Nach der Vogelgrippe ist vor der Vogelgrippe
Hauk fordert neue Regeln für Freiland-Eier – Die Stallpflicht im ganzen Land ist beendet – Geflügelzüchter bleiben skeptisch
Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die EU sollte nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) ihre Regeln für den Verkauf von Hühnereiern ändern. Das sagte Hauk am Freitag bei der Vorstellung von Reaktionen auf die vorerst überwundene Vogelgrippewelle. "Wenn eine Vogelgrippe-Periode 14 oder 16 Wochen dauert, sollten Eier auch 14 oder 16 Wochen lang ohne Umetikettierung verkauft werden dürfen", sagte Hauk. Er werde sich "in Berlin und Brüssel dafür starkmachen, die geltenden Vorschriften weiterzuentwickeln und anzupassen".
Wegen der Ansteckungsgefahr wurden in den vergangenen Monaten bundesweit viele "Freiland-Hühner" auf behördliche Anordnung in Ställe gesperrt. Die Eier solcher Tiere dürfen laut geltender Regelung nur noch zwölf Wochen lang als "Freiland"-Eier verkauft werden. Danach gelegte Eier werden mit "Bodenhaltung" markiert.
Anders ist die Lage bei Bio-Eiern. Diese dürfen auch dann unter der Auszeichnung "bio" verkauft werden, wenn die Hühner längere Zeit im Stall leben. Entscheidend sind hier vor allem das Futter und die Medikation. Nach Hauks Ansicht benötigen aber auch Hühnerhalter, die "Freiland"-Eier produzieren, im Fall von Vogelgrippe-Ausbrüchen "ausreichende Planungs- und Vermarktungssicherheit".
Sollte Brüssel nicht reagieren, hofft Hauk auf den Handel, um Kunden mit Zusatzetiketten oder Sonderregalen die temporäre Stallpflicht zu erläutern.
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In Baden-Württemberg, wo sich die Vogelgrippe seit November 2016 ausbreitete, waren diesmal keine Halter von der Zwölf-Wochen-Regel betroffen. Anfang Februar wurde die Stallpflicht für viele Regionen gelockert. Inzwischen ist sie landesweit aufgehoben. Bis dahin wurden rund 300 Wildvögel positiv getestet, Nutzgeflügel war nicht betroffen. Der letzte am H5N8-Virus gestorbene Schwan wurde am 22. Februar in Ulm gefunden. "Unsere Biosicherheits-Maßnahmen haben gegriffen", sagte Hauk.
Für mehr Schutz fordert Hauk nun den Bund auf, Züchter besser über Hygienestandards und Infektionsschutz zu informieren. Sein Papier sieht unter anderem vor, dass Futter nicht im Freien gelagert werden darf, um eine Ansteckung über den Kot von Wildvögeln zu vermeiden. Auch sollen Schuhe vor dem Betreten der Ställe gewechselt werden. Vor allem bei Puten müssen Lastwagen nach jedem Transport desinfiziert werden.
Die Geflügelhalter zeigten sich nach Ende der Stallpflicht skeptisch: "Die Vogelgrippe wird wiederkommen, und dann ist die große Frage, was man tun kann", sagte der Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbands, Anton Weiß. Sollten derartige Fälle öfter vorkommen, sei die Freilandhaltung Geschichte.
Die SPD kritisierte die getroffenen Maßnahmen: "Die pauschale Stallpflicht schoss über das Ziel hinaus", sagte Fraktionsgeschäftsführer Reinhold Gall. "Es hätte völlig ausgereicht, nur in Risikogebieten am Bodensee und an größeren Gewässern diese Maßnahme zu ergreifen." Ähnlich sieht das Andreas Gronmaier vom Riesenhof bei Ravensburg. Er betonte, die monatelange Stallhaltung sei für die Tiere nicht gut. Hauk glaubt hingegen an die Zwangsquarantäne: "Ich habe lieber eine eingesperrte Ente als eine tote Ente."