch als Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst angemeldet. Wenn der Flieger am 2. Oktober 2022 abhebt, wird die 57-Jährige indes nicht mehr als Staatssekretärin, sondern als Ministerin an Bord sein.
Kretschmann habe sich auf die frühere Rektorin der Staatlichen Akademien der Bildenden Künste Stuttgart als Nachfolgerin der scheidenden Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) festgelegt, erfuhr diese Zeitung aus zuverlässigen Quellen. Die Personalie solle in Kürze auch offiziell kommuniziert werden. Die Wahl der neuen Wissenschaftsministerin durch den Landtag ist intern bereits auf den 28. September terminiert.
Der Wechsel an der Spitze eines der wichtigsten Fachressorts der Landesregierung wird erforderlich, weil Bauer am 6. November in Heidelberg dem parteilosen Amtsinhaber Eckhart Würzner den Oberbürgermeister-Posten abjagen will. "Es gibt keinen Rückfahrtschein", hatte die 57-Jährige bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur im März angekündigt. Deshalb werde sie rund sechs Wochen vor der OB-Wahl ihr Ministeramt abgeben; lediglich ihr Landtagsmandat werde sie im Falle einer Niederlage behalten.
Wenn man so will, ist Olschowski die logische Nachfolgerin: Die gebürtige Stuttgarterin ist seit 2016 Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium und mit dem Ressort und seinen Themen bereits bestens vertraut. Anfangs fast ausschließlich für den Kunstbereich zuständig hat Olschowski ihre Kompetenzen nach und nach ausgeweitet. So ist sie unter anderem Aufsichtsratsvorsitzende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW).
Auch interessant
Ihr weiterer Aufstieg dürfte damit weder die grüne Partei noch den Koalitionspartner CDU – dessen Spitzen bereits informiert sind – überraschen. Das war bei ihrer Ernennung zur Staatssekretärin vor sechs Jahren noch anders. Damals hatte die in der für die Grünen wichtigen Kunstszene angesehene und gut vernetzte Seiteneinsteigerin kein Beobachter auf dem Zettel gehabt. Für die Grünen sitzt Olschowski seit 2021 als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Stuttgart IV auch im Landtag.
Das Wissenschaftsressort hat für Kretschmanns Partei eine enorme Bedeutung: Sie sieht es als eine Art "grünes Wirtschaftsministerium", mit dem man Zukunftsthemen besetzen kann. Olschowski sei wertegebunden, sach- und lösungsorientiert und habe eine schnelle Auffassungsgabe, beschreibt ein grünes Kabinettsmitglied die Kollegin. Bis zu ihrer Berufung ins Kabinett hatte sie auch unter dem Adelstitel Petra von Olschowski firmiert, was als Pseudonym etwa für ihre publizistische Tätigkeit nach einer von der FDP angeforderten Auskunft des Innenministeriums legitim war. Bei der Familie ihres österreichischen Vaters war das Adelsprädikat bis 1919 Bestandteil des Familiennamens gewesen.
Schwer tut sich Kretschmann offenbar mit der Nachbesetzung des dann freiwerdenden Staatssekretärspostens. Gut möglich, dass er – wie 2016 mit Olschowski – bei dieser Besetzung erneut nicht auf ein Mitglied der Landtagsfraktion setzt. Die intern diskutierte Idee, die grüne Bildungsstaatssekretärin Sandra Boser zur Kunst-Staatssekretärin zu machen, ist jedenfalls verworfen worden. Bosers Kompetenzen werden in ihrem angestammten Ressort gebraucht.
Olschowski, die mit dem Krimiautor Wolfgang Schorlau liiert ist, hatte nach einer Lehre als Einzelhandelskauffrau Kunstgeschichte und Germanistik studiert und zunächst als Redakteurin bei der Stuttgarter Zeitung gearbeitet. 2002 übernahm sie die Geschäftsführung der Kunststiftung Baden-Württemberg. 2010 wurde sie Rektorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 2013 auch Vorsitzende des Württembergischen Kunstvereins – bis sie 2016 Kretschmanns Ruf in die Politik folgte.



